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Zwei Esel warten auf einen Betreuer

Am Kalkofen bei Bavenhausen wird ein ungewöhnlicher "Tiersitter"-Job angeboten

veröffentlicht

Von Judith Stracke

Auf dem Aushang blicken zwei Esel vertrauensvoll über das Gehegegitter. Über dem Foto steht es in großen Lettern schwarz auf weiß: Eselbetreuer gesucht.

Kalletal-Bavenhausen. Rudolf Fiedler und Sandra Böttcher treten aus der Haustür auf das große Grundstück des früheren Kalkofens. Sie haben noch nicht das Gehege erreicht, als der typische "I-A-Ruf" ertönt. Die Begrüßung von Esel "Fridolin" und seiner Eseldame "Babsi" fällt alles andere als stur aus. Im Gegenteil: Die beiden lieb dreinblickenden Vierbeiner trotten herzlich auf ihre Halter zu. "Esel sind alles andere als stur. Sie bleiben in Gefahrensituationen oft wie angewurzelt stehen, während Pferde zur Flucht neigen. Das brachte ihnen den ungerechten Ruf als dumm und störrisch ein", weiß der 47-jährige Diplom-Kaufmann, der sich mit der Haltung der zutraulichen Tiere einen Kindheitstraum erfüllte.

Vor einem halben Jahr rettete er die "Notfälle" Fridolin und Babsi vor dem Schlachthof. "Sie haben einen tollen Charakter. Sie sind so unglaublich menschenbezogen und intelligent. Bei ihnen komme ich zur Ruhe, da sie selbst total in sich ruhen", schwärmt Rudolf Fiedler, der neben seiner Mitgliedschaft in der Gesellschaft zur Erhaltung aussterbender Haustierrassen (GEH) auch der Interessengemeinschaft der Esel- und Mulifreunde (IGEM) angehört. Wolfshündin "Nayeli" hat die neuen Mitbewohner am Kalkofen ebenso lieb gewonnen wie die Ziegen, Gänse, Hühner und Enten, die hier friedlich und in Harmonie zusammenleben. Auf den Esel gekommen ist Rudolf Fiedler nicht zuletzt aufgrund seiner Liebe zu Afrika, der Heimat von Fridolin, Babsi und ihrer liebenswürdigen Artgenossen.

Sandra Böttcher greift derweil lächelnd zur Möhre: "All unsere Tiere haben Namen und werden nicht gegessen." Die 40-Jährige arbeitete bereits im spanischen Tierschutz und ließ sich von der Leidenschaft ihres Freundes für Afrika, für Fridolin und für Babsi anstecken. "Die haben sich untereinander erst nicht so gut verstanden. Doch der Winter hat sie zusammengeschweißt", lacht die gelernte Industriekauffrau. Und jetzt ermöglichen Fridolin und Babsi ein Jobangebot. "Es darf sich jeder angesprochen fühlen, ob Schüler, Azubi, Student, Hausfrau, Hausmann oder Rentner. Die oder der Eselsbetreuer sollte nur tierlieb und zuverlässig sein. Das sind die wichtigsten Voraussetzungen", so die sympathischen Tierliebhaber. Die etwa täglich einstündige Arbeit des "Tiersitters" bedeutet: füttern, misten und streicheln.

Interessierte Eselfreunde können sich unter havili@gmx.de bewerben.

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