Horn-Bad Meinberg: Wie man richtig streitet

Horn-Bad Meinberg. Durch einen einzigen Streit sind schon Partnerschaften, Freundschaften oder Familienbande zu Bruch gegangen. Was kann bei Konflikten - privat oder beruflich - alles schieflaufen? Wie kann ein Streit zu einer positiven Lösung führen? Therapeuten der Dr. Becker Brunnen-Klinik für psychosomatische Rehabilitation haben festgestellt, dass die Ursache bei psychischen Problemen oft in Konflikten in der Partnerschaft, familiärer Zerrüttung oder Mobbing am Arbeitsplatz liegt . Sie bieten in diesem Fall eine spezielle Therapie an.

Wie ein Streit entsteht: &bdquo;Wo Menschen zusammenkommen, entstehen Konflikte“, sagt leitender Psychologe Dr. Björn Gonschior. Diese seien aber oft schwer greifbar. Dabei macht es einen Unterschied, ob beispielsweise ein Betriebsrat Streit mit der Geschäftsführung hat oder ein Paar untereinander. Bei Letzterem geht es meist um mehr Emotionen, was einen Streit schwieriger macht. Bei einer Eskalation gebe es jedoch nur Verlierer. Doch einen Streit zu unterdrücken, ist keine Option. &bdquo;Wer in einer Beziehung immer zurücksteckt, wird unglücklich. Es ist wichtig, Grenzen aufzuzeigen“, erklärt Philipp Brede, Leiter der Konfliktberatung.

Was bei einem Streit mitschwingt: Grundsätzlich müsse man sich fragen, so Björn Gonschior, worum es einem gehe: die Beziehung verbessern, einen Streit gewinnen, Frust ablassen? Es sei jedoch richtig, die eigenen Bedürfnisse nicht hintenan zu stellen, sonst werde der Frust übergroß. Beispiel: Die Familie urlaubt immer im Süden, dabei möchte der eine lieber in den Norden. Eine Lösung wäre, hier abzuwechseln. Dabei müsse man sich aber klar machen: &bdquo; Ein Kompromiss ist immer eine Lösung, bei der beide von ihrem ursprünglichen Standpunkt abweichen und aufeinander zubewegen müssen “, so Philipp Brede. Oft schwinge Angst bei einem Streit mit, die man sich nicht eingestehe. Oder Hilflosigkeit, die lähmt.

Kommunikation: Manchmal ist auch Kommunikation schwierig. Björn Gonschior nennt als Beispiel die Beifahrerin, die den Fahrer auf der Autobahn fragt, ob er nicht bei der nächsten Raststätte einen Kaffee haben möchte. Der fährt weiter, weil er keinen braucht. Aber eigentlich wollte die Frau auf die Toilette.

Endlosschleifen nennen die Fachleute, wenn Menschen ihre Argumentation immer nur wiederholen und nicht auf Beiträge des anderen eingehen. Dann sollte man entweder einen neutralen Dritten als Moderator dazu holen oder akzeptieren, dass sich keine Lösung finden lässt.

Sinnvoll streiten: Chefarzt Dr. Milan Perku&scaron;ic rät, das Ziel, eine Lösung, nicht aus den Augen zu verlieren. Schwarz-Weiß-Denken und Rechthaben seien dabei kontraproduktiv. Wobei es nicht immer eine Lösung gebe. Entscheidend sind laut Brede, ob bei beiden der Wille, eine Lösung zu finden, da ist und Schnittmengen gefunden werden. Bricht eine Freundschaft durch einen Streit auseinander, war sie oft vorher schon brüchig - da sind die Fachleute einer Meinung. Gebe es unüberbrückbare Wertunterschiede, könne eine solche aber auch unmittelbar zerbrechen.

Tipps: Philipp Brede gibt Paaren den Tipp, jede Woche eine &bdquo;Sprechstunde“ einzuführen, bei der man erzählt, über was man sich geärgert hat. Das vermeide häufig Konflikte. Björn Gonschior verweist auf die Gottman-Konstante: Auf eine negative Äußerung sollte es fünf positive geben, um diese auszugleichen. Ist dies der Fall, ist die Beziehung oder Freundschaft in der Regel stabil. Um ein Streitgespräch zu verarbeiten, hat jeder einen anderen Weg. &bdquo;Heavy metal“, sagt Brede spontan, &bdquo;oder eine Runde spazieren gehen.“

7 Punkte, die bei einem Streitgespräch wichtig sind:

* Für ein Streitgespräch einen Ort und Zeit festlegen, damit beide sich vorbereiten können.

* Bei Ich-Botschaften bleiben, persönliche Angriffe und Generalisierungen vermeiden. (&bdquo;Ich würde mir wünschen, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen“ anstelle von &bdquo;Du hast nie Zeit für mich.“)

* Sogenannte Zwangsprozesse vermeiden. (Der eine stört sich daran, dass er immer den Müll wegbringen muss, nörgelt. Der andere ändert sein Verhalten, nur um seine Ruhe zu haben. Dieser Erfolg bringt den Nörgler zu dauerhaftem Kritisieren.) Beide sind mit der Situation unglücklich.

* Sich die eigene Kommunikation und Gefühlswelt bewusst machen. (Worum geht es mir bei dem Streit?)

* Die Perspektive des anderen versuchen einzunehmen. Dazu zählt auch sich bewusst zu machen, dass das Gegenüber weder über denselben Wissensstand verfügt, noch Gedanken lesen kann.

* Bis zum Beweis des Gegenteils dem Gegenüber keine negativen Absichten unterstellen. Oftmals sind Unwissen und Schusseligkeit zutreffendere Erklärungen als Bösartigkeit. Unterstellt man dem Gegenüber von Anfang an negative Absichten, eskalieren Konflikte sehr schnell.

* Kochen die Emotionen hoch, das Gespräch abbrechen und eine Auszeit nehmen. (Brede: &bdquo;Oft braucht man eine Pause, um die diffuse Gefühlswelt bei sich zu sortieren.“)

Therapieangebot Die Dr. Becker Brunnen-Klinik in Bad Meinberg ist auf psychosomatische und psychotherapeutische Rehabilitation spezialisiert. Tiefe und anhaltende Konflikte können psychosomatische Krankheiten wie Depressionen oder Burn-out auslösen oder verstärken. Sind soziale Konflikte die Hauptursache der Erkrankung, wird das Therapieprogramm &bdquo;Zwischenmenschliche Konflikte“ Teil einer Rehamaßnahme. Der Fokus liegt dabei auf Lösungsstrategien.

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