Bad Salzuflen. Blut strömt den Bürgersteig hinunter, aus einer klaffenden Wunde am Hals einer Frau. Ihr Begleiter liegt nur wenige Meter entfernt am Boden. Dieses Bild wird der 13-jährige Junge, der an diesem Abend noch auf der Straße unterwegs ist, wohl nicht mehr vergessen.
Gegen 20.20 Uhr sieht er vor sich noch eine ganz alltägliche Szene. Ein Mann und eine Frau gehen zusammen vor ihm auf dem Bürgersteig. Sie gehen friedlich nebeneinander her, so heißt es im LZ-Bericht vom 3. Oktober 1973, als die Frau plötzlich und ohne einen Laut zu Boden geht.
Es handelt sich um die 33-jährige Johanna B. (alle Namen geändert) aus Leopoldshöhe. Sie hatte sich an diesem Tag mit ihrem Bekannten, dem 46-jährigen Manfred P., getroffen. Jetzt fließt ihr Blut den Bürgersteig entlang. Obwohl Zeugen sofort die Rettungskräfte alarmieren, kann der Arzt nur noch den Tod feststellen. In unmittelbarer Nähe liegt auch Manfred P. mit mehreren Schnittwunden im Halsbereich am Boden. Er wird ins Krankenhaus gebracht und kann gerettet werden.
Wie konnte es dazu kommen?
Zeugen sagen nach der Tat aus, dass die geschiedene Johanna B. noch kurz zuvor mit P. in einer Gaststätte war. Die beiden Arbeitskollegen trinken und essen eine Kleinigkeit. Auf den Gastwirt wirkten sie normal. „Zu Streitigkeiten sei es nicht gekommen", heißt es in der Berichterstattung vom 4. Oktober 1973.

Andere Zeugen beobachten die beiden etwas später noch auf der Straße. Doch von Streit ist auch hier keine Spur zu sehen. Im Gegenteil: „Frau B. habe auf der Absperrkette an der Kreuzung Wüstener Straße und Bodelschwinghstraße geschaukelt und sich [ ] fröhlich unterhalten", heißt es im Bericht weiter. Anschließend gehen sie weiter die Straße entlang.
Aus heiterem Himmel holt P. ein Klappmesser aus seiner Tasche und sticht auf Johanna B. ein. Mindestens fünf Mal - direkt in den Hals. Die Stiche sind sofort tödlich. Danach sticht sich Manfred P. selbst in den Hals, doch sein Versuch, sich selbst auch zu töten, scheitert. Ein Motiv für seine Tat nennt er nicht. Nach einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus kommt er schließlich in Haft.
P. gilt als suizidgefährdet
Weil er immer noch als selbstmordgefährdet eingestuft wird, kommt Manfred P. in eine Vier-Mann-Zelle. Dennoch titelt die LZ in ihrer Ausgabe vom 27. Dezember: „Messerstecher entzog sich über Weihnachten dem irdischen Richter". Dem 46-Jährigen ist es im Trubel der Weihnachtsfeiertage irgendwie gelungen, alleine in seiner Zelle zurück zu bleiben. Als es den Wachen auffällt, ist es bereits zu spät.
In einem Abschiedsbrief schreibt er, dass es ihm jetzt doch noch gelungen sei, was ihm in Bad Salzuflen nicht gelang, nämlich seinen damaligen Beschluss umzusetzen. Doch warum Johanna B. sterben musste wird nicht mehr geklärt – jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.
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