Ist kirchlich heiraten noch angesagt?

Kreis Lippe. Die Braut zupft aufgeregt an ihrem weißen Kleid. Der Bräutigam steht vor dem Altar und wartet, während der Brautvater sich bereit macht... Es ist ein typisches Bild, das den Gästen auf kirchlichen Trauungen geboten wird.

Wer noch nicht auf solch einer Hochzeit war, kennt sie zumindest als romantisches Ereignis aus Filmen oder Büchern. Die Realität ist jedoch weniger romantisch, zumindest was die Zahlen angeht. Die Lippische Landeskirche merkt inzwischen deutlich: Immer weniger Paare in Lippe lassen sich kirchlich trauen.

Das sieht man auch an den Zahlen. Währen es im Jahr 2013 noch 316 kirchliche Trauungen in den 69 Kirchengemeinden der Lippischen Landeskirche gegeben hat, waren es im Jahr 2017 nur noch 281 Hochzeiten. Das ist ein Rückgang von knapp elf Prozent und der lässt sich laut Birgit Brokmeier, Öffentlichkeitsreferentin der Lippischen Landeskirche, vor allem auf die sinkenden Mitgliederzahlen zurückführen. Denn weniger Kirchmitglieder bedeuten automatisch weniger mögliche Hochzeiten in der Kirche. "Die Zahl der Trauungen ist in den letzten Jahren leichten Schwankungen unterworfen, aber weitestgehend stabil geblieben", sagt Brokmeier.

"Ein Ort mit persönlicher Bedeutung wird wichtiger" Daneben entscheiden sich viele Paare inzwischen für eine standesamtliche oder freie Trauung, das hat Ralph Oberkrome aus Hillentrup in seiner langen Tätigkeit als Pastor beobachtet. Auch die Kirche als Trauort werde immer öfter gegen eine Hochzeit im Freien eingetauscht. Pastor Ralph Oberkrome erklärt: &bdquo;Viele Paare haben den starken Wunsch an einem Ort zu heiraten, der für sie eine persönliche Bedeutung hat." Die Paare, die allerdings doch in der Kirche heiraten, schienen sich dazu meist bewusst aus religiösen Gründen zu entscheiden. Oberkrome, der mittlerweile im Ruhestand ist, habe bei seinen getrauten Ehepaaren viel Wert darauf gelegt, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Darauf käme es bei einer kirchlichen Trauzeremonie besonders an. Das Vertrauen werde zuvor in den Traugesprächen aufgebaut und spiegle sich anschließend in der Gemeinde wieder. Viele Paare, die er selbst getraut hat, habe Oberkrome nach ein oder zwei Jahren zur Taufe des ersten Kindes wiedertreffen dürfen.

Wer sich dafür entscheidet, kirchlich zu heiraten, der könne das sogar relativ spontan machen. Mindestens zwei Wochen vorher sollten sich Paare bei der zuständigen Gemeinde melden. Zusammen mit dem Pastor treffe sich das Paar dann in der Regel zu zwei Traugesprächen, in denen genau geklärt wird, wie der Traugottesdienst ablaufen soll. Der Trend liege alledings weniger bei spontanen Eheschließungen.

Die meisten Paare melden sich weit im Voraus für ihre Trauung an, weiß der Pastor. Das verschafft ihnen und dem zuständigen Pastor genug Zeit, um sich bis zur Hochzeit besser kennenzulernen. Was auf keinen Fall fehlen darf, sei ein biblischer Trauspruch, den sich die Paare selbst aussuchen dürfen. Durch den falle es dem Pastor leichter einzuschätzen, was für Menschen von ihm getraut werden wollen.

Der Kontakt zwischen Pastor und Ehepaar sei bei einer kirchlichen Trauung das Wichtigste: &bdquo;Wenn es eine persönliche Note hat, dann spricht das die Menschen mehr an. Das Interesse an der Person ist sehr wichtig." In der katholischen Kirche seien vor der Hochzeit daher Brautseminare üblich. Dort werde unter anderem über die Ehe und dessen Werte an sich gesprochen. Auch die Lippische Landeskirche bestätigt, dass ein Gesprächsbedarf in diese Richtung immer mehr zu nimmt. Pastorin Petra Stork aus Horn freut sich über jeden, der sich zur kirchlichen Trauung entscheidet: &bdquo;Es ist schön, Menschen in diesem wichtigen Moment begleiten zu können und Gottes Segen sprechen zu dürfen."

So viele kirchliche Trauungen gab es in Lippe: 2017 = 281 Trauungen (162.711 Gemeindemitglieder) 2016 = 301 Trauungen (166.163 Mitglieder) 2015 = 254 Trauungen (169.488 Mitglieder) 2014 = 331 Trauungen (173.221 Mitglieder 2013 = 316 Trauungen (176.560 Mitglieder)* *Anzahl der Trauungen in den 69 Kirchengemeinden der Lippischen Landeskirche

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