Detmold. Lärm, Staub, chemische Mittel – all das kann das Wohlbefinden beeinträchtigen. Professor Dr. Manfred Pilgramm leitet das Lehrgebiet für Wohnmedizin der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Hier wurde eine Checkliste für gesundes Wohnen entwickelt. Die Themen Lärm und Haustierhaltung spielen im häuslichen Umfeld eine immer größere Rolle. Haustiere generell: Der Hals-Nasen-Ohrenarzt ist selbst Tierbesitzer, allerdings sind seien Vierbeiner nicht gerade auffällig, was Staub, Lärm und Schmutz angeht – er hat zwei griechische Landschildkröten. Schmutz, den Hunde und Katzen mit ins Haus bringen, sieht Pilgramm nicht als Problem. „Eine ganz normale Hygiene, also Putzen, reicht im Normalfall", sagt er. Der gesundheitliche Nutzen der Tierhaltung sei um ein Vielfaches höher als das wohngesundheitliche Risiko. Nur wer allergisch reagiere, müsse Vorsichtsmaßnahmen treffen. „Wenn man in eine Ferienwohnung fährt und eine Tierhaarallergie bekannt ist, sollte man explizit nachfragen, ob überhaupt schon einmal Tiere in der Wohnung waren. Da reicht das normale Putzen nicht aus", rät der HNO-Mediziner. Fische: „Warum niest manch einer, wenn er vor einem Aquarium steht? Diese Frage stelle ich meinen Studenten", sagt Pilgramm. Und die Antwort ist kniffelig. Nicht die Fische sind die Auslöser, sondern das Futter kann allergische Reaktionen auslösen. In Studien sei nachgewiesen worden, dass in manchen Fischfuttern Ambrosia enthalten ist. Dieses Korbblütler-Gewächs sei hochallergen. „Wenn Sie das Futter zwischen den Fingern zerkrümeln, dann führt das zu dem Niesen." Vögel: Wenn die Vögel in die Mauser kommen, sei die Staubbelastung größer und mehr Hygiene notwendig. „Die Bruchstücke der Vogelfedern können eine Krankheit fördern", sagt Pilgramm. Bei einer sehr kleinen Anzahl Patienten habe man einen Zusammenhang zum Lungenkrebs hergestellt. Erb-liche Disposition, aber auch weitere Umweltfaktoren wie zum Beispiel das Radon, das als Gas aus der Erde kommt, kommen als Auslöser in Betracht. Im Kreis Lippe sei das Radon allerdings kaum ein Problem. Lärm: Tinnitus ist ein Thema, immer mehr Patienten kommen damit zu Pilgramm in die Praxis. Vielfach werde Tinnitus mit Lärm in Verbindung gebracht, aber so einfach sei das nicht. Lärm sei dann für das Gehör schädlich, wenn um Knallgeräusche oder Explosionen gehe, weil man sich vor diesen nicht schützen kann. Hohe und tiefe Frequenzen könnten außerdem gleichermaßen belastend sein. „Ständiges Quietschen nervt zum Beispiel, aber absolute Stille ist auch nicht gesund", stellt der Mediziner fest. Daraus könne sich eine Lärmüberempfindlichkeit entwickeln, das Gehör werde entwöhnt. „Man sollte sein Gehör nicht nur schützen, sondern auch nutzen. Und man kann es trainieren. 20 Minuten Musik, ein bisschen lauter als angenehm und langsam wöchentlich steigern", empfiehlt der Arzt. Und der Tinnitus? Das Ohrgeräusch habe jeder, aber nicht jeder empfinde es als störend. „Auslöser für den Tinnitus-Leidensdruck sind meistens ungelöste psychische Probleme." Die Checkliste Vor 200 Tagen ist die Checkliste an den Start gegangen – 3000 Mal ist sie bislang angeklickt worden. Der Bedarf ist groß. „Es gibt keine Vorschriften für die Wohnung. Von 100 Menschen, die glauben, dass sie durch ihr Wohnumfeld krank sind, sind 12 bis 13 wirklich krank, zum Beispiel durch Schimmel oder aber auch Formaldehyd", sagt Professor Dr. Manfred Pilgramm. Wer die Checkliste anonym ausgefüllt hat, erhält am Ende einen Ausdruck mit Tipps zu jeder Fragestellung. 1388 haben diesen Service bislang in Anspruch genommen. Die Nutzungswiederholungen werden von Tag zu Tag mehr und liegen nach Auskunft von Pilgramm bei etwa 8 bis 10 Mal pro Tag. Unter www.checkliste-gesundes-wohnen.de ist die Checkliste zu finden.