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Rathaus Extertal bekommt eine Chefin

SPD-Kandidatin Monika Rehmert gewinnt knapp vor Ulrich Hilker (CDU)

Sylvia Frevert

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Die Mienen sagen mehr als 1000 Worte: Monika Rehmert (links, SPD) gewinnt den Blumenstrauß und die Bürgermeisterwahl in Extertal. Sichtlich enttäuscht ist der CDU-Kandidat Ulrich Hilker. - © Sylvia Frevert
Die Mienen sagen mehr als 1000 Worte: Monika Rehmert (links, SPD) gewinnt den Blumenstrauß und die Bürgermeisterwahl in Extertal. Sichtlich enttäuscht ist der CDU-Kandidat Ulrich Hilker. (© Sylvia Frevert)

Extertal. Monika Rehmert (SPD) ist neue Bürgermeisterin in Extertal. Mit einer knappen Mehrheit von 66 Stimmen entschied die 55-jährige 
Diplom-Betriebswirtin die Wahl für sich.

Sichtbar enttäuscht vom Ausgang war der CDU-Kandidat Ulrich Hilker. Auf ihn entfielen 2300 Stimmen. „Über alle Maßen enttäuscht“ von der Wahlbeteiligung, die bei lediglich 48,77 Prozent lag, zeigte sich der amtierende Bürgermeister Hans Hoppenberg. „Dass nicht einmal die Hälfte der Extertaler bei so einer wichtigen Entscheidung wählen geht, ist wirklich schlimm“, befand Hoppenberg, für den nun die letzten Tage im Amt anbrechen. Am Mittwoch, 21. Oktober, wird Monika Rehmert ihr neues Amt antreten.

Information
Alles zur Wahl finden Sie unter www.LZ.de/wahl2015.

Sie hat mit ihrer Wahl zur Bürgermeisterin einen „politischen Durchmarsch“ in Extertal hingelegt. Die Angestellte der Deutschen Telekom mit Dienstsitz in Bonn startete ihre politische Karriere erst vor gut einem Jahr. Seit 2007 in der SPD, zur vergangenen Kommunalwahl aufgestellt, holte sie ihren Wahlbezirk in 2014 gegen den CDU-Kandidaten Lutz Ebbers direkt und zog in den Gemeinderat ein.

„Hier hat sie sich vor allem in Finanzdebatten als sehr fachkompetent erwiesen“, konstatierte Bürgermeister Hans Hoppenberg, der dennoch wie die Mehrheit der Extertaler mit einer „sehr knappen Wahlentscheidung“ gerechnet hat, die dann auch eintraf.

Beobachter sprechen im Rückblick auf einen „kurzen, aber knackigen Wahlkampf“ (Rehmert) in Extertal von einem Stimmungsumschwung zu Ungunsten des CDU-Kandidaten Ulrich Hilker. Ob das Statement der UWE (Unabhängige Wählergemeinschaft Extertal), die sich öffentlich „Pro Rehmert“ aussprach, das Zünglein an der Waage war, bleibt Spekulation.

Der Blick der Wahlsiegerin richtet sich nun auf die vor ihr liegende Aufgabe, die der scheidende Amtsinhaber 
Hoppenberg so umschreibt: „Als Bürgermeister ist man Drei in Eins: Chef der Verwaltung, Vorsitzender des Rates und erster Repräsentant der Gemeinde.“ In seinen Terminkalender hat Sekretärin Renate Köster für den 20. Oktober, 17.00 Uhr, ein „Geschafft“ mit drei Ausrufezeichen eingetragen.

Er übergebe „ein geordnetes Haus“ vor allem im Bereich der Verwaltung, befand Hoppenberg am gestrigen Wahlabend.

Auf die vordringliche Aufgabe in ihrem neuen Amt befragt, antwortete Monika Rehmert ohne Zögern: „Finanzen.“ Die Gemeinde befindet sich seit Jahren in der Haushaltssicherung. Monika Rehmert strebt für Extertal eine „Verbesserung der Einnahme- und Ausgabensituation“ an. Eine schlanke Verwaltung und interkommunale Zusammenarbeit seien ihre Meilensteine auf dem Weg dorthin. „Aber erst einmal muss ich mich mit meinen neuen Mitarbeitern zusammensetzen“, erklärte die 55-Jährige gestern Abend.

Für den unterlegenen CDU-Kandidaten „geht das Leben weiter“, sagte Hilker – auch das politische Leben. „Ich werde mich politisch nicht zurückziehen. Wir haben zu vielen Themen klare Aussagen gemacht. Zu denen stehen wir“, sagte der Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat.

Kommentar: Viel Arbeit für die Newcomerin

von Thomas Reineke

Mehrheit ist Mehrheit. Dieser Satz stammt von Altkanzler Konrad Adenauer. Und er gilt seit gestern Abend auch für den Chefsessel im Extertaler Rathaus, der mit einem denkbar knappen Ergebnis neu vergeben wird. Auf dem Stuhl wird am 21. Oktober Monika Rehmert Platz nehmen.

Was allerdings nur auf den ersten Blick eine Überraschung ist. Zwar musste sie mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Ulrich Hilker einen politischen Platzhirsch in der Gemeinde aus dem Weg räumen, doch hat Rehmert bereits bei der Kommunalwahl vor einem Jahr bewiesen, dass sie quasi aus dem Stand heraus die Extertaler für sich gewinnen kann. Damals „nur“ in ihrem Wahlbezirk, jetzt in der gesamten Gemeinde.

Zurück zum Chefsessel. Der ist in Extertal alles andere als bequem. Schwere Aufgaben liegen vor der Bürgermeisterin: Die Konsolidierung der Finanzen und der demografische Wandel, der die nordlippische Gemeinde besonders hart trifft, sind nur zwei der harten Prüfungen für die Newcomerin. Ohne interkommunale Zusammenarbeit wird sie diese Herausforderungen nicht meistern.

Gleichzeitig muss die Gemeinde ihre Identität und ihr Gesicht behalten. Auch braucht Rehmert die volle Unterstützung ihres Verwaltungsteams. Dank des neuen Rathauses hat sie 
dieses unter einem Dach. Eine Vorlage, die sie nutzen muss.

treineke@lz.de

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