Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Nachts geht die weiße Frau um

Schloss Varenholz ist ein Prunkstück der Weserrenaissance und wird heute als Internat genutzt

VON BERNHARD HÄNEL

Das Schloss wird heute als Internat genutzt - © Foto: Schloss Varenholz
Das Schloss wird heute als Internat genutzt (© Foto: Schloss Varenholz)

Kalletal-Varenholz. Die Lipper sind als sparsames Völkchen bekannt, doch bei der Ausstattung ihrer Landschaft sind sie alles andere als sparsam gewesen. Prächtige Schlösser und Burgen künden von Reichtum in früheren Zeiten.

Zu den schönsten und größten Hinterlassenschaften lippischer Kleinstaatlichkeit zählt das Schloss Varenholz im hohen Norden des Kreises Lippe. 
Rund 400 Meter Luftlinie weiter liegt bereits das Land Niedersachsen mit dem früheren Fürstentum Schaumburg-Lippe.

Die Grenzlage war es, die zum Bau einer Burg führte, die im 14. Jahrhundert zur landesherrlichen Residenz aufstieg. Noch heute erinnert eine Straße, die von der Weser hinauf zum Schloss führt, an den frühen Zweck des Gebäudes: "Beutebrink". Auf der Weser verkehrende Salzschiffer wurden hier zu Abgaben an den Landesherrn genötigt.

Gelehrtenfaktor: solide


Schon 1188 wurde eine Burg erwähnt, damals im Besitz der Herren Vornholte. 1323 erwarb Simon I. zur Lippe von den Herren von Varenholz die Burg und konnte so seinen Herrschaftsbereich im Norden bis an die Weser ausdehnen. Die Baugeschichte der heutigen Schlossanlage reicht bis ins Jahr 1540 zurück. Zwischen 1591 und 1600 ließ Graf Simon VI. zu Lippe das Schloss zu einem der bedeutendsten Bauwerke der Weserrenaissance ausbauen. 
Unter den Nationalsozialisten diente das Schloss als Schulungsstätte des Bunds Deutscher Mädel (BDM). Von 1945 bis 1949 war die UFA Universum- Filmgesellschaft in den Gebäuden untergebracht. Heute gehört das Schloss dem Landesverband Lippe und beherbergt eine Internatsschule.


Gespensterfaktor: super


Der Sage nach geht im Schloss Varenholz nach Einbruch der Dunkelheit eine "Weiße Frau" in den Kammern, Fluren und Gewölben des alten Herrschersitzes umher. Diese Legende hat, auch wenn sie im sparsamen Lippe spielt, gleich zwei Varianten. Die erste erzählt von einem brutalen Raubmord an einer hochadligen Dame. Über die Steuerlast erzürnte Varenholzer Bürger hätten die Frau, die zu einem der damals im Schloss üblichen üppigen Feste anreiste, kurz vor der Ankunft ausgeraubt. Wohl aus Rache treibe sie seitdem ihr nächtliches Unwesen im Schloss und in den darunterliegenden Auen.

Die zweite Variante spielt im frühen 18. Jahrhundert und ist weniger mörderisch. Sie handelt von einer "Weißen Dame", Gattin des zweiten Droste, Verwalter auf Varenholz. Katharina soll zwölf Kinder gehabt haben, darunter auch welche, die vom lippischen Fürsten gestammt haben sollen. Als ihres Mannes Adel, Voraussetzung für den Job eines Verwalters fürstlichen Gutes, in einer Hofintrige angezweifelt worden war, wurde die Familie nach Minden verbannt.Vergeblich soll sich Katharina beim Bruder des Fürsten um Lösung des Bannes bemüht haben, später verlor sich ihre Spur. Aber sie geistert noch heute durch Schloss Varenholz. Zumindest in der Phantasie.

Hofnarrenfaktor: solide

Auch wenn der Zugang zum Schloss begrenzt ist, ein Ausflug nach Varenholz ist allemal lohnend. Nur fünf Fußminuten vom Schloss entfernt befindet sich das Weserfreizeitzentrum Kalletal. Hier findet man annähernd alles, was man zur Entspannung benötigt – etwa einen Badesee mit Sandstrand und kleiner Badeinsel. Wer mehr Bewegung mag, kann sich die Zeit mit Wasserski und Surfen vertreiben. Gastronomie ist ebenfalls vorhanden. Lohnend sind natürlich auch Abstecher in die touristisch attraktiven Städtchen Rinteln oder Hameln.

Burgfräuleinfaktor: so lala

So richtig romantisches Ambiente bietet Schloss Varenholz schon deshalb nicht, weil die Anlage nur von außen besichtigt werden kann. Auf einem zur Weser abfallenden Berghang baut sich um einen quadratischen Hof das Schloss mit seinen vier Flügeln auf. Die zur Weser liegende Nordostfront wird von zwei mächtigen Zwingern flankiert. Trotz der Modernisierung im Stil der Weserrenaissance erinnert das Schloss noch stark an eine mittelalterliche Burg. Der Schlosshof sowie der Außenbereich des Schlosses können auch während der Betriebszeit des Internats ganztägig besichtigt werden.


Eine Besichtigung der zu Internatszwecken umgebauten, nur noch wenig an ein Schloss erinnernden Innenräume ist allerdings nur nach Absprache bzw. Voranmeldung (Tel. 05755 / 96 20) möglich.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo