1953: Verrückte Verfolgungsjagd nach Mord mit einem Hammer

Kreis Lippe. Viele Schaulustige hatten sich an diesem Aprilmorgen an der Polizeiabsperrung neben dem Neubau des Arbeitsamtes am Doktorweg in Detmold versammelt. Kurz zuvor war die Nachricht durchgesickert, dass sich in der Baubude neben dem Neubau ein furchtbares Verbrechen ereignet hat. In einer riesigen Blutlache wurde eine Leiche gefunden. Ein Pullover über dem Kopf. Als die Polizisten das Kleidungsstück entfernen, sehen sie ein von brutalen Hammerschlägen total entstelltes Gesicht.

Noch ist nicht klar, wer der Tote in dem Schuppen ist, nur dass es sich um einen Mann handelt. Sofort wird eine Mordkommission gegründet. Doch ein echter Ansatz fehlt zu Beginn, deshalb werden Zeugen gesucht, die etwas beobachtet haben könnten.

&bdquo;Über dieser neuen schweren Bluttat in Lippe lag zunächst ein dunkler, undurchdringlicher Schleier voller Geheimnisse. [] Einwandfrei festgestellt wurde dagegen, dass der Mann mit einem schweren Hammer auf den Kopf geschlagen worden und der Tod auf der Stelle eingetreten ist." (aus der LZ vom 13. April 1953)

Nur wenige Tage zuvor wurde eine Frau aus Wöbbel ermordet in ihrem Haus aufgefunden worden. Ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Taten besteht, kann zu dem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Jedoch war der Täter in diesem Fall auch noch nicht geschnappt worden, sondern ist auf der Flucht. Gleich zwei schwere Fälle, die die lippische Polizei und auch die Bürger in Atem halten.

Die Kleidung der Leiche wird ausgestellt Einige Stunden nach dem Auffinden der Leiche kann bereits die Identität des Mannes geklärt werden. Es handelt sich um Frank M. (Namen von der Redaktion geändert), ein Hilfsarbeiter, der in Berlin geboren wurde und in Detmold ist, weil er eine Haftstrafe verbüßen musste. Erst einen Tag zuvor ist er aus dem Gefängnis entlassen worden. War es also vielleicht ein Akt der Rache? Hatte noch jemand eine Rechnung mit dem 31-Jährigen offen?

Schon bald gehen erste Hinweise bei der Polizei zu den letzten Stunden von Frank M. ein. Doch konkrete Spuren fehlen noch. Aus diesem Grund wird die Kleidung des Toten in dem Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts ausgestellt. Zusätzlich setzt die Staatsanwaltschaft eine Belohnung über 500 Mark für Hinweise aus, die zur Erfassung des Täters führen. Außerdem soll M. noch einige Stunden vor seinem Tod mit einem unbekannten jungen Mann im Kino gesehen worden sein. Sie sollen sich in der Spätvorstellung &bdquo;Die Bande der Fünf" angesehen haben. Eine Beschreibung des Mannes wird in der Presse veröffentlicht. Und dann der erhoffte Erfolg.

Der Mörder war auf der Reeperbahn unterwegs Etwa eine Woche nach dem Mord an Frank M. wird in Hamburg der 22-jährige Hilfsarbeiter Karl P. festgenommen. Er ist sofort geständig. Doch was er erzählt und mit was für einer Gefühlskälte er dies tut, ist nur schwer nachvollziehbar. Von Hamburg aus wird er nach Detmold überführt und kommt dort schließlich in Untersuchungshaft.

Die beiden Männer hatten sich am 11. April, am Abend vor dem Mord, im Kino kennengelernt. Karl P. hatte kein Geld für den Film, darum hatte M., ein von Natur aus gutmütiger und freigibiger Mensch, ihn einfach eingeladen. Gleichzeitig prahlte er damit, dass er das Geld habe, weil er kurz zuvor 1.500 Mark gewonnen hätte. In diesem Moment reifte in P. bereits der Plan, seinen neuen Freund auszurauben. Doch zunächst sahen sie sich gemütlich den Film an.

"'Als ich dann auf der Leinwand ,Die Bande der Fünf' sah, da kam mir plötzlich der Gedanke, mit M. dasselbe zu machen, weil es so am schnellsten ging, und man am schnellsten zum Geld kam!' Erschreckend nüchtern und unbewegt offenbarte der 22-jährige Mörder P. vor dem Schwurgericht seine furchtbare Bluttat." (LZ-Gerichtsbericht vom 24. Juni 1953)

Und so kam es schließlich auch. Nach dem Kino gingen die beiden neuen "Freunde" noch einen Absacker trinken. Danach suchten sich die Männer, beide anscheinend ohne festen Wohnsitz, einen Schlafplatz und fanden die Baubude. Auf dem Tisch in dem Schuppen lag ein Hammer, der P. gerade recht kam. Diesen nahm er schließlich und schlug so lange auf den Kopf des schlafenden M. ein, bis dieser tot und völlig entstellt war. Anschließend nahm er das Geld an sich. Allerdings handelte es sich nur um 32 Mark, da M. in Bezug auf den Gewinn gelogen hatte. Den Kopf des Toten deckte er zu und ließ ihn liegen - der Kriminalbeamte sprach damals von einem regelrechten "Blutsee".

Da die Ausbeute nun sehr gering war, überfiel P. einige Stunden später noch einen Karussellbetreiber und stahl von ihm 1.550 Mark. Zunächst hielt er sich noch etwas in Bielefeld auf, wo er sich mit einer Frau verlobte. Doch diese Frau sei für seine Wünsche anscheinend nicht zugänglich gewesen. Also fuhr P. auf die Reeperbahn und verliebte sich dort in eine Prostituierte, mietete sie für eine Woche und verlobte sich schließlich mit ihr. Nach der Woche war aber auch diese Verlobung dahin und das Geld weg. Als er schließlich zum Pfandleiher ging, wurden zwei Polizisten auf ihn aufmerksam und nahmen ihn fest.

Vor Gericht zeigte er sich voll geständig. Von Reue aber keine Spur, heißt es in dem damaligen LZ-Bericht. Das Schwurgericht verurteilte ihn schließlich zu lebenslänglichem Zuchthaus und seine Bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf Lebenszeit entzogen. Im LZ-Bericht von damals heißt es:

"Damit fand die ruchlose Bluttat vom 12. April des Jahres ihre Sühne, die dem 31-jährigen Frank M. das Leben kostete."

Zuchthaus war ein Gefängnis mit strafverschärfenden Haftbedingungen, z.B. mit Zwang zu körperlicher Arbeit. Ehrenrechte sind die Rechte auf das aktive und passive Wahlrecht sowie das Recht, ein öffentliches Amt ausüben zu dürfen.

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