Gattenmord: Ein Gifttrank sollte im Jahr 1960 alles beenden

Lage-Pottenhausen. Von Beginn an ist sein Leben freudlos und trist. Als Walter T. (Name von der Redaktion geändert) dann durch einen Zufall eine Frau kennenlernt, sieht es so aus, als könnte sich das ändern. Doch dann kommt alles anders.

T. ist gerade erst elf Monate alt, als ihm Ratten die Finger der linken Hand annagen und so seine Hand verkrüppeln. Seine Familie, er ist das drittälteste Kind von insgesamt 14 Kindern, lebt in ärmlichen Verhältnissen. In Lemgo bettelt er um Lebensmittel und besucht nur unregelmäßig die Schule. Im Jahr 1950 wird er schließlich zusammen mit zehn anderen Geschwistern der Fürsorgeerziehung übergeben.

Die Schule verlässt er 1954 nach dem sechsten Schuljahr und arbeitet zunächst in einer Detmolder Gärtnerei. Eine Lehre zum Fleischer bricht er ab - unter anderem auf Grund seiner verkrüppelten Hand und Streit mit dem Meister. Er geht schließlich in die Landwirtschaft.

Dann lernt er sie kennen Eines Tages verunglückt er mit seinem Moped auf dem Weg zur Arbeit. Im Krankenhaus lernt er eine junge Frau kennen - beide verlieben sich und beginnen ein Verhältnis. Das Blatt scheint sich für T. zu wenden.

Schon bald wird seine Freundin schwanger und im September 1959 kommt ein kleines Mädchen auf die Welt. Der Zustand seiner Freundin, die seit einigen Jahren unter epileptischen Anfällen und Depressionen leidet - sie hat bereits drei Selbstmordversuche hinter sich -, bessert sich durch das Ereignis. Kurz nachdem T. 21 Jahre alt wird, kann das Paar heiraten. Der Weg für eine glücklichere Zukunft scheint perfekt.

Das Unglück beginnt Doch hinter der Fassade brodelt es schon länger und der Alltag holt beide sehr schnell ein. Seine Frau geht T. schon länger auf die Nerven. Als T. an einem Abend mit seinem Bruder loszieht und sich auf einem Volksfest bis zum frühen Morgen vergnügt, kommt es mit seiner Frau zum Streit. Um sie zu kränken, erzählt er ihr von einem erfundenen Verhältnis. In ihm erwächst ein Plan, wie er seine Frau loswerden kann.

Eine ganz perfide Art und Weise T. weckt in seiner Frau wieder Selbstmordgedanken. Aber er gibt vor, sie nicht allein gehen lassen wollen. Er schlägt ihr vor, es zusammen zu tun. Eines Abends rührt er einen Gifttrank mit E-605 an und füllt ihn in ein blaues und ein gelbes Glas. Das gelbe Glas reichte er seiner Frau, das blaue Glas nimmt er mit in das Schlafzimmer.

Und dann soll es laut Gerichtsbericht vom 22. April 1961 so abgelaufen sein: "Ein blaues Glas mit klarem Wasser stellte er unter das Bett. In einem unbemerkten Augenblick, als seine Frau an ihrem mit Gift gemischten Glas genippt hatte, tauschte er die beiden Gläser aus, trank das Glas mit klarem Wasser aus und täuschte eine Schlappheit vor. Bevor er nach einer geraumen Zeit den Arzt anrief , spülte er seine beiden Gläser aus und stellte sie weg. Das gelbe Glas stellte er auf den Tisch."

Sie kämpft stundenlang um ihr Leben Es sollte alles nach einem Sebstmord aussehen, der bei der Vorgeschichte seiner Frau niemanden verwundern würde. Doch im Krankenhaus können die Ärzte seine Frau noch retten. Schon bald legt T. ein umfassendes Geständnis ab. Vor Gericht sagt der Staatsanwalt: "Es gibt kein verabscheuungswürdigeres Verbrechen, als wenn ein Ehemann versucht, seine Frau ins Jenseits zu befördern!"

Das Urteil Nach einer zweistündigen Beratung verurteilt ihn das Gericht schließlich zu vier Jahren und sechs Monaten Zuchthaus. Seine bürgerlichen Ehrenrechte verliert er für fünf Jahre. Seine Frau soll ihm die Tat verziehen haben.

Zuchthaus war ein Gefängnis mit strafverschärfenden Haftbedingungen, z.B. mit Zwang zu körperlicher Arbeit. Ehrenrechte sind die Rechte auf das aktive und passive Wahlrecht sowie das Recht, ein öffentliches Amt ausüben zu dürfen.

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