Mörderischer Plan: "Wir haben ihn umgebracht, um heiraten zu können!"

Detmold. August 1956 - erst muss der Familienhund sterben, dann wird auch der 25-jährige Gerhard L. tot aufgefunden. Es soll wie Selbstmord aussehen. Doch es kommt anders. Zwei Tage nach seinem Tod nimmt die Polizei die Ehefrau Karla L. und den jüngeren Bruder Günther L. fest. Die beiden hatten zusammen einen teuflischen Plan gefasst.

Mit Günther zog das Unglück ein Der Bruder von Gerhard L., der 24-jährige Günther, hatte schwarz gefärbte wilde Haare und eine ebenso schwarze Vergangenheit mit acht Vorstrafen. Eines Tages nistete er sich im Haus seines Bruders ein. Zweimal hörten Nachbarn, dass Gerhard ihn aus dem Haus schmiss. Doch Günther hatte bereits "Macht gewonnen über die Frau des Bruders". Und diese nahm ihn immer wieder auf. Gleichzeitig beschwerte sich Karla überall im Dorf über ihren angeblich so schlechten Ehemann.

"Langsam scheint der Plan in Karla und dem Schwager gereift zu sein. Gerhard muss beseitigt werden. Unglaublich wie teuflisch die beiden dabei vorgingen; unglaublich auch, wie eiskalt und raffiniert die Mörder ihr Werk vollendeten", hieß es im Zeitungsbericht vom 20. August 1956.

Als Gerhard an einem Dienstag von der Arbeit nach Hause kam, wartete eine traurige Aufgabe auf ihn. Er musste den toten Hund der Familie begraben. Das Tier sei aus der Tür des Stallbodens gefallen, erklärte ihm seine Ehefrau Karla damals. Gerhard griff zum Spaten.

Zu diesem Zeitpunk konnte er nicht wissen, dass er hier einem Tier das Grab schaufelte, das als "Versuchstier" seinen eigenen grausigen Tod vorgestorben war - und an dem man offenbar die richtige Dosis des Giftes ausprobiert hatte, welches ihm selbst am nächsten Abend den Tod bringen sollte.

Es sollte wie Selbstmord aussehen Am Mittwochabend aß Gerhard also ahnungslos ein Ei und damit seinen Tod. Karla und der Schwager hatten das Ei mit der passenden Menge Gift präpariert und wollten anschließend, dass es nach Selbstmord aussieht. Sie streuten in der Nachbarschaft Gerüchte von Schulden und Schwierigkeiten.

Die Sache war jedoch nicht, wie Karla und Günther vielleicht vermutet hatten, mit einer Ausstellung des Totenscheins abgetan. Ein aufmerksamer Bauer aus der Nähe, der "mit offenen Augen und einem sicheren Blick für Kleinigkeiten durchs Leben ging", erinnerte sich: "Da war doch auch der Hund gestorben. Und ein kräftiger Hund, der aus geringer Höhe auf eine Holzbohle fällt, der stirbt nicht daran." Es sei denn, man hätte ihm vorher etwas angetan. Er meldete seine Beobachtung der Polizei und diese nahm den Fall und die Familie L. genauer unter die Lupe.

Die Polizei wollte den Hund wieder ausgraben, doch Karla zeigte den Beamten die falsche Stelle im Garten und beschuldigte ihren Ehemann auch noch, den Hund in Qualen sterben gelassen zu haben. Die Ermittler wurden skeptisch.

Freitagabend wurden Karla und ihr Schwager festgenommen. In Rekordzeit hatten die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft bereits am nächsten Tag den beiden ein Geständnis entlockt. Sie gestanden nach einem zermürbenden Verhör den Mord an Gerhard L.: "Wir haben ihn getötet, weil wir heiraten wollten!"

In Pivitsheide schüttelten die Menschen damals die Köpfe, hieß es. Schließlich war eine Scheidung sowieso bereits eingereicht worden. Wäre das nicht die beste Lösung gewesen und der Tod des Ehemanns völlig überflüssig?

Urteil: Auf Lebenszeit ins Zuchthaus Verkrampft und mit zusammengebissenen Zähnen hockte Günther L. dann während des Prozesses auf der Anklagebank. Karla L. brach mit einem Schluchzen zusammen, als der Verteidiger auf ihr unmündiges Kind verwies, das nun zurück blieb.

Nach eineinhalbstündiger Beratung wurde folgendes Urteil verkündet: "Die Angeklagten sind des gemeinschaftlichen Mordes schuldig. Sie werden mit lebenslangem Zuchthaus bestraft. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden beiden Angeklagten auf Lebenszeit aberkannt."

In der Urteilsbegründung wurden zusätzlich deutliche Worte gefunden: "Die Hauptverhandlung hat bei beiden Angeklagten ein geradezu erschütterndes Bild abgrundtiefer innerer Verworfenheit und ein fast unsagbares Ausmaß an innerer Schlechtigkeit und Gefühlskälte ergeben, [...] die einem Anlass dazu geben könnte, daran zu zweifeln, dass ein Mensch einer solchen Schlechtigkeit überhaupt fähig ist."

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus