Herdenschutz in Dörentrup: Experten diskutieren über den Wolf

Dörentrup. Mit dem Themenabend &bdquo;Der Wolf ist angekommen - brauchen wir neue Wege für ein Miteinander?“ hat der Dörentruper Verein &bdquo;Tiere im Dorf“ die Veranstaltungsreihe zu Natur-Themen fortgesetzt. 84 Zuhörer und der türkische Herdenschutzhund &bdquo;Buddy“ verfolgten die kontroversen, aber immer sachlich vorgetragenen Argumente der Referenten Thomas Pusch (Wolfsbeauftragter des BUND Lippe), Ortrun Humpert (Schäferin aus Löwendorf und Vorsitzende der Schäferzüchtervereinigung NRW) sowie Rudolf Alteheld (Förster und Leiter des Geschäftsbereiches Forst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen), auch wenn es aktuell keine Sichtungen in Lippe gab.

Der Wolf ist angekommen Als Moderator eröffnete der Vorsitzende des Vereins &bdquo;Tiere im Dorf“, Rudolf Diekmeier, die Veranstaltung mit ein paar grundsätzlichen Angaben: &bdquo;Vor zehn Jahren hieß es ,Der Wolf ist zurück´, heute ,Der Wolf ist angekommen´, bei den Germanen war der Wolf hoch geschätzt, im Mittelalter als Bestie so gut wie ausgerottet, durch die Umstellung des Menschen vom Ackerbauer zum Viehhalter ist der Wolf zum Feind geworden.“

&bdquo;Im Jahr 1999 wurde der erste Einzelwolf in Deutschland gesichtet, im Jahr 2000 beginnt die Reproduktion der hier lebenden Tiere,“ begann Thomas Pusch sein Kurzreferat: &bdquo;Der Wolf war mal das meist verbreitete Säugetier der Nordhalbkugel der Erde. Gloria hieß der erste Wolf in NRW, als Kulturfolger hat er auch unter den Förderbändern des Braunkohletagebaus übernachtet.“ Der Familienverband bestehe in der Regel aus den Eltern, den Einjährigen und den Welpen. &bdquo;Wölfe sind keine hundert Meter Sprinter, sondern Marathonläufer. Als Waldwanderer legen sie große Distanzen zurück“, so Pusch.

Rahmenbedingungen für ökonomische Weidetierhaltung Schäferin Ortrun Humpert beschrieb die Situation aus Sicht der Weidetiere: &bdquo;Ein Wolf frisst Weidetiere. Schafe sind unersetzlich. Will der Staat, beziehungsweise die Gesellschaft, den Wolf wieder einbürgern, müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit eine ökonomische Weidetierhaltung möglich bleibt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Wölfe auch über Elektrozäune springen. Erfolgserlebnisse werden immer wiederholt. Gerade für Wanderschäfer ist das tägliche Aufstellen von Zäunen nicht zumutbar. Neben dem Zeitaufwand sprechen auch Bodenverhältnisse und die Witterung dagegen.“

Förster Rudolf Alteheld machte auf die einzigen beiden Unterschiede zwischen Wolf und Hund aufmerksam: Der Wolf vermehrt sich nur einmal im Jahr und ist reiner Fleischfresser, der Hund vermehrt sich zweimal im Jahr und ist Allesfresser. Die &bdquo;Richtlinie Wolf“ ist Altehelds Arbeitsgrundlage. Beratung und Förderung des Herdenschutzes und die Begutachtung und Schadensregulierung von getöteten Weidetieren werden durch die Richtlinie geregelt. Ob ein Weidetier durch einen Wolf getötet wurde, können Altehelds Mitarbeiter vor Ort meist eindeutig und schnell klären.

&bdquo;Der Wolf hetzt seine Beute vor dem Töten. Er tötet durch Kehlbiss, er versucht, die Beute vom Tatort wegzuschleifen, er frisst keine Eingeweide und kann auch die stärksten Knochen durchbeißen“, erklärte der Fachmann. Und: &bdquo;Ich verwende drei Prozent meiner Arbeitszeit für die Regulierung von Wolfsverbissen,“ gab Rudolf Alteheld zu Protokoll.

Für jeweils 100 Schafe ein Herdenschutzhund &bdquo;In NRW wird für jeweils 100 Schafe ein Herdenschutzhund gefördert. Wo der Wolf jagt, wächst der Wald schneller. Das Damwild nutzt Viehweiden als Eigenschutz vor Feinden wie dem Wolf. Für Vorsorgemaßnahmen gegen die Wolfsgefahr können Förderanträge für Material gestellt werden, für den Arbeitsaufwand gibt es keine Formularvordrucke“, hieß es weiter.

Ortrun Humpert prägte zum Ende der Diskussion den Begriff &bdquo;herdenschutz-kompatibler Wolf“. Der Wolf müsse lernen, &bdquo;Nutztier-Weiden sind nicht gut für mich“. Tiere würden schnell lernen und ihr Wissen an Artgenossen und Nachkommen weitergeben. &bdquo;Es laufen Versuche, Wölfe in der Natur durch Kameras zu erfassen.“ Dann könnten gezielt Gegenmaßnahmen erfolgen, wenn sich ein Wolf einer Weide nähert. Das können akustische oder optische Signale sein oder auch gezielte Stromstöße. &bdquo;Wölfe jagen nicht gern in uneinsehbaren Wäldern mit Brombeer-Unterholz. Grenzen müssen also vielleicht gar nicht besonders hoch, sondern ausreichend breit sein, um Wölfe fernzuhalten“, erklärte Humpert.

Vorschläge für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Wolf sammeln Dr. Rudolf Diekmeier und der Verein &bdquo;Tiere im Dorf“.

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