Interview: Wildecker Herzbuben kommen nach Bad Meinberg

Horn-Bad Meinberg . Sie können mit unserer Angie in Berlin locker mithalten. Sagenhafte 98 Prozent der Deutschen können die Wildecker Herzbuben. Hinter dem Duo verbergen sich Wolfgang Schwalm und Wilfried Gliem. Sie treten am Sonntag, 3. März, zusammen mit weiteren Stars der Volksmusik ab 15 Uhr im Kurtheater Bad Meinberg auf.

Das Internet weiß Interessantes über die Wildecker Herzbuben. So erfolgte Wolfgang Schwalms erster Fernsehauftritt als Trompeter im Alter von vier Jahren. Elke Gliem, Ehefrau von Wilfried Gliem, ist die Großcousine des Hollywood-Schauspielers Bruce Willis. Und die DDR-Band &bdquo;Die Herzbuben" benannte sich, um eine Verwechslung mit den Wildecker Herzbuben auszuschließen, 1991 in &bdquo;Die Prinzen" um. Für ein Interview stand Wolfgang Schwalm der LZ zur Verfügung.

Ich erreiche Sie um kurz nach 13 Uhr. Wäre es da nicht eigentlich Zeit für ein Mittagsschläfchen?

Wolfgang Schwalm : Das ist nicht mein Ding. Ich schlafe ohnehin nur drei Stunden, wie seinerzeit der gute Goethe. Deshalb auch mein Vorname ( lacht ).

Ihr Album Kuschelzeit ist 1995 vom Pop-Titan komponiert und produziert worden. Wie kam es dazu, und welche Erfahrungen haben Sie mit Dieter Bohlen gemacht?

Schwalm : Wir waren gemeinsam bei Hansa Berlin unter Vertrag, und so kam es zur Zusammenarbeit, die unheimlich viel Spaß gemacht hat. Vor der Kamera ist Dieter Bohlen ein ganz anderer Mensch. Wenn er privat den Schalter umlegt, ist er dagegen ganz entspannt und liebenswert. Wir sind deshalb nach wie vor in Kontakt und telefonieren jeden Monat.

Apropos Dieter Bohlen: Viele Jahre war deutsche Musik nicht mehr angesagt. Zu Zeiten eines Florian Silbereisen oder eben auch Dieter Bohlen ist das anders. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Schwalm: Schon, wenn Sie das fragen, kriege ich einen dicken Hals. Es ist eine bodenlose Unverschämtheit, wie gerade die Öffentlich-Rechtlichen jahrelang mit uns umgegangen sind. Volksmusik war ja schlichtweg verpönt. Sie haben stattdessen auf Jugendwahn gesetzt und uns Alten im Stich gelassen. Als ob junge Leute, die am Sonntagvormittag von der Disco zurück sind, sich den Fernsehgarten anschauen. Das es langsam wieder ein Umdenken gibt, finden wir natürlich sehr gut. Aber noch fehlt der richtige Mann, der die Volksmusik wieder ins Fernsehen zurückholt.

Oliver Kalkofe hat Sie &bdquo;Die Wildecker Herzverfettungen" oder &bdquo;Die Wildecker Herzklappenfehler" genannt. Auch sonst gibt es viele böse Stimmen und negative Schlagzeilen. Es gibt Leute, die zerbrechen daran. Wie gehen Sie damit um?

Schwalm : Klar ist das schlimm. Aber irgendwann baust du eine Mauer um dich herum auf und lässt solche Dinge abprallen. Und es spricht ja auch nicht für den Charakter der Leute, die derartigen Mist von sich geben. Auf der anderen Seite: Mehr Werbung kann man sich doch gar nicht wünschen. So ist das Geschäft.

Sie sollen auch abseits Ihrer musikalischen Pfade unterwegs gewesen sein. Erzählen Sie doch mal.

Schwalm: Im Frühjahr 2012 haben wir in der Comödie Dresden in der Westernparodie &bdquo;Cat Ballou – Hängen wirst du in Kötzschenbroda" mitgewirkt. Wilfried hat es sich 2015 nicht nehmen lassen, elf Tage beim Promi Big Brother mitzumachen. Und zusammen mit Heinz Günther Heygen und Rainer Schlag haben wir 2005 das Kochbuch &bdquo;Kochen mit Schwung" auf den Markt gebracht. Aber unvergesslich ist für uns der Gastauftritt als Verbrecher im Film &bdquo;Der Wixxer". Es war arschkalt. Das Ganze fand in Prag statt, und es wurde in einer Art Mausoleum gedreht. In der zweiten Etage unter uns standen die Sarkophage von Staatsmännern. Das war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Köstlich amüsiert habe ich mich vor kurzem, als die Wildecker Herzbuben bei Deutschland sucht den Superstar als Einspieler zu sehen war. Das ist dann wieder unbezahlbare Werbung für uns. Aber bevor Sie fragen: Das Dschungelcamp ist dann doch kein Thema für uns.

Wie ist es eigentlich zu Ihrem Out-Fit gekommen ?

Schwalm: Das ist ganz einfach. Ich komme aus der Schwalm, der Kornkammer Hessens. Ihren Namen verdankt die Schwalm dem Fluss gleichen Namens. Da wurde diese Tracht getragen. Eigentlich ist es eine Jungmänner-Tracht. Die Älteren trugen dann einen blaugefärbten, langen Kittel, der bis über die Knie ging. Wir haben es zwischendurch mal mit dem Tragen verschiedenfarbiger Westen probiert. Das sorgte für einen Sturm der Entrüstung bei den Fans. Also haben wir es schnell wieder gelassen.

Wie ist Ihr größter Erfolg entstanden?

Schwalm: Wilfried war Manager von G.G. Anderson, der später unser Produzent war. Außerdem waren wir seine Begleitband. Eines Tages kam er in ein Lokal, in dem wir gerade waren, und holte uns in sein Auto. Dann hat er eine Kassette reingeschoben, uns das Lied &bdquo;Herzilein" vorgespielt und gesagt: &bdquo;Das sollt ihr singen". Wie wir später erfahren haben, hatten Peter Alexander, Werner Böhm (alias Gottlieb Wendehals) und das Naabtal Duo bereits dankend abgewunken. Keiner wollte das Lied haben. Und auch wir haben zunächst keine Erfolgsaussichten gesehen und mussten überredet werden. Der Rest ist Geschichte.

Musiker sind in der Regel sehr stolz auf ihre Auszeichnungen. Wie halten Sie es damit?

Schwalm : Die hängen bei mir die Treppe runter. Da ist der beste Platz. Unten befindet sich Gold und ganz oben Doppelplatin. Jeder, der die Treppe raufgeht, kann sich so unseren Weg des Erfolges anschauen.

Viele Stars engagieren sich aufgrund ihres Bekanntheitsgrades. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Schwalm: Das hängen wir nicht an die große Glocke, trifft aber auch auf uns zu. So engagieren wir uns für die Jugendaufbauarbeit in Wildeck und bei der Diakonie Hephatal. Da passte es zum Beispiel gut, dass wir bei Günther Jauchs &bdquo;Wer wird Millionär" mal 128.000 Euro gewonnen haben. Die konnten wir dann gut einsetzen.

Am 14. Februar ist Valentinstag. Passiert da was bei Ihnen?

Schwalm: ( Muss erst in den Terminkalender schauen ) Nein, denn da sind wir auf Tournee und treten in Neustadt in Sachsen auf. Zur Entschädigung schicke ich einen Blumenstrauß nach Hause.

Am 3. März sind Sie in Bad Meinberg. Was verbinden Sie mit Lippe, und was erwartet die Zuschauer?

Schwalm: Lippe ist uns durchaus bekannt. Ich habe sogar einen guten Bekannten in Bad Meinberg, mit dem ich regelmäßig telefoniere. Er ist bei unserem Auftritt allerdings auf hoher See. Deshalb habe ich erst einmal ordentlich mit ihm geschimpft. In Bad Meinberg treten wir im Rahmen eines rund dreistündigen Programms auf. Wir wechseln uns dabei mit anderen Interpreten ab. Vom Ablauf her ist das also etwas Besonderes. Bei unserem Auftritt kommen wir in der ersten Hälfte des Konzerts aus einer Almhütte heraus und singen dann &bdquo;Herzilein".

Sie werden in diesem Jahr 65 und ihr Partner sogar 73 Jahre alt. Denkt man da auch schon mal drüber nach, aufzuhören?

Schwalm: Wie kommen Sie denn darauf? Natürlich nicht. Musik ist unser Leben. Solange die Gesundheit mitspielt, wollen wir für unsere Fans da sein.

Das klingt ja so, als ob Sie schon konkrete Pläne für die Zukunft haben?

Schwalm: ja, die gibt es zweifellos. Am 4. Oktober 1989 haben wir das Lied &bdquo;Herzilein" veröffentlicht. Da würden wir gerne anlässlich des Jubiläums ein neues Album herausgeben. Zwei neue Titel gibt es ja schon.

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