Mord im Kuhstall im Jahr 1949 - Mörder bleibt lange ungestraft

Detmold. Als Peter H. (Namen von der Redaktion geändert) am 18. März 1949 den Kuhstall betritt, um die Tiere zu füttern, findet er seine Ehefrau Magda leblos am Boden. Um den Hals hat sie eine Kuhkette, an deren anderen Ende noch eine Kuh befestigt ist.

H. trägt seine Frau auf die Deele und alarmiert die Polizei. Die ordnet die Obduktion an. Dadurch kann allerdings nur geklärt werden, dass der Tod Magdas durch Erdrosseln eingetreten ist. Ob es sich um einen Unfall, Freitod oder ein Verbrechen handelt, kann zu dem Zeitpunkt nicht geklärt werden. Die Polizei tappt im Dunkeln und muss den Fall, trotz intensiver Ermittlungen, schließlich einstellen.

Doch auch neun Jahre später tauchten immer wieder Verdachtsmomente auf, die den Fall schließlich als Mord einstufen. Der Täter war schnell ermittelt. Es war der Ehemann des Opfers, der sofort gesteht, als die Beamten ihn mit dem Vorwurf konfrontierten. Doch warum? Der LZ-Mitarbeiter, der von dem Fall berichtet, bringt das Motiv so auf den Punkt: aus Hass. Die Tat nennt er abscheulich.

Die Ehe: Der Angeklagte soll sehr unter dem Einfluss seiner Mutter gestanden haben. Mit 34 Jahren heiratet er seine erste Ehefrau, sein Opfer. Die Ehe vermittelt ein Onkel, woraus der LZ-Reporter schließt: "Eine Liebesheirat ist es also wohl nicht gewesen." Dennoch ist die Ehe laut Peter H. zu Beginn ganz gut. Erst später habe sie sich verschlechtert. Nach der Geburt der Tochter sei das Verhältbnis zwar noch einmal besser geworden, sei dann aber wieder abgekühlt. Seine Frau habe ihn gedemütigt und klein gemacht. Sie nannte H. am Tag des Mordes einen Feigling. An dem Gerücht einer Affäre zwischen Peter H. und der Hofangestellten Elli F. während der Ehe von H. sei laut Aussagen der beiden nichts dran gewesen.

Der Mord: Peter H. ist vor Gericht voll geständig - neun Jahre später - und schildert den Tatverlauf ausführlich: "Ich fasste meiner Frau, als sie beim Melken war, mit der linken Hand auf die Schulter. Dann habe ich ihr mit der rechten Hand die Kette um den Hals geschlungen. Sie schrie einmal laut um Hilfe. Die Kuh sprang zur Seite und zog die Kette zu. Ich lief schnell auf die Deele und fütterte mit Elli die Schweine. Nach zehn Minuten ging ich in den Stall zurück und tat so, als wollte ich den Kühen Futter geben. Meine Frau lag leblos auf dem Stallboden. Ich rief Elli. Wir lösten die Kette und legten meine Frau auf die Deele. ... Ellie machte Wiederbelebungsversuche. Meiner Mutter sagte ich, dass meine Frau beim Kuhmelken tödlich verunglückt sei." Laut Gerichtstext schildert Peter H. die Tat völlig regungslos und völlig unbeteiligt. Er bestätigt auf Nachfrage des Richters, dass er seine Frau auf jeden Fall umbringen wollte.

Der Prozess: Die Menschen stehen vor Gericht Schlange, um an der Verhandlung teilzunehmen. Die Zuschauertribünen sind voll "für diesen Mordprozess, der in der an Kapitalverbrechen gewiss nicht armen lippischen Kriminalgeschichte und auch wohl in der gesamten Bundesrepublik seinesgleichen sucht", heißt es in einem Gerichtsbericht vom 21. Oktober 1958. Nachdem Peter H. vernommen wurde, sagen viele weitere Zeugen aus. Unter anderem sagte ein Landwirt, der die Leiche mit seinem Pferdefuhrwerk nach der Obduktion aus dem Krankenhaus abgeholt hat aus, dass H. nicht einmal Kleidung für seine tote Frau übrig hatte. Alles sei zu schade für sie gewesen.

Das Urteil: Reue zeigte H. keine. Am Ende verurteilt ihn das Gericht wegen Mordes zu Zuchthaus auf Lebenszeit. Und auch seine bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf Lebenszeit aberkannt. Zudem müsse er die gesamten Gerichtskosten tragen. Gleich nach dem Urteil geht H. gegen das Urteil in Revision. Im Mai 1959 weist der Bundesgerichtshof in Karlsruhe die Revision zurück und das Urteil wird rechtskräftig.

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