Kreis Lippe. Das alte Adelsgeschlecht derer zur Lippe ist verzweigt. Bisher historisch unbeleuchtet ist dabei die Nebenlinie der zur Lippe-Weißenfeld geblieben. Das hat sich jetzt geändert. In zwei Bänden legt Margarete Hamer-Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld nach mehr als zehn Jahren Forschungsarbeit ihre Familiengeschichte der Nebenlinie Lippe-Weißenfeld des Hauses Lippe vor.
Band eins befasst sich mit der Familiengeschichte im 18. Jahrhundert, Band zwei dann mit den Stationen der Lippe-Weißenfelds im 19. und 20. Jahrhundert. Die Nebenlinie der Lippe-Weißenfelds entstand 1734 als Ferdinand I. Graf zur Lippe-Biesterfeld das Herrenhaus in Weißenfeld im Schwalenberger Wald bezog und sich fortan Lippe-Weißenfeld nannte.
Dieser Graf hing dem Pietismus an und führte ein sehr religiös-sittliches Leben. Das Thema Pietismus ist mit der Geschichte der Lippe-Weißenfelds auch im folgenden eng verbunden, wie das Buch zeigt. Es wirft damit auch einen Blick auf die Geschichte dieser Strömung in Lippe.
Über die Hofmeister in Weißenfeld, die auch Hauslehrer-Funktionen hatten, wurden zudem Verbindungen zur Herrnhuter Brüdergemeinde geknüpft. Ferdinand I. verließ Lippe in Richtung Baruth in der Mark Brandenburg, dem Elternhaus seiner Frau Ernestine, später siedelten die Nachkommen dann in der Lausitz. Das Buch streift aber auch die Geschichte des Weißenfelder Hofes in Lemgo, der sich nahe am ehemaligen Regenstor befand und in dem die Familie über eine gewisse Zeit residierte. Während der Familiensitz Weißenfeld bei Schwalenberg bald verlassen abgebrochen wurde, existierte der Weißenfeldsche Hof als Gebäude in Lemgo noch bis 1914 – unter anderem war darin mal eine Tabakfabrik untergebracht.
Der zweite Band widmet sich der weiteren Familiengeschichte in der Oberlausitz und gliedert sich entsprechend anhand der Grafen zur Lippe-Weißenfeld bis zum Tode Clemens Prinz zur Lippe-Weißenfeld 1920 auf Schloss Proschwitz. Es befindet sich seit 1990 wieder im Besitz der Familie und ist Zentrum des bekannten Weingutes Prinz zur Lippe. Beide Bücher gehen auf die Forschungen der 2010 verstorbenen Margarete Hamer-Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld (geboren 1932) zurück, die auf dem der Familie gehörenden sächsischen Rittergut Baruth aufgewachsen ist. Nach der kriegsbedingten Flucht hielt sie sich im Sommer 1945 im Schloss Detmold auf, später war sie als Studienrätin unter anderem in Bielefeld und Bad Pyrmont tätig.
Der zweite Band ist von ihrem Mann Prof. Dr. Dr. Heyo Hamer vollendet worden, es haben an beiden aber auch weitere Autoren mitgewirkt. In einem Geleitwort schreibt Dr. Traute Prinzessin zur Lippe, dass der erste Band dem Leser ein Stück Kultur-, Religions- und Sozialgeschichte des 18. Jahrhunderts vermittelt.
Viele Bilder und Stammtafeln zeigen wichtige Persönlichkeiten des Hauses Lippe bis in die Neuzeit und führen den Leser in die Geschichte eines der ältesten deutschen Adelshäuser ein. Beide Bücher sind in den Geschäftsstellen der Lippischen Landes-Zeitung erhältlich.
„275 Jahre Lippe-Weißenfeld – Wanderung vom Land Lippe in die Lausitz", Band 1, 350 S., 29,80 Euro. „275 Jahre Lippe-Weißenfeld – Wanderung vom Lipper Land über die Niederlausitz in die Oberlausitz", Band 2, 430 S., 39,80 Euro.