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Wie Kinder im Teufelskreis der Armut leben

Journalistin und stellvertretende UNICEF-Vorsitzende Maria von Welser bei VHS-Semestereröffnung

Von Sven Koch

Einschreiten gegen Kinderarmut: TV-Journalistin Maria von Welser bei der Semestereröffnung der Detmolder VHS.
Einschreiten gegen Kinderarmut: TV-Journalistin Maria von Welser bei der Semestereröffnung der Detmolder VHS. (© Foto: Koch)

Als eine weise Entscheidung bezeichnete die stellvertretende UNICEF-Vorsitzende Maria von Welser das Hartz-IV-Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die Journalistin las zur Semestereröffnung der VHS.

Detmold. Fußspuren führen die Treppen zur alten Aula des Leopoldinums hinauf – Umrisse, die aus Papier ausgeschnitten worden sind und zeigen sollen: Armut hinterlässt Spuren. Auch in Detmold. Darauf geht Bürgermeister Rainer Heller ein, als er die vielen Zuhörer begrüßt, die zur Semestereröffnung der Volkshochschule gekommen sind. Vorher bedankt er sich bei den Schülern der Klasse 8a. Sie haben gerade einige Szenen gespielt, die Situationen von Kinderarmut darstellten.

Und genau darum geht es: um Kinder, um Chancen und Teufelskreise. Als Referentin ist Maria von Welser gekommen. Sie leitet das NDR-Studio in Hamburg, ist bekannt als früheres Gesicht und Stimme der Sendung "Mona Lisa" und hat ein Buch über Kinderarmut geschrieben, aus dem sie lesen wird. Ein Honorar nehme von Welser, die auch stellvertretende Bundesvorsitzende von Unicef ist, nicht, erklärt VHS-Leiterin Dr. Birgit Meyer-Ehlert. Aber einige Spendenkörbe machen die Runde.

Bürgermeister Rainer Heller zitiert aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zu Hartz 4, in der die Richter unter anderem das Berechnungsmodell rügen. Das Urteil erscheint an diesem Abend wie eine Punktlandung. Heller betont, Detmold mache einiges, um Eltern und ihre Kinder zum Beispiel beim Kauf von Schulbüchern zu unterstützen. Und er kenne Lehrer, die morgens Brötchen mitbringen, weil sie es nicht ertragen, Kinder mit Hunger vor sich zu sehen.

Dann liest Maria von Welser aus ihrem Buch. Drei Jahre lang hat sie in Hamburg Kinder begeleitet, deren Eltern von Hartz-4 leben müssen. Unprätentiös schildert die Journalistin darin den Alltag – ausfallende Frühstücke, die Angst vor Klassenausflügen als finanzielle Dramen und die Scham, den  Kindergeburtstag zuhause zu feiern. Aber es geht auch um die Mütter, die trinken, von 19,60 Euro pro Monat sich und zwei Kinder durchbringen müssen und längst wieder als Friseurin arbeiten würden, wenn nicht  ein Fachmann erklärt hätte: Unter 2050 Euro brutto lohnt das nicht. So viel bekommt eine Friseurin aber nicht. "Unter anderem deswegen", sagt Maria von Welser und legt ihr Buch zur Seite, "war es klug und weise, wie das Bundesverfassungsgericht geurteilt hat."

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