Kreis Lippe. Jeder dritte Vogel wird sterben, Obst und Gemüse müssen mit dem Pinsel bestäubt werden oder es wächst nur noch, was gentechnisch verändert wurde. Das Szenario beschreibt, was passiert, wenn das Insektensterben so weiter geht. Im LWL-Freilichtmuseum Detmold wird am 1. September ein Bienenzentrum eröffnet. Umschwirrt war es gestern schon. Auf dem Meierhof ist ein Scheunenteil freigeräumt worden, vor der Tür stehen Kästen mit Ysob, Salbei und Minze, daneben blüht goldgelb Rudbeckia. Es brummt rundherum, die Besucher bleiben stehen, weil sie über der Tür lesen: „Helft den Bienen." Die Ausgangslage: Einer Langzeitstudie zufolge ist der Insektenbestand seit 1990 um 75 Prozent zurückgegangen. Dass es wirklich eilt, macht Heino Rinne, stellvertretender Vorsitzender des Kreisimkervereins, deutlich. „Wir müssen unsere Bienen zeitweise notfüttern, weil sie nicht mehr genug Nahrung finden. Und es fehlt auch an Insekten, die anderen Tieren, wie zum Beispiel den Vögeln, als Nahrung dienen", sagt er. Aus Sicht des Imkers hängt das mit mehreren Faktoren zusammen. „Herbizide und Insektizide sind ein Problem. Auf den Feldern gibt es kaum noch Blühstreifen, die Monokulturen bieten den Insekten aber zu wenig Nahrung. Sie fliegen keine großen Strecken, deshalb würde es ihnen helfen, wenn man Schneisen durch die Schläge zieht", meint Rinne. Wobei ihm klar sei, dass auch die Landwirte nur begrenzt handeln können. „Die werden auch aus Brüssel gegängelt."Die Bienen wiederum legten zwar größere Strecken zurück, aber da fehle es an passenden Blühpflanzen, auch in den Gärten. Ein Beispiel führt er an: „Die Forsythie blüht wunderschön, bringt den Bienen aber gar nichts. Die Kornelkirsche hingegen ist eine Bienenweide." Das Museum: Die Imker – 431 gibt es im Kreis Lippe – arbeiten mit dem Freilichtmuseum zusammen. Sie erklären, wie die Biene lebt, stellen vor, wie der Honig entsteht und beraten, wie man ihren Lebensraum gestalten kann. „Jeder kann etwas tun und darauf achten, was er pflanzt", sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Oft würden exotische Pflanzen ausgewählt, „die keinem Insekt etwas bringen". Im Erlebnisraum: Die Freunde und Förderer waren sofort bereit, 8000 Euro für die Gestaltung eines Erlebnisraumes locker zu machen. „Das Land musste da schon mehr überzeugt werden", sagt Museumsdirektor Prof. Dr. Jan Carstensen. Letztendlich förderte das NRW-Ministerium für Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz das Projekt mit 12.000 Euro. Im Erlebnisraum „Alarm für die Biene" gibt es diverse Kisten mit Anschauungsmaterial, Kleinkinder lernen spielerisch, was Bienen alles leisten, ein Bienenstock, eine Honigschleuder und vieles mehr stehen bereit. Das Programm: Schon gestern beim Pressegespräch war das Interesse der Museumsbesucher groß. Aber erst zur Veranstaltung „Freilichtgenuss" am 1. und 2. September wird das Bienenzentrum eröffnet. Kurzführungen, Pflanztische, wo bienenfreundliche Stauden in Töpfe gepflanzt werden, der Bau von Insektenhotels, Führungen zu den Plätzen, wo Bienen leben, und Blicke in die Geschichte wird es geben. „Die Zeidlerei wird vorgestellt. Im Mittelalter wurde der Honig von wilden und halbwilden Bienenvölkern gesammelt", erklärt Carstensen. Außerdem wird erklärt, wie man eine Blühwiese richtig einsät, und der Umgang mit einer Sense vorgestellt. Außerdem geht es um die Wertschätzung für Lebensmittel wie den Honig, den die heimischen Imker produzieren. „Wir sind auf den Discount-Kauf getrimmt und wenn wir das einfach immer so weiter machen, dann werden wir künftig auch in einer Discount-Landschaft leben", sagt Rinne.