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800 Euro Geldstrafe für Tim K. nach Patronen-Fund

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Muss Strafe zahlen: Buchautor Tim K. - hier bei der Vorstellung seines neuen Buches. - © Wolfgang Rudolf
Muss Strafe zahlen: Buchautor Tim K. - hier bei der Vorstellung seines neuen Buches. (© Wolfgang Rudolf)

Horn-Bad Meinberg. Wegen fahrlässigen unerlaubten Waffenbesitzes ist der Buchautor Tim K. vom Amtsgericht Detmold jetzt zu einer Geldstrafe in Höhe von 800 Euro verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft Detmold hatte dem ehemaligen Polizeibeamten zur Last gelegt, in seiner Kellerwohnung eine scharfe Patrone vom Typ MMS Kaliber 9 mm des Herstellers Luger verwahrt zu haben, ohne die erforderliche Erlaubnis dafür zu besitzen. Tim K. hatte bestritten, dass die Patrone von ihm stammt. Er konnte sich die Herkunft nicht erklären und vermutet, dass ihm die Patrone untergeschoben wurde.

Gefunden wurde die Patrone bei einem Einsatz des Bielefelder Spezialeinsatzkommandos der Bielefelder Polizei im Sommer diesen Jahres in Horn-Bad Meinberg. Damals hatten die Bielefelder Polizisten in einem beschaulichen Wohnviertel in der Kurstadt zunächst die falsche Wohnung gestürmt und einen unbeteiligten 53-jährigen Mann für Tim K. gehalten. Dieser Mann wurde gewaltsam zu Boden geworfen und mit Kabelbindern fixiert. Bei dem Einsatz wurden zahlreiche Fenster zertrümmert und Türen eingeschlagen. Auch Blendgranaten wurden zur Ablenkung gezündet.

Verdacht auf illegalen Waffenbesitz

Grund des Einsatzes in Horn-Bad Meinberg war nach Auskunft eines Bielefelder Polizeisprechers der Verdacht auf illegalen Waffenbesitz und der Bezug von Tim K. zu der Rockergruppe "Brothers MC". In einem Beschluss des Amtsgerichts Detmold wurde dem Beschuldigten zur Last gelegt, ohne Erlaubnis im Besitz einer "scharfen Pistole" zu sein. Der Verdacht ergebe sich aus der glaubhaften Aussage eines Zeugen. Eine Waffe wurde aber nicht gefunden. Tim K. vermutet hingegen, dass der morgendliche Polizeieinsatz mit der Veröffentlichung seiner zwei Bücher über seine Zeit beim SEK zusammenhängt.

Strafanzeige gegen Polizeipräsidentin

Tim K. hatte aufgrund des SEK-Einsatzes Strafanzeige gegen die beteiligten Beamten, die Bielefelder Polizeipräsidentin Katharina Giere und gegen die beteiligten Beamten der Staatsanwaltschaften Bielefeld und Detmold gestellt.

In einem weiteren Schreiben informierte Tim K. auch den Petitionsausschuss, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und NRW-Innenminister Ralf Jäger (beide SPD) sowie den Oppositionsführer Armin Laschet (CDU) über den SEK-Einsatz.

Für Armin Laschet klang das von Tim K. geschilderte Einsatzgeschehen in der Tat beunruhigend. Er leitete das Schreiben an den für den Polizeibereich zuständigen Kollegen des Arbeitskreises Inneres der CDU-Landtagsfraktion weiter.

Tim K. war mit seinem Anwalt Hendrik Schnelle aus Detmold während des gesamten Verfahrens von einem Freispruch ausgegangen. Diese Annahme wurde zudem durch Zeugenaussagen bestärkt. Diese vom Gericht gehörten Zeugen hatten unterschiedliche Angaben über den Auffindeort der Patrone gemacht.

Nach eigenen Angaben hatte Tim K. früher als Sportschütze legal Waffen und Munition besessen. K. schließt letztlich auch nicht aus, dass eine Patrone aus der Zeit des legalen Besitzes in dem von ihm seit Jahren nicht mehr genutzten Stauraum irgendwo hingefallen sein könnte. In der Urteilsbegründung hielt das Gericht Tim K. letztlich vor, dass er in dem Stauraum hätte nachschauen müssen, ob sich dort nicht noch Patronen befunden hätten, als er sich von seinen Waffen und der dazugehörigen Munition trennte.

Durchsuchung der Wohnung des Bruders

Tim K. wird zusammen mit seinem Anwalt gegen das Urteil des Detmolder Amtsgerichtes in Berufung gehen.

Am Donnerstag, 17.12., durchsuchten acht Polizisten mit einem Spürhund die Wohnung eines Bruders von Tim K. Die Beamten setzten einen Beschluss des Amtsgerichts Detmold vom 8. Dezember um. Gesucht haben die Polizisten bei Tim K.’s Bruder eine scharfe erlaubnispflichtige Schusswaffe und Munition. Gefunden haben die Beamten jedoch nichts, wie Tim K. im sozialen Netzwerk mitteilte. Das Spezialeinsatzkommando war bei dieser Aktion diesmal nicht beteiligt.

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