22 Stiche ins Herz - Rentner wird 1975 tot in seiner Wohnung gefunden

Kreis Lippe. Bis heute ist nicht ganz geklärt, wie es zu dieser grausamen Tat kommen konnte - doch eines ist klar: Die Täter haben nicht lange gezögert.

Ein Brand in einem Mehrfamilienhaus im Jahr 1975 schreckte in der Nacht Bewohner und Nachbarn auf. Was sie da noch nicht wussten: Ein Mieter ist an diesem Abend brutal ermordet worden.

Als die Einsatzkräfte den Brand gelöscht hatten, stießen sie auf die Leiche des 64-jährigen Rentners Friedhelm E. (alle Namen von der Redaktion geändert). Recht schnell stand fest, dass er nicht im Feuer starb, sondern bereits zuvor tot gewesen sein muss. Die Gerichtsmedizin zählte schließlich 22 Messerstiche, die direkt ins Herz gingen und einen Kehlenschnitt.

In der Wohnung selbst deuteten durchwühlte Schränke auf einen Raubmord hin. Einbruchsspuren gab es allerdings keine, weshalb der Tote seinen Mörder selbst in die Wohnung gelassen haben muss. Doch was war geschehen? Wer ermordet einen hilflosen Rentner auf eine solche Art und Weise? Und wer nimmt in Kauf, dass noch andere Menschen zu Schaden kommen, indem ein Feuer gelegt wird?

Das sind die Fragen, vor denen die Ermittlungsbeamten damals standen und denen sie nachgingen. Schon bald stellte sich heraus, dass Friedhelm E. einschlägig vorbestraft war. Hatte er vielleicht einen alten Feind, der es ihm heimzahlen wollte? Doch dann ergibt sich eine andere Spur.

Sie tranken und verstanden sich gut Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Rentner kurz vor seinem grauenvollen Tod noch in einer Gaststätte war. Allerdings nicht allein, sondern mit zwei weiteren, viel jüngeren Männern. Dort haben sie Skat gespielt und "kräftig Bier und Korn 'inhaliert'", heißt es im Gerichtsbericht der LZ vom 5. Dezember 1975. Irgendwann verließen die drei die Gaststätte gemeinsam. Das war das letzte Mal, dass Friedhelm E. lebend gesehen wurde.

Doch was passierte dann? Die Polizei konnte die beiden Männer ermitteln. Es handelte sich um den 19-jährigen Hubert Z. und den 17-jährigen Gerald W.. Schließlich gab es genug Beweise für eine Festnahme und eine Anklage. Die lautete auf gemeinschaftlichen Mord. Trotz des vielen Alkohos, den beide an dem Abend getrunken hatten, konnten sie sich noch genau an alles erinnern.

Die Tat Nachdem sie die Kneipe verlassen hatten, wollten die drei noch nicht auseinander gehen. Sie gingen zu dem Rentner in die Wohnung, tranken und spielten weiter.

"Nach Brüderschaftsszenen blieben der 17-Jährige und der Rentner vorübergehend allein in der Wohnung, da Z. alkoholischen Nachschub holte. In dieser Zeit kam es zu homosexuellen Handlungen durch den einschlägig vorbestraften Rentner, denen der Jüngere sich nicht entschieden widersetzte und die auch mit "Knutschszenen" nach Rückker des 19-Jährigen fortgesetzt wurden. Z. der starken Ekel empfand, spielte mit einem Messer, das er auf Aufforderung W. überließ, obwohl er den Zweck ahnte. Er ging hinaus. Währenddessen stach der andere den sich arglos über das Radiogerät beugenden E. wieder und wieder ins Herz, bis das Opfer zu Boden fiel." (aus der LZ vom 5. Dezember 1975)

Auch Z. soll später wieder den Raum betreten und zugestochen haben, was er allerdings bis zum Schluss leugnete. Nach der Tat durchsuchten sie noch die Schränke nach Geld - allerdings vergeblich - und zündeten dann die Wohnung an, um den Mord zu vertuschen.

Der Prozess und das Urteil Die Männer sagten beide vor Gericht aus. Ein genaues Motiv für diesen grausamen Mord blieb allerdings offen. Verteidiger und Oberstaatsanwalt vermuteten, dass es etwas mit den sexuellen Annährungen zu tun hatte. Abschließend heißt es:

"Nach eingehender Beratung bezog die Jugendkammer dann auch [...] Entwicklungsverzögerungen und die Ausnahmesituation der Homosexualität als strafmildernd ein. Das Urteil lautete wegen gemeinschaftlichen Mordes und gemeinschaftlicher schwerer Brandstiftung auf sieben Jahre Jugendstrafe."

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