Kreis Lippe. Sie kam, sah – und war begeistert. Sichtlich beeindruckt hat sich am Mittwoch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hilde Mattheis, die Flüchtlingsambulanz im Klinikum Detmold angeschaut. „Das ist wirklich vorbildlich", betonte sie anschließend im Pressegespräch.
Die Gesundheitspolitikerin war durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung über die besonders gute Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge in Lippe aufmerksam geworden und kam nun gemeinsam mit ihrem Fraktionskollegen Burkhard Blienert aus dem Kreis Paderborn zu Besuch.
„Mich begeistert der Pragmatismus, mit dem Sie hier an die Sache herangegangen sind", lobte sie. „Hier gibt es eine große Eigeninitiative, gepaart mit Unterstützung aus der Verwaltung. Die beiden Bereiche finden sich normalerweise auf zwei unterschiedlichen Sternen", sagte Mattheis. Sie hat sich diverse Flüchtlingsambulanzen in ganz Deutschland angeschaut. „Aber selten wurde wie hier einfach das Klinikum geöffnet", betont sie. Dabei halte sie das für deutlich besser, als für 62 Standorte mobile Röntgengeräte ordern zu müssen. Und: „Die Lipper haben nicht gewartet, bis Formulare von der Bezirksregierung kamen, sondern sie entworfen – pragmatisch eben."
Das alles, betonte Dr. Axel Lehmann vom Aufsichtsrat des Klinikums, sei nur möglich gewesen, weil die Mitarbeiter so mitgezogen hätten: „So etwas kann man nur in einem Team stemmen." Hilde Mattheis will heute ihre Erfahrungen aus Lippe den gesundheitspolitischen Sprechern der Länder vorstellen, „damit es Schule macht."
Rückkehr zur Normalität
Noch bis Januar 2015 haben die Mitarbeiter der Flüchtlingsambulanz regelmäßig 300 Flüchtlinge pro Termin durchgecheckt. Weil das nicht im regulären Krankenhausbetrieb möglich war, hatte das Klinikum eigene Räume dafür geschaffen.
Ein etwa 16-köpfiges Team schleuste die Neuankömmlinge in nur vier Stunden jeweils durch – zwar bezahlt, aber zusätzlich zum eigenen Job im Klinikum. Die Zahl ist deutlich geschrumpft, sagt Dr. Patrick Dißmann: „Heute sind es zwischen 30 und 40."
Bis heute hat das Klinikum über 8.500 Flüchtlinge in der Ambulanz untersucht und die Ergebnisse dokumentiert. Aufzeichnungen mit diesem Umfang gebe es bisher kaum in Deutschland. Details nennt er noch nicht. Aber die Gefahr ansteckender Krankheiten durch die Flüchtlinge sei verschwindend gering.