Kreis Lippe. Aufatmen für die Autofahrer: Wenn nichts dazwischen kommt, könnte der Verkehr über die Gauseköte schon bald wieder fließen. Ausschlaggebend ist gestern das Urteil der Gutachter gewesen.
Vor gut einer Woche war die Strecke nach einem Erdrutsch infolge heftiger Regenfälle gesperrt worden. Ein gut zehn Meter hohes Erdband hatte sich vom Hang gelöst und gut einen halben Meter in Richtung der Straße bewegt. Es war unklar, ob weitere Gefahr besteht, so dass die Verantwortlichen des Landesstraßenbetriebs auf Nummer sicher gingen und Sperren aufstellen ließen.
Eine Woche später, am gestrigen Montag, haben die Gutachter zum grünen Licht für die Strecke tendiert: "Der Boden hat sich jetzt erst einmal einen neuen Schwerpunkt gesucht und wird wohl so liegen bleiben", sagte Prof. Dr. Ing. Carsten Schlötzer beim Ortstermin. In seinem Gutachten wird er dem Straßenbetrieb wohl in dieser Woche empfehlen, die Strecke frei zu geben.
Baulicher Handlungsbedarf besteht für den betroffenen Bereich dennoch. "Auf der gesamten Länge des Erdrutsches wird der Untergrund befestigt werden müssen", sagte Schlötzer. Als Lösung empfehle sich hier die Errichtung eines Sockels. Einen konkreten Zeitpunkt für diese Maßnahme gibt es noch nicht.
Seitens der Straßenmeisterei sei man sich bewusst, welchen Wert die Verbindung über die Gauseköte für die Menschen beidseits des Berges habe, sagte Rainer Waldhof vor Ort. Einer aktuellen Zählung zufolge sind es mehr als 4000 Autos pro Tag, die hier entlang fahren. "Die müssen jetzt natürlich alle über die B1 ausweichen, was für viele Fahrer sicherlich mit einem erheblichen Mehr an Zeit und Kilometern verbunden ist. Sie dürfen sich darauf verlassen, dass uns dieser Umstand bekannt ist und wir uns größte Mühe geben, im Sinne der Verkehrsteilnehmer zu handeln."
Genaue Termine zur Wiederöffnung oder wann eventuelle Baumaßnahmen beginnen sollen, nannte Waldhof gestern noch nicht. "Wir warten jetzt das schriftliche Gutachten ab und sobald uns das vorliegt, handeln wir entsprechend."
Kommentar:
Ein Modell für die Städte
Von Thomas Reineke Es heißt ja, es sei neben dem Hund des deutschen liebster Freund, das Auto. Kein Wunder, dass das Carsharing hierzulande noch ein Mauerblümchendasein fristet. Ist es doch viel kommoder, die eigene Fortbewegung nicht generalstabsmäßig planen und vorbereiten zu müssen. Einfach den Schlüssel nehmen, in die Karre einsteigen und losbrausen. Doch halt: Wer seinen Wagen nur hin und wieder nutzt und nicht mit einer vierköpfigen Familie drei Mal im Jahr in den Campingurlaub fährt, darf über die Alternative des Lenkradteilens nachdenken - beziehungsweise: Er sollte es. Keine Versicherung, keine Kfz-Steuer, keine Reparaturen, keine Inspektionen, kein Winterreifentausch, kein Wertverlust. Da summiert sich im Jahr locker ein vierstelliger Betrag, der keinesfalls durch das gelegentliche Nutzen des geteilten Autos aufgefressen würde. Dazu kommt das gute Gefühl, dafür verantwortlich zu sein, dass ein stinkender Spritfresser weniger auf den Straßen unterwegs ist. Einen Pferdestärkenfuß hat das Ganze jedoch: In Lippe ist das Carsharing-Modell nur in den Städten attraktiv. Auf dem Land - dort, wo die Menschen quasi gezwungen sind, fast alles mit dem Auto zu erledigen - macht es keinen Sinn. Hier funktioniert Carsharing nur, wenn gleichzeitig auch das ÖPNV-Angebot deutlich zulegen würde. Nur: Das kann niemand bezahlen. treineke@lz.de