Extertal/Rinteln. Ein Wolf streift durch das Lippische Bergland und das angrenzende Rinteln. Das hat eine DNA-Probe nun bestätigt. Bereits Ende April wurden drei Schafe auf einer Weide zwischen Wennenkamp, einem Ortsteil der niedersächsischen Stadt Rinteln, und Rott in Extertal gerissen. Die Tiere gehören einem Extertaler. Schon damals gab es den Verdacht, dass ein Wolf Schuld am Tod der Tiere sei. Das ist nun Gewissheit. Ein Schafzüchter und eine Pferdebesitzerin sind daher in großer Sorge. Wolfsberater Frank Blum geht allerdings davon aus, dass der Nutztierriss durch einen Wolf, der „auf der Durchreise“ war, verübt wurde. Mehrere Wolfsbegegnungen In Extertal und am Taubenberg gibt es mehrere Menschen, die eigenen Angaben zufolge bereits einen Wolf gesehen haben oder ihm begegnet sind. Erst Mitte Juni sei das bei dem 24-jährigen Dennis Kreth (24) so gewesen. Frühmorgens habe er auf einer Weide einen Zaun gezogen. Plötzlich sei ein Wolf auf einem Wanderweg am Waldrand vorbeigestreift - in nur knapp zwei Metern Abstand. Pferdebesitzerin aus Extertal verunsichert Pferdebesitzerin Diana Marx ist verunsichert. Sie hat 2008 mit ihrer Familie ein großes Grundstück in Extertal am Waldrand bei Friedrichswald (Rinteln) bezogen. Mit viel Weideflächen, ideal für einen Offenstall. „Meine Pferde haben Platz, Luft und Licht“, sagt sie. „Odeon“, der gescheckte Lewitzer, und „Medoc“, ein Araber, seien nahezu ganztägig in Bewegung. Sie haben Tränken an verschiedenen Stellen. Zum Wald hin steht ein üblicher Pferdezaun. Befreundete Reiter hätten in Friedrichswald am Wildgehege des Pfingsttores sowie in Volksen (Rinteln) ebenfalls schon einen Wolf gesichtet. Marx hofft, dass der Wolf einen großen Bogen um die Pferde mache. Denn das Einstallen ihrer Tiere kommt für sie nicht infrage. „Flechtzaun ist kein Hindernis“ In Friedrichswald wohnt Christoph Höller. Er züchtet seit vielen Jahren die vom Aussterben bedrohten Rauhwolligen Pommerschen Landschafe. Seine Tiere stünden ganzjährig draußen auf verschiedenen Weiden. Für die in Niedersachsen habe es eine Förderung zum Herdenschutz gegeben. Doch der aufgestellte, rund 110 Zentimeter hohe Flechtzaun sei für einen Wolf gewiss kein Hindernis. „Der springt da locker drüber“, ahnt Höller. Im Flug spüre kein Tier einen Stromschlag. Höllers Hauptherde, Schafe mit 43 Lämmern, steht aktuell auf Extertaler Gebiet. Kurios: Den dortigen Flechtzaun muss er selbst beschaffen, der geförderte aus Niedersachsen dürfe nicht genutzt werden. An seinen gepachteten Weiden informiert der Schafzüchter aktuell, welche Gefahren und Bedrohungen für ihn und seine Schafe durch den Wolf entstehen. Schafzüchter fordert wolfsfreie Zonen Für Christoph Höller sei nun vor allem die Politik am Zug: „Sie müssen sich entscheiden.“ Weidetierhaltung und Wölfe passten weder hier im Wesergebirge, noch anderen Mittelgebirgen oder Almen und Deichen zusammen. „Das eine schließt das andere aus“, so Höller. „Es muss hier wolfsfreie Zonen geben“, fordert der Züchter. Soll heißen: In diesen Regionen müssten die Jäger autorisiert werden, unbürokratisch den Wolf schießen zu dürfen. Einige seiner Züchterkollegen, die mit ihren Herden Deichschutz sicherstellen, würden inzwischen schon an Aufgabe denken. Doch das bringe Probleme mit sich. Denn die Schafe pflegen unebenes Gelände, das kein Landwirt mehr bewirtschaften könne. Einmal im Monat bekämen Höllers Tiere auch Besuch: Ein Therapeut komme mit einigen Patienten für eine tiergestützte Therapie einer nahen Klinik. Wolfnachweise in Lippe und Rinteln Wolfnachweise gibt es für Lippe laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Klima Nordrhein-Westfalen 13. Diese waren im März 2016 in Barntrup, im Februar 2017 in Lemgo und Schlangen, im Juli 2018 wieder in Schlangen, im Juni 2019 in Kalletal, im Februar 2020 in Blomberg, im Dezember und Januar 2021 in Lage, im April 2021 in Bad Salzuflen und zuletzt im Oktober 2023 wieder in Schlangen. Dort gab es in den Jahren 2017, 2018 und 2023 auch gerissene Tiere, ebenfalls vor neun Jahren in Barntrup. Auf der Internetseite des Wolfsmonitorings der Landesjägerschaft Niedersachsen sind für den Kreis Schaumburg, zu dem die Stadt Rinteln gehört, seit 2008 insgesamt sechs Übergriffe aufgeführt, bei denen 17 Nutztiere getötet wurden. Eine Individualisierung des Wolfes, der im April die Schafe bei Rott gerissen hat, sei aber nicht möglich gewesen. Das bestätigen auf Nachfrage sowohl das niedersächsische Umweltministerium, der zuständige Wolfsberater als auch die Stadt Rinteln.