Günther Jauch verrät in Bad Meinberg sieben Funfacts aus seinem Leben

Horn-Bad Meinberg. Ein Bambi ist von minderer Qualität. Der Fernsehpreis in Form eines Rehs liegt bei Günther Jauch irgendwo in der Garage. Da steht auch der Renault R4, der letzte nach Deutschland importierte, gekauft vor 37 Jahren für 9500 DM, aktueller Kilometerstand: 15.000. Das sind drei amüsante Erkenntnisse – neudeutsch Funfacts – des Talkabends, zu dem Louis Pawellek den Moderator und Journalisten ins Kurtheater Bad Meinberg eingeladen hatte.

Die Hütte ist voll. 700 Gäste. Dem Erzieher Pawellek, der selbst schon auf dem &bdquo;Millionär“-Kandidatenstuhl saß, 8000 Euro gewann und in der Show einen Schlager sang, ist es gelungen, den beliebten Quizmaster nach Lippe zu locken. Ihm ist ein bisschen mulmig &bdquo;Eine Woche hab ich nicht richtig geschlafen“, gibt er zu – Jauch kontert: &bdquo;Ich schon.“ Und als Pawellek gesteht, sogar von Jauch geträumt zu haben, guckt der Star so spitzbübisch, wie man es seit Jahrzehnten kennt: &bdquo;Das ist aber bedenklich.“ Im Saal amüsiert sich das Publikum, wie so oft an diesem Abend. Der 68-Jährige ist Unterhaltungsprofi, der 26-Jährige ein Newcomer, aber sein besonderes Lachen ist so ansteckend – Jauch ahmt es nach und rät: &bdquo;Das sollten Sie als Markenzeichen unbedingt beibehalten.“

Zwei Hamster an Vergiftung gestorben

Auch wenn &bdquo;Wer wird Millionär“ nicht mehr die Quoten erzielt wie im Jahr 2000, als immerhin 9,98 Millionen Zuschauer im Schnitt die Show gebannt vorm Fernseher verfolgten, Sympathieträger Jauch zieht nach wie vor. Und so plaudert er in den kommenden zweieinhalb Stunden über den Beginn seiner Karriere, über die zwei an Vergiftung gestorbenen Hamster Pixie 1 und Pixie 2 – der erste büxte aus und fraß an Ostermontag Schnaps-Ostereier, der zweite fraß im Garten Kirschen und erlitt einen Darmverschluss. &bdquo;Funfact“ vier.

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Der junge Günther hatte es offenbar nicht leicht – und seine Umgebung nicht mit ihm. Seine Eltern hätten ihn wohl als &bdquo;schwierig“ empfunden, beschreibt er schmunzelnd. Der Lehrer nahm aber immerhin Besserung wahr: &bdquo;Günther neigt zur Disruption, ist aber ständig um emotionale Kontrolle bemüht“, habe später einmal in seinem Zeugnis gestanden. Funfact fünf: Günthers Lieblingslehrer im Lieblingsfach Deutsch auf dem Berliner Gymnasium war der Vater des Erfolgsautors Sebastian Fitzek.

Abiturschnitt eher mäßig - Studienplatz an Journalistenschule

Das Abitur bestand Günther Jauch, der Durchschnitt war mit 3,1 eher mäßig – trotzdem wird er an der Deutschen Journalistenschule angenommen. Das ging Mitte der 1970er Jahre noch. &bdquo;Ich durfte mit Vaters Opel Rekord D nach München zur Aufnahmeprüfung.“ 1200 Bewerber gab es, 30 schafften es, darunter Günther. Der Beginn einer großen Karriere.

Was benötigt man, wenn man Journalist werden möchte?, wird später eine junge Medienwissenschaft-Studentin aus dem Publikum fragen: &bdquo;Vor allem Neugier – und Leidenschaft“, wird Günther Jauch antworten. Wenn man aber so erfolgreich sein will wie Günther Jauch, muss man möglichst auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – und die richtigen Leute kennen.

Stichwort: Thomas Gottschalk (74). Die beiden lernen sich vor einem halben Jahrzehnt beim Bayrischen Rundfunk kennen. &bdquo;Gottschalk war mehr der Siegfried-Typ, ich der Funkbeamte, der darauf achtete, dass alle pünktlich kamen“, grinst Jauch. Selbst ihre Autos unterschieden sich: Gottschalk habe Jaguar gefahren und einen Tiefgaragenplatz gehabt, er selbst einen alten Dienstwagen, ein weißer Mercedes 250: &bdquo;Meine Frau hat immer gesagt: Ein Schlachterauto – und passenderweise kam meine erste TV-Sendung auch aus dem Schlachthof.“

Aktuelles Sportstudio als Ritterschlag

Gottschalk und Jauch, zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein können, arbeiten viel zusammen. Bis heute verbindet sie eine enge Freundschaft. Und in der Szene hört man, wo wer aufhört und ein Moderatorenplatz frei wird. Im Aktuellen Sportstudio wird Jauch 1988 Nachfolger von Harry Valerien – &bdquo;ein Ritterschlag“: &bdquo;Damit konnte ich bei meinem Schwiegervater Punkte sammeln.“ Übrigens: Offenbar muss man gar nicht sportlich sein, um Sportmoderator zu werden. Funfact 5: &bdquo;Sport hat mich immer interessiert, aber in Sport hatte ich eine 3 minus.“

Neun Jahre bleibt er, später wechselt er von den Öffentlich-Rechtlichen zu RTL, legendär wird &bdquo;Stern-TV“, das Jauch 21 Jahre lang moderiert und dass scheinbar ohne ihn nicht funktionieren wird. Der 68-Jährige winkt ab: &bdquo;Der Friedhof ist voll von Menschen, die sich für unersetzbar hielten“, sagt er ganz pragmatisch. Stern-TV habe mit Steffen Hallaschka ein damals eher unbekannter Moderator übernommen. &bdquo;Und es läuft gut, bis heute.“

Handschlag-Vertrag mit RTL

Da ist ihm um seine &bdquo;Wer wird Millionär“-Show nicht bange. Wie lange er die noch machen will? &bdquo;Wir haben ja noch nicht mal einen Vertrag, RTL und ich.“ Lediglich eine Vereinbarung, mit einem Handschlag besiegelt. Es sei eine Union des Schreckens, die wohl deshalb gut funktioniere: RTL muss fürchten, dass er aufhört, er muss fürchten, dass der Sender ihm den Laufpass gibt.

Jauch jedenfalls hätte auch ohne RTL genügend Beschäftigung. 2010 kauften er und seine Frau Thea das ursprünglich im Familienbesitz befindliche Weingut von Othegraven an der Saar zurück. &bdquo;Ich kann es zurückverfolgen bis zu meinem Ur-Ur-Ur-Urgroßvater.“ Fun Fact sechs: Dieser Herr Grach war zweiter Bürgermeister von Trier und unterschrieb 1813 die Geburtsurkunde von Karl Marx.

Auch das Weingut (&bdquo;Damit macht man kein Geld, ich wollte schon mal ,Danke RTL’ an den Berg schreiben“) hat eine Besonderheit: Es ist Jauch zufolge der – Achtung, Funfact sieben – steilste zusammenhängende Weinberg Europas mit 66 Prozent Steigung. Ob er denn selbst so richtig in Gummistiefeln im Weinberg stehe und mitarbeite?, fragt später eine Zuschauerin. &bdquo;Das hab ich einmal versucht und bin von den Arbeitern ausgelacht worden.“ Also hätten Thea und er sich entschlossen, die administrativen Aufgaben zu übernehmen. 100.000 Flaschen kann er in einem guten Jahr erzeugen: &bdquo;Und das ist noch echte Handarbeit.“

Nur eine richtige Antwort auf &bdquo;Millionärsfrage“

Wie der Riesling schmeckt, davon können sich die Gäste vor und nach dem Talkabend überzeugen – zwei Sorten sind im Ausschank oder flaschenweise zum Mitnehmen erhältlich. Drei Zuschauer haben die Chance, eine signierte Weinflasche zu gewinnen, wenn sie eine &bdquo;Millionärsfrage“ richtig beantworten, die Louis Pawellek ersonnen hat und Günther Jauch, untermalt von der Quizshow-Musik, stilecht stellt. Beinahe enttäuscht ist der &bdquo;Winzer des Jahres“, als nur der Marketingleiter aus Brakel mit seiner Antwort richtig liegt. Dann gibt’s eben zwei Autogramme auf Bad Meinberger.

Letzte Frage aus dem Publikum, letzte Anekdote: &bdquo;Wie ist eigentlich ihr Verhältnis zum Haus der Geschichte in Bonn?“, will jemand wissen und spielt auf den Merzschen Bierdeckel mit der Steuererklärung an. Den hatte Jauch extra für die Kanzlerkandidaten-Viererrunde aus dem Museum kommen lassen. Das Ausstellungsstück sollte möglichst nicht berührt werden, dann passierte der Fauxpas: Der Deckel fiel auf den Boden. Jauch hob ihn mit spitzen Fingern auf – und kann der Episode nur gutes abgewinnen: &bdquo; Da sind jetzt meine Fingerabdrücke drauf. Das beste, was diesem Museum passieren konnte – das kannte doch vorher kein Mensch.“ Was muss ein Journalist haben? Neugier. Und ein Moderator? Schlagfertigkeit.

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