Kreis Lippe. Vier Wochen Streik, Millionenschaden und viel Ärger mit Kunden - Dienstag endete der Poststreik. Auch die Detmolder Ärztin Gundula Krause und ihre Kollegen erlebten Postchaos pur - mit Happy-End nach LZ-Intervention.
„Wir sind sehr erleichtert, dass wir endlich unsere Post erhalten haben“, sagt die Allgemeinmedizinerin Gundula Krause. Innerhalb von 36 Stunden durchlebt die Medizinerin ein Wechselbad der Gefühle - erst war die gesamte Praxispost von mehr als vier Wochen verschwunden, wofür Postsprecher Rainer Erzner um Entschuldigung bat, dann plötzlich tauchen die Briefe nach einem Tipp des Boten wieder auf - eine chronologische Abfolge der Geschichte.
Mittwoch, 8. Juli, 14 Uhr
Die Detmolder Ärztin Gundula Krause, die in einer Gemeinschaftspraxis mit Dr. Bernhard Rastetter-Gutmann und Dr. Wolfgang Philippi arbeitet, ruft in der Redaktion an - sie hat Ärger mit der Post. Seit Wochen warten die Mediziner vergeblich auf Befunde, Fachartikel und Arztbriefe. „Am Dienstag kam endlich der Postbote mit einer Abholkarte“, erinnert sich Krause. Zwei Körbe voller Praxispost warten abholbereit in der Postfiliale an der Paulinenstraße 52 – die Schreiben müssen innerhalb von sieben Tagen abgeholt werden.
Doch so lange wollen die Ärzte gar nicht warten. Eine Mitarbeiterin fährt schließlich am Mittwochvormittag zur Poststelle - doch sie kehrt mit einem leeren Wäschekorb zurück - wieder keine Post! „Man hat ihr gesagt, dass alle Sendungen wieder an die Absender geschickt wurden, da wir die Post nicht rechtzeitig abgeholt haben“, schimpft Krause. Sie und ihre Kollegen seien ratlos und fühlten sich veräppelt von der Deutschen Post.
Donnerstag, 9. Juli, 9.15 Uhr
In der Arztpraxis präsentiert Krause einen leeren Korb und den wertlosen Abholschein. Der Ärger ist immer noch groß. Sie hoffe nur, dass durch den Poststreik und das anschließende Chaos der Praxis kein Schaden entstehe. „Ich möchte nicht, dass die Absender denken, dass hier niemand vor Ort ist“, betont Krause.
Donnerstag, 9. Juli, 11.07 Uhr
Nach mehrfachen Versuchen meldet sich endlich Postsprecher Rainer Ernzer. Er hört zu und verspricht eine Antwort. Gegen 12 Uhr der Rückruf: Die Arztpraxis von Gundula Krause und ihren Kollegen habe in einer Streikzone gelegen und daher keine Briefe erhalten. Eine Postmitarbeiterin habe anscheinend Mitleid gehabt: „Sie packte während des Streiks die Postkisten für die Ärzte und schickte sie zur Poststelle Paulinenstraße nach Detmold“, so Ernzer. Dort lagen die Sendungen, wie vorgeschrieben, sieben Werktage. „Doch niemand kam, weil niemand informiert war - also gingen die Briefe wieder an die Absender“, erklärt Ernzer. Es war ja Streik, und der Abholschein konnte nicht zugestellt werden“, fügt er hinzu. Er entschuldige sich für das Missgeschick: „Es war gut gedacht, aber schlecht gemacht.“
Donnerstag, 9. Juli, 16.52 Uhr
Die Entschuldigung nimmt Gundula Krause zähneknirschend an und berichtet, dass sie kurz zuvor den Postboten getroffen habe. „Der meinte, dass unsere ganzen Briefe gar nicht an die Absender gegangen sind, sondern im Post-Zustellstützpunkt an der Detmolder Wittekindstraße abgelegt wurden“, sagt Krause und bittet um Hilfe. Anschließend glühen die Telefonleitungen zwischen LZ-Redaktion, Post-Zustellstützpunkt und der Post-Pressestelle. Resultat: „Wir werden suchen und wenn etwas da ist, wird es ausgeliefert“, verspricht die Deutsche Post.
Freitag, 10. Juli, 9.45 Uhr
Jubel am anderen Ende des Telefonleitung: „Wir haben endlich unsere Post“, freut sich Gundula Krause. Sie sei froh, dass sich die Deutsche Post mit Hilfe der LZ bewegt habe, um die Sendungen zu suchen.
Freitag, 10. Juli, 11.05 Uhr
Freude auch bei Postsprecher Rainer Ernzer: „Ich bin genauso glücklich wie Frau Krause.“ Er habe eine Fehlinformation erhalten und diese dann weitergegeben. „Daran sieht man, dass das Streikchaos in einzelnen Teilen des Unternehmens noch immer nicht beseitigt ist“, sagt Ernzer.
Kommentar: Der Ärger der Kunden bleibt
von Silke Buhrmester
Der Poststreik ist beendet, doch das Chaos hat erst begonnen: Das zeigt der Fall der Detmolder Ärztin Gundula Krause. Mehrere Tage musste sie um ihre Briefe bangen – letztlich sind sie ihr doch noch zugestellt worden.Nicht nur Arztpraxen und Firmen, auch Privatpersonen warten nach wie vor auf wichtige Post, die bereits seit vier, fünf Wochen unterwegs ist – Unterlagen, Visa, Pakete...
Das Chaos war vorhersehbar – auch für die Post. Dass das Unternehmen sich dazu entschlossen hat, Kunden Zettel in den Briefkasten zu werfen mit dem Hinweis „Abholmöglichkeit wegen Streik“, ist grundsätzlich eine gute Idee. Allein, es krankt an der Umsetzung. Denn diese Zettel sorgen mehr für Verwirrung und Unmut als Freude.
Erstens, weil das zeitliche Fenster für die Abholung knapp bemessen ist – zwei Stunden werktags. Zweitens, weil der Hinweis darauf fehlt, dass es sich um eine Option handelt, die Post aber auch zugestellt wird. Drittens, weil viele Kunden sich während des Streiks gerne ihre Briefe abgeholt hätten – nach dessen Beendigung aber gar nicht einsehen, warum sie jetzt den Umweg machen sollten. Und viertens, weil es keine Hotline, keine Ansprechpartner gibt.
Mit Schadensbegrenzung nach dem Streik hat das Vorgehen der Post nichts zu tun. Der Ärger der Kunden bleibt. Beschwerdemanagement: 6. Setzen.