Warum das Backhaus in Göstrup alles zusammen hält

Extertal-Göstrup. Ist man in Hüttenhau, ist man noch nicht da. Ist man in Malmershaupt, ist man schon wieder weg: Göstrup.

Das Dorf im Extertal hat wenig mit einer Metropole gemein - muss auch nicht. Die rund 180 Bewohner machen trotzdem &bdquo;Alarm“.

Es dreht sich vieles um das Backhaus Denn viele Göstruper sind in dem einzigen Verein aktiv - der Dorfgemeinschaft. Und bei der dreht sich vieles um das Backhaus.

Das ursprüngliche Gebäude war Teil der über 500 Jahre alten Hofanlage auf dem Grennerberg oberhalb von Göstrup. Der frühere Bürgermeister Hans Hoppenberg war vor mehr als einem Jahrzehnt von der Backhaus-Idee überzeugt. Im Jahr 2011 feierten die Dorfbewohner den ersten Spatenstich, heute ist das Backsteinhaus quasi der Mittelpunkt von Göstrup.

Ute Riedel ist die eine Hälfte des Vorstandes in der Dorfgemeinschaft, Doris Winkler die andere. Riedel erinnert sich: &bdquo;Unbenutzt drohte früher der Verfall, und so wurde das Backhaus schließlich von einem lokalen Fachmann abgebaut, der auch die Eichenbalken einlagerte, mit dem Hintergedanken, irgendwann mal wieder einen Nutzen für das Backhaus zu finden.

Und dieser Nutzen ergab sich, als im Vorstand der Dorfgemeinschaft Göstrup vor etlichen Jahren die Umgestaltung des Dorfmittelpunkts am Dorfteich diskutiert wurde.“ Mit Fördermitteln (LEADER) und jeder Menge Eigenleistung wurde das Backhaus somit wieder aufgebaut.

Dorfgemeinschaft ist die einzige Organisation Heute ist die Dorfgemeinschaft die einzige Organisation im Ort: Vergeblich sucht man Feuerwehr, Chor, Fußball- oder Zieglervereine. Einer, der weitaus länger zurückblicken kann, um die Anfänge von Göstrup zu erzählen, ist Walter Hagemeier.

Mit inzwischen Anfang 80 hat er natürlich Göstrups Entwicklung genau verfolgen können. &bdquo;Zumal ich in diesem Dorf geboren wurde und wohl auch hier sterben werde“, bringt es Hagemeier mal auf den Punkt. Vor allem die Rolle der Landwirtschaft habe sich verändert. &bdquo;In den 50er-Jahren gab es in Göstrup bestimmt noch 35 selbstständige Bauernhöfe. Davon ist nicht mehr viel geblieben. Die meisten Eigentümer haben ihre Flächen längst an Großbauern in der Nachbarschaft verpachtet, einige Höfe sind verkauft. Da haben sich auch Zugereiste einen Traum vom Landleben erfüllt. Das sind definitiv Einschnitte in die Dorfstruktur gewesen“, erklärt Hagemeier.

Und selbstverständlich kann auch Göstrup, übrigens gelegen zwischen Lüdenhausen und Almena, das Lied von der &bdquo;sterbenden Gastronomie“ singen. Albrecht Riedel: &bdquo;Wir hatten hier mal einen Altlippischen Krug, in dem Gebäude sind längst Wohnungen. Die Kegelbahn ist ebenfalls Geschichte. Der Tante-Emma-Laden genauso.“

Doris Winkler will in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen, dass der demografische Wandel wie in vielen Dörfern zu den bekannten &bdquo;Veränderungen“ beigetragen hat. &bdquo;Bei Festen sehen wir weniger Menschen, die in Göstrup zur Miete wohnen. Der weitaus größere Teil sind Menschen, die hier Haus und Hof haben.“

Und weil es in Göstrup zwar das tolle Backhaus gibt, aber ansonsten alle in die Nachbarschaft fahren müssen, gilt ein Auto als &bdquo;Lebensversicherung“. Rein kirchlich gehört man nach Lüdenhausen, auch wenn das ein Ort in einer anderen Gemeinde ist, die Grundschule für die Kinder steht in Silixen, eingekauft wird in Bösingfeld. Und mit dem Bus kommt man von Göstrup alle mal besser nach Lemgo als nach Barntrup oder Rinteln.

Viele Aktivitäten am Backhaus Ein Grund mehr, dem Platz rund ums Backhaus - mit Teich und Wiese - immer wieder eine Rolle im Dorfleben zukommen zu lassen. Albrecht Riedel kann mehr als ein Dutzend Aktivitäten aufzählen, die weit über Göstrup hinaus auf große Resonanz stießen.

&bdquo;Unser Seifenkistenrennen, die sogenannte Nacht der langen Tische, ein Ritterspektakel, ein riesiges Zirkusprojekt, eine Demonstration zu Beginn des Ukraine-Krieges, die Renaturierung eines Feuchtbiotops oder das Schlittschuhlaufen, als der Teich mal zugefroren war. Osterfeuer und Backtage sind längst Standard; und unsere Homepage ist ein Highlight, die wird oft für ihre Aktualität gelobt.“

Was etwas dürftig sei, so Ute Riedel, wäre die Beteiligung jüngerer Menschen in verantwortlichen Vorstandsposten bei der Dorfgemeinschaft. &bdquo;Wir haben rund 75 Mitglieder, davon sind mehr als ein Dutzend als harter Kern wirklich immer aktiv. Aber die Bereitschaft der anderen, mit anzupacken, wenn sie gebraucht werden - das funktioniert im Dorf.“

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