Horn Bad-Meinberg/Billerbeck. Ein selbst gemachtes Schild am Straßenrand weist in Billerbeck auf den kleinen Hofladen im Haseloh 2 hin. Hier hat sich das Ehepaar Kuhlmann auf den Verkauf alter Apfelsorten spezialisiert. Denn: Ohne Nischenprodukt ist die Direktvermarktung regionaler Produkte schwierig.
Nach aktuellen Studien hat der Trend zur Direktvermarktung insgesamt um knapp fünf Prozent nachgelassen, berichtet Margitta Uhlich von der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. „Das liegt auch daran, dass viele Supermärkte inzwischen regionale Produkte und Bioecken anbieten."
Wer die Käufer mit seinen eigenen Produkten überzeugen möchte, müsse ein Nischenprodukt finden. „Die Kuhlmanns haben das mit ihren Apfelsorten gemacht – andere verkaufen selbst gemachtes Eis oder spezielle Pilzsorten." Insgesamt gebe es in Lippe 53 Hofläden unterschiedlichster Größe, darunter auch saisonale Betriebe.
Ellen Siegismund-Kuhlmann und ihr Mann Ulrich betreiben seit zehn Jahren einen kleinen Biohof mit 2.200 Apfelbäumen. Zehn verschiedene Apfelsorten in Körben reihen sich im Laden fein säuberlich aneinander. Im Hintergrund stapeln sich Kisten mit Apfelsaftflaschen. „Wir haben uns offensichtlich ganz auf den Verkauf von Äpfeln und Apfelsaft spezialisiert", sagt Siegismund-Kuhlmann.
Ob nun der Santana (für Allergiker gut geeignet) oder die rote Sternrenette (eine der ältesten Sorten) – zu jeder angebauten Apfelsorte hat die gebürtige Stuttgarterin Informationen parat. „Es ist uns wichtig, hofeigene Produkte zu verkaufen, sagt sie. Dazu zähle neben Schafwolle, Äpfeln und Saft, auch Lammfleisch und Biowein.
Einmal in der Woche hat der Billerbecker Hofladen geöffnet – und nach telefonischer Absprache. Der Grund ist leicht zu erklären, der Hofladen mache laut den Betreibern nur einen geringen Teil des Umsatzes aus. Der größte Teil der Ernte gehe an eine Biogroßküche in der näheren Umgebung: „Im Laden haben wir knapp 20 Kunden die Woche." Davon alleine könne man nicht leben.
Auch Dieter Hagedorn, Vorsitzender des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins (LLHV), kennt die Rückläufe aus eigener Erfahrung: „Viele wollen alles auf einmal einkaufen – und sind nicht bereit, einen weiteren Weg zu fahren."
Für die Kuhlmanns ein weiterer Grund, um darüber nachzudenken, wie es auf Dauer weitergeht. In diesem Jahr will das Ehepaar nach eigenen Angaben zum ersten Mal „richtig Werbung machen." Etwas, was sie in der Vergangenheit vernachlässigt hätten. Mit Hilfe von Freunden soll bald eine eigene Internetseite entstehen. Auch müsse der Direktvertrieb ausgebaut werden. Wie das geschehen soll, stehe aber noch nicht fest.
An seinem Nischenprodukt hält das Ehepaar in jedem Fall fest – auch wenn der Obstanbau nicht immer einfach sei. „Man muss Idealist sein, um so etwas zu machen", sagt Ulrich Kuhlmann.