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Ein Herz für die Villa auf dem Hügel

Haus des Kinderschutzbundes besteht seit 25 Jahren und ist für viele zur zweiten Heimat geworden

Von Andreas Beckschäfer

Freuen sich über das Jubiläum: Jürgen Tank und Corinna Peter-Werner nehmen Mickel in ihre Mitte, der in der Feierstunde allen Gästen mutig aus einem Buch vorgelesen hat. - © Foto: Preuss
Freuen sich über das Jubiläum: Jürgen Tank und Corinna Peter-Werner nehmen Mickel in ihre Mitte, der in der Feierstunde allen Gästen mutig aus einem Buch vorgelesen hat. (© Foto: Preuss)

Seit 25 Jahren thront die Villa am Hügel am Hiddeser Berg in Detmold. Für viele Kinder und Jugendliche ist das Haus des Kinderschutzbundes in dieser Zeit zu einer zweiten Heimat geworden.

Detmold. Jürgen Tank lächelt gedankenverloren, als er durch den prallgefüllten Presseordner blättert, der vor ihm auf dem Tisch liegt. Die Villa am Hügel hat in ihrer 25-jährigen Geschichte viele Schlagzeilen geschrieben: Unzählige Artikel über Feste wie den "Villa-Jahrmarkt", jährliche Aktionen zum Weltkindertag oder umfangreiche Anbauprojekte haben sich in dieser Zeit angesammelt.

"Mit unserer eigentlichen Arbeit hat das alles allerdings wenig zu tun", bemerkt der Einrichtungsleiter. Das Alltagsleben prägen - damals wie heute - eben nicht die öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen, sondern die Kinder und Jugendlichen, die in den Räumen der Villa betreut werden. Mittlerweile schon in zweiter Generation, wie Tank nicht ohne Stolz feststellt: "Wir haben heute Kinder hier, deren Eltern bei uns damals das Essen mit Messer und Gabel gelernt haben".

Strukturell hat sich in einem Vierteljahrhundert viel geändert im Haus des Kinderschutzbundes, die pädagogischen Konzepte wurden stets an die jeweiligen Zeiten und Bedürfnisse angepasst. Das Spaßmobil "Villa Winzig" ist seit 1997 mit seinen Spielzeugen in Detmold unterwegs, im Jahre 1999 stieg die Einrichtung mit dem Kooperationsprojekt "GRÜN" in die ambulante Jugendhilfe ein.

Seit 2000 wird das Streetwork der Stadt Detmold von hier aus gesteuert, 2006 hat der Kinderschutzbund die Trägerschaft für die Offene Ganztagsschule "Hilda Heinemann" übernommen. Das jüngste Projekt ist die Eröffnung des Jugendbüros in Heidenoldendorf.

Die Kernaufgabe jedoch ist geblieben, denn die "Villa am Hügel" thront letztlich eben deshalb am Hiddeser Berg, weil hier vor 25 Jahren durch den Zuzug vieler Migranten und eine hohe Arbeitslosenquote ein neuer sozialer Brennpunkt in Detmold zu entstehen drohte. Viele Schwierigkeiten seien durch die langjährige Arbeit der Villa entschärft worden, stellt dazu die Vorsitzende des Trägervereins, Corinna Peter-Werner, fest.

Was die "Villa" vielen Kindern und Jugendlichen bedeutet, beschreibt Ramzy Yalcin, der vor 25 Jahren als Kind am Hiddeser Berg lebte: "Wir waren Flüchtlinge und haben die Sprache nicht verstanden. Ohne die Villa hätte ich meinen Weg niemals gehen können", erinnert sich Yalcin, der heute als Rechtsanwalt in Detmold arbeitet. "Die Menschen dort haben mich immer sehenden Auges gefördert", ergänzt er. Und dieses über Generationen gewachsene Vertrauen, drückt sich nicht nur in Worten aus: Vor zwei Jahren hat er seinen Sohn in der Villa angemeldet.

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