1982: Eine Prostituierte auf dem Scheiterhaufen

Lügde/Bad Pyrmont. Es ist ein Freitagabend im November 1982, als Spaziergängern am Abend ein Feuer in einem Waldstück zwischen Bad Pyrmont und Lügde auffällt. Sie alarmieren die Feuerwehr und die Polizei, die die Brandstelle schnell ausfindig machen können. Auf den ersten Blick handelt es sich um einen Reifenstapel, der in Flammen steht. Die Einsatzkräfte beginnen mit den Löscharbeiten.

Doch schon kurze Zeit später machen sie eine schreckliche Entdeckung. Unter den Reifen liegt eine Leiche, die verbrannt wurde - wie auf einem Scheiterhaufen. Schnell steht fest, dass es sich um eine Frau handeln muss. 30 Jahre alt, etwa 1,68 Meter groß und von der Statur eher schlank bis leicht mollig. Dennoch tappen die Ermittler zunächst im Dunkeln.

Die hinzugezogenen Wissenschaftler können allerdings aus den Resten die Kleidung der Frau noch recht gut konstruieren:

"Die Getötete trug zur Tatzeit keine Unterwäsche, war aber mit einem weißen Trikotunterhemd aus Baumwolle, Größe 38, mit Spitzeneinsatz im Vorderteil und einer Bluse bekleidet, die in ihrer Grundfarbe braun war. Darüber trug sie Strickware, vermutlich einen Pullover, der im Rumpfbereich abwechselnd hellblaue, blaue und weiße Streifen hatte. Darüber hatte sie einen Regenmantel mit Obermaterial aus PVC angezogen." (Aus der Berichterstattung der LZ vom 15. November 1982)

Eingerollt war die Frau in einer Decke. Zudem kommt heraus, dass Fundort und Tatort nicht miteinander übereinstimmen. Die Frau war also schon tot, als sie auf ihrem Scheiterhaufen aus Autoreifen abgelegt wurde. Die Spurensicherung kann Reifenspuren sicherstellen, die allerdings auf einen Großteil der gängigen Automarken passen.

Eine Sondereinheit aus 25 Ermittlern nimmt sich des Falles an und geht noch einmal alle Spuren durch. Jetzt kann auch die Identität der Toten geklärt werden. Es handelt sich um die 24-jährige Dalika C. (alle Namen geändert) aus Thailand. Sie kam einige Jahre zuvor nach Deutschland und arbeitete zunächst in einem Bordell.

Ein Hauch von "Pretty Woman" Dann lernte sie den 52-jährigen Hannes T. aus der Region Hannover kennen, der sich unsterblich in sie verliebte. Er trennt sich von seiner Familie und verkauft für drei Millionen Mark seinen Betrieb. Nach Abfindung der Familie blieben dem Paar 600.000 Mark. Doch schon bald gibt es Probleme.

Am 27. Januar, knapp zwei Monate nach der Tat, wird T. von der Polizei festgenommen und verhört. Er gesteht sofort seine Freundin erschossen zu haben. Doch was war passiert?

Die Hintergründe Schon bald stellte sich heraus, dass Dalika C. eine Vorliebe für das Glücksspiel hat und immer wieder von T. Geld forderte, dass sie dann in Spielhallen und Casinos verlor. Am Mordabend ist sie mit T., der inzwischen als Fahrer für eine Firma arbeitet, auf Tour. Laut Aussage von T. fordert sie wieder Geld von ihm, dass er ihr aber nicht geben möchte. Es kommt zu einem heftigen Streit, "der gegen 5 Uhr an der Autobahnabfahrt Bad Eilsen ein verhängnisvolles Ende nahm. T. tötete die Thailänderin mit zwei Kopfschüssen, packte die Leiche in den Kofferraum seines Dienstwagens und setzte die Auslieferungsfahrt fort", heißt es in dem LZ-Bericht vom 5. März 1983.

Erst am nächsten Tag legt Hannes T. die Leiche am späteren Fundort ab. Am Abend kehrt er mit dem Entschluss zurück, seine tote Freundin ganz zu beseitigen und stapelt Autoreifen über ihr auf. Dann kippt er Benzin aus einem Kanister über dem Haufen aus und zündet ihn an.

Das Urteil Die Schwurgerichtskammer Hameln verurteilt Hannes T. im Juli 1983 wegen Totschlags im minderschweren Fall zu drei Jahren Haft. Als besonders strafmildernd wird die Vorgeschichte von T. gesehen. Im Bericht heißt es abschließend zur Urteilsbegründung: "dass die Schüsse zwar keine Zufallstreffer gewesen seien, wie T. es dargestellt hatte, dass Hannes T. aber nahe an einer erheblichen Einschränkung seiner Zurechnungsfähigkeit gestanden habe."

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