
Extertal-Bösingfeld. Anders als viele lippische Kommunen, die ihr Archiv zentral in Detmold führen lassen, behält die Gemeinde Extertal ihre Akten vor Ort. Und gerade jetzt hat Archivverwalter Bernd Heise viel Arbeit.
"Für die städtischen Dienststellen besteht grundsätzlich Anlieferungspflicht an das Stadtarchiv" - so schreibt es das Westfälische Archivamt in Münster vor. Diese "Dienstanweisung" wird Bernd Heise vom Gemeindearchiv in Bösingfeld in den nächsten Tagen und Wochen reichlich Arbeit bescheren. Denn: Besonders gründlich "ausgemistet" wird immer dann, wenn ein Umzug ins Haus steht.
Die Gemeinde Extertal bereitet sich jetzt bereits darauf vor, in das neue - noch nicht gebaute - Rathaus zu ziehen und lässt in diesen Wochen alle Akten, die älter als 30 Jahre sind, von Heise sichten. Er entscheidet, welche Ordner aus den riesigen Aktenbergen "archivwürdig" sind und was vernichtet wird.
Seit 1983 führt Bernd Heise ehrenamtlich das Gemeindearchiv, das alle landläufigen Klischees eines altertümlichen "Akten-Kontors" erfüllt. Im Rathaus II, ganz hinten, eine Treppe runter, vor dem Kopierer rechts ab - diese Wegbeschreibung führt direkt zu Heises Arbeitsplatz. Hinter einer dicken feuerfesten Stahltür scheint die Zeit eingefangen und in unzähligen Ordnern festgezurrt.
Einzig der Computer und das selten klingelnde Telefon zeigen an, dass auch hier die Technik eingezogen ist. Vom Akten-Abstauber zum "Serviceunternehmen" - so skizziert Heise in seiner trocken-humorigen Art seine 30-jährige Tätigkeit im Gemeindearchiv. Größten Wert legt er darauf, "Archiv-Verwalter" und nicht Archivar genannt zu werden, denn das sei ein akademischer Titel, der nur mit einem entsprechenden Studium erworben werden könne.
Aus "Spaß an der Freude" hat der ehemalige Grundschulrektor eigenen Worten nach das Gemeindearchiv übernommen - und das ist für Bernd Heise schon längst eine Fundgrube. Hier fand er den Stoff für mehrere von der Gemeinde herausgegebenen Büchern. Ein weiteres über die Geschichte einer jüdischen Familie steht kurz vor der Vollendung, das nächste ist in Planung - denn 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Was zu dieser Zeit im Extertal geschah - Bernd Heise wird es in den Akten garantiert wiederfinden.
Das Archiv der Gemeinde Extertal hilft kostenlos bei lokal- und heimatgeschichtlichen Forschungen. Es ist jeden Mittwoch und Donnerstag in der Zeit von 9 bis 12 Uhr besetzt.