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Grünen-Chef Habeck nimmt nach harscher Hermannskritik Stellung

Detmold/ Berlin. Nachdem Grünen-Chef Robert Habeck das Hermannsdenkmal in einem Stern-Interview als "hässlichen Mann mit Minirock" bezeichnet hat, sind die Lipper in heller Aufruhr. Bei FB zeigten sich die meisten User nahezu entrüstet, inzwischen haben sich auch Teile der lippischen Lokalpoltik zur Hermann-Debatte geäußert.

So große Wellen hatte der Grünen-Chef mit seinen Äußerungen wahrscheinlich nicht schlagen wollen. Auf Anfrage der LZ hat sich Habeck noch einmal zur harschen Hermannskritik im Stern-Interview geäußert. Hier seine Antwort im Wortlaut:

Das sagt Robert Habeck:

„Im Sommer letzten Jahres besuchte ich den Hermann, weil wir den Versuch wagen wollten, die historischen Orte der Republik nicht denjenigen zu überlassen, die genau diese Republik heute in Frage stellen. Ein sehr ernsthaftes Anliegen also. Vom Stern wurde ich einige Monate später gefragt, was es denn mit mir mache, vor einem solchen Monument nationalen Auftrumpfens zu stehen. Etwas flapsig antwortete ich, es brächte mein Herz weder zum Hüpfen noch sei ich entsetzt. Es sei eben ein hässlicher Mann mit Mini-Rock auf ‘nem Sockel. Gleichwohl ist er bedeutsam.

Was damit gemeint war: Orte sprechen nie aus sich selbst heraus. Sie leben durch die Bedeutung, die wir in sie hineinlegen. Und genau hier setzte mein Besuch an: Ich wollte den unterschiedlichen Erzählungen von Arminius/Hermann auf die Spur kommen. Da war zunächst die Erzählung des Arminius, eines Kämpfers für Freiheit, die im 18. Jahrhundert sogar in Frankreich dem Bürgertum als Hintergrundfolie diente, um sich gegen die Monarchie zu stellen. Dann folgte eine andere: Er wurde zum Mythos von Macht, Stärke und Überlegenheit gegenüber anderen Nationen.

Diese Veränderbarkeit ist das, was politisch ist: Denn sie brachte mich zu der Frage, ob nicht die Logik, die zu dem Denkmal führte, nicht auch progressiv und europäisch genutzt werden kann. Beziehungsweise genutzt werden muss. Welche Geschichten erzählen wir uns von Europa? Wie schaffen wir Leidenschaft für das Versöhnende, nicht Trennende? Gibt es einen Mythos, der kulturellen Bereicherung und welcher Ort, welches Denkmal könnte dafür stehen? Und gerade, weil der Hermann diese Fragen aufwirft, hat er seine Berechtigung als Denkmal, über die Region hinaus.

Und im Übrigen gibt‘s den Hermann seit dem Sommer gleich doppelt in meinem Büro, als Wahlplakat und die Statue steht darunter."

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