1957 hinterlässt der "Rote Hahn" in Lage dreimal Schutt und Asche

Lage. Lodernde Flammen brechen aus dem Dach des großen Bauernhauses. Es ist der Abend des 29. Aprils 1956. In dem großen Viehhaus auf dem Ehrentruper Hof entsteht in der Nacht ein Feuer, die Ursache kann sich niemand erklären. Kurz vor Mitternacht setzt ein kräftiger Wind ein, verbreitet den Brand mit rasender Geschwindigkeit. Das Gebäude mutiert zum gewaltigen Flammenmeer.

Fünf Rinder sterben in dieser Nacht, der Hof wird komplett vernichtet. Die Polizei schätzt die Schaden auf etwa 50.000 Mark. Was ist passiert? Es ist eine Tragödie für die Landwirte.

Einige Wochen bleibt es ruhig, doch dann flattert der "Rote Hahn" erneut durch Lage. Spaziergänger sehen in den ersten Morgenstunden des 22. Septembers Flammen im Pferdestall eines Viehhauses in Ehrentrup. Kurzentschlossen schlagen sie die Scheiben ein, öffnen die Türen und treiben Pferde, Kühe und Schweine ins Freie. Doch während die Helfer beherzt das Vieh retten, brennen die großen Vorräte an Heu und Stroh nieder. Und Plötzlich schlagen die Flammen auch auf das Wohnhaus über.

Bauernhof sinkt in Schutt und Asche "Als schon das Viehhaus mit reichlichen Wassermengen bedacht [ist], [entdecken] Wehrleute noch vier Mast- und zwei Stangenschweine, die bis zum Rüssel im Wasser [stehen] und quicklebendig ins Freie gebracht werden [können]", heißt es in der LZ vom 24. September. Doch der Hof kann nicht gerettet werden. Der Schaden: 100.000 Mark. Die Kriminalpolizei vermutet bereits, dass das Feuer mit Absicht gelegt worden sein könnte. Diverse Feuer sind in den vergangenen Tagen und Wochen auf landwirtschaftlichen Betrieben gemeldet worden. Wer ist verantwortlich?

Wieder vergehen einige Monate. Es ist Anfang Februar im folgenden Jahr. Am frühen Morgen gegen drei Uhr bemerken Nachbarn in der neuerrichteten Scheune des Bauern einen hellen Feuerschein. Nachbarn und Feuerwehr packen gemeinsam an und versuchen das Schlimmste zu verhindern. Trotz allem verbrennen 150 Zentner Getreide und 50 Zentner Hafer. Doch der Arm des Gesetzes greift. Ein junger Mann wird festgenommen. Er steht unter dringendem Verdacht der Brandstiftung. Die Beweise sind erdrückend, heißt es in den Artikeln.

Empörung in der Bevölkerung "Ein haltloser junger Mensch wurde unter Alkoholeinfluss zum dreifachen Brandstifter! Die Empörung der Bevölkerung ist kaum zu schildern, der Ruf nach schwerster Bestrafung durchaus verständlich. Das letzte Wort haben nun die Richter!", heißt es in der LZ von 25. Februar 1957.

Der 23-jährige Lagenser ist selbst ein landwirtschaftlicher Arbeiter. Gegenüber der Polizei gibt er zu, dass es zu Streitereien kam. Er habe in seinem Ärger Alkohol getrunken und Pläne geschmiedet. Zufrieden sei er erst gewesen, als er Flammen sah. Mit einem Streichholz habe er das Stroh im Stall seines Arbeitgebers angezündet, und das war erst der Anfang.

Vor Gericht gibt der 23-Jährige zu, auch für die beiden weiteren Fälle verantwortlich zu sein. Jedes Mal kam er nach der Brandstiftung zurück an den Tatort - und wurde als Helfer aktiv, um keinen Verdacht zu erregen.

Das Gericht stellt fest, dass der Angeklagte durch "Ärgerstauung nachtragend veranlagt und ein epileptuider Psychopath" ist. Verurteilt wird der aus Schlesien zugezogene Lagenser zu zwei Jahren Gefängnis wegen schwerer Brandstiftung und einfacher Brandstiftung sowie die anschließende Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanstalt.

Ein LZ-Autor fordert zuvor in klaren Worten: "Keine Strafe ist hart genug, diese Verbrechen zu sühnen, weil wertvolles Volksvermögen vernichtet wurde."

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