Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Landesentwicklungsplan: Flughafen Paderborn nur regional bedeutsam

Airports werden in zwei Klassen eingeteilt. Landräte und die IHK sehen Wettbewerbsnachteile

Astrid Sewing

  • 1
Flughafen Paderborn-Lippstadt: Der Airport hat für die Region eine große Bedeutung, sagen Politik und Wirtschaft.  - © Marc Köppelmann
Flughafen Paderborn-Lippstadt: Der Airport hat für die Region eine große Bedeutung, sagen Politik und Wirtschaft.  (© Marc Köppelmann)

Kreis Lippe/Paderborn. Der Flughafen Paderborn-Lippstadt (PAD) spielt aus Sicht des Landes nur die zweite Geige. Will der Airport expandieren, so geht das nur, wenn aus Köln und Düsseldorf, beides Standorte großer Flughäfen, kein Veto kommt. So interpretieren die Landräte aus Lippe und Paderborn sowie die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold den Entwurf des Landesentwicklungsplanes (LEP), und weil sie Anteile an dem Flughafen haben, hagelt es Kritik.

Im LEP wird festgelegt, welche Gebiete in NordrheinWestfalen für den Naturschutz oder die Wohnbebauung wichtig sind. Und es werden die Weichen dafür gestellt, wo in den kommenden Jahrzehnten in die Infrastruktur investiert wird. Dazu gehört auch die Bewertung der Flughäfen im Bundesland.

Information

772.000 Passagiere im Jahr

Gesellschafter des Airports sind die Kreise Paderborn (56,38 Prozent), Soest (12,26), Gütersloh (7,84), Hochsauerland (3,92), Höxter (3,92) und Lippe (7,84) sowie die Stadt Bielefeld (5,88) und die Industrie- und Handelskammern Bielefeld (1,57) und Lippe (0,39). 

Der Kreis Lippe hat sich mit 784.300 Euro beteiligt und wird – im Gegensatz zur IHK Lippe zu Detmold – auch zur Kasse gebeten, wenn es Defizite gibt. „Das ist gedeckelt auf 200.000 Euro, und es kann in Zukunft ein Thema werden, ob wir das weiter leisten wollen", sagt Landrat Dr. Axel Lehmann. 

Seit Jahren sind die Zahlen für Linienflüge und Touristik rückläufig. Im Jahr 2000 gab es insgesamt 1,3 Millionen Passagiere, 15 Jahre später nur noch 772.000. Rund um den Airport und im Gewerbepark sind 1599 Menschen beschäftigt.

In der Fassung des LEP, über die der Landtag noch abstimmen muss, steht nun, dass der Airport Paderborn-Lippstadt (PAD) nur als „regional bedeutsam" eingestuft wird, landesbedeutsam hingegen seien unter anderem Münster, Köln und Düsseldorf. Weiter wird ausgeführt, dass „die Sicherung und Entwicklung der regionalbedeutsamen Flughäfen im Einklang mit der Entwicklung der landesbedeutsamen Flughäfen erfolgt."

Diese müssten ihr Einvernehmen erklären. Für den Paderborner Landrat Manfred Müller ist damit per Federstrich eine Zweiklassengesellschaft von Flughäfen geschaffen worden. „Wir wollen aber nicht ,Holzklasse’, sondern international bedeutsam sein. Denn unser Airport ist unser Tor zur Welt – in beide Richtungen. OWL und das südliche Westfalen sind global aufgestellt. Dann muss es auch unser Flughafen sein", sagt Müller.

Unterstützung bekommt er von der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold. Hauptgeschäftsführer Axel Martens verweist auf die Bedeutung für die Region. Die Hälfte des lippischen Wirtschaftsumsatzes werde im Ausland generiert. Mitte Juli hat die Lufthansa ihren Cargo-Stützpunkt in Paderborn eingerichtet, um das Luftfrachtgeschäft anzukurbeln.

„Die Lufthansa fliegt von Paderborn aus ihre internationalen Drehkreuze München und Frankfurt an. Das ist für die Wirtschaft interessant, aber es ist auch ein Stück Lebensqualität, wenn man auf kurzem Weg einen Flughafen erreichen kann", sagt Martens. Im Hintergrund gehe es vor allem um den Wettbewerb. Der als landesbedeutsam eingestufte Flughafen Münster-Osnabrück habe in etwa die gleiche Passagierzahl und werde aber sehr viel höher subventioniert.

„Ich halte die Unterteilung, wie sie jetzt im Entwurf steht, ebenfalls für falsch. Die Regionalflughäfen können sich nur dann entwickeln, wenn ihre größeren Mitbewerber zustimmen – wie das ausgeht, kann man sich denken", sagt Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann.

Kommentar: Wettbewerb wird verzerrt

von Astrid Sewing

Der Blick auf die Zahlen macht wenig Freude: Seit Jahren kommt der Flughafen Paderborn nicht aus den roten Zahlen. In diesem Jahr sieht es nicht besser aus, angesichts der Lage in der Türkei brechen die Touristikzahlen ein. Ein Blick auf die Mitbewerber zeigt aber, dass sich die Paderborner noch ganz gut schlagen. 2013 haben von 18 Regionalflughäfen, die im Eigentum der öffentlichen Hand sind, 17 Verluste gemacht. Dortmund liegt mit 18,5 Millionen an der Spitze, Münster-Osnabrück folgt mit 5,43, und Paderborn verzeichnet 1,36 Millionen Euro Defizit.

Da kann man sich ausrechnen, was nun passiert, wenn Münster und Dortmund im Landesentwicklungsplan als bedeutsam für NRW eingestuft werden. Sie werden sicher nicht ihr Einverständnis erklären, wenn der Flughafen Paderborn expandieren möchte.

Das wiederum kann eine Abwärtsbewegung in Gang setzen. Denn die Airlines schauen sich genau an, wo sie investieren und ihre Linien ausbauen. Je bedeutender der Flughafen, um so lukrativer ist das Geschäft. Und ein Flughafen, der in der zweiten Liga spielt, wird kaum eine Chance haben, ein attraktives Angebot zu bieten. Ergo werden die Verluste eher größer.

Wenn man also den Wettbewerb wirklich will, dann muss die Unterscheidung zwischen regional- und landesbedeutsam weg. Nur der Markt sollte zeigen, wer wirklich in der ersten Liga und wer in der „Holzklasse" spielt.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo