Kreis Lippe. Sie ist klein und unauffällig, macht ziemlich versteckt unter der Blase ihren Job und wird erst zum Problem, wenn sie wächst – die Prostata. Bundesweit bekommen jährlich 80.000 Männer Beschwerden damit.
Daher laden LZ, Ärztekammer, AOK und das Klinikum Lippe zu einer Diskussionsrunde unter dem Titel „Prostata – Ursachen und Folgen" ein. Im Detmolder Residenz-Hotel werden Dr. Alfons Gunnemann, Chefarzt der Klinik für Urologie, und Hares Alam, Facharzt für Urologie, Kurzreferate halten. Anschließend stehen sie für Fragen der Zuhörer zur Verfügung.
„Die Prostata hat in etwa die Form und die Größe einer Kastanie", erklärt Gunnemann. Ihre Aufgabe sei es vor allem, ein Sekret zu produzieren und bei der Ejakulation in die Harnröhre abzugeben, das die Spermien in Schwung bringe. Die Harnröhre verlaufe direkt durch die Drüse – was mit zunehmendem Alter des Mannes Beschwerden mit sich bringen könne. „Denn die Prostata vergrößert sich mit den Jahren und kann die Harnröhre einengen", sagt Gunnemann. Ergebnis: Die Betroffenen können nur noch schlecht – im Extremfall gar nicht mehr – auf normalem Wege Wasser lassen."
Das Risiko, an einer schwerwiegenden Prostatavergrößerung zu erkranken, liege im Alter von 50 bis 59 Jahren bei zehn bis 20 Prozent und mit zunehmendem Alter zwischen 25 und 35 Prozent. Eine Vergrößerung könne bedeuten, dass gewaltige Organe entstehen. „Eigentlich wiegt die Prostata 20 bis 25 Gramm. Aber die extremste Prostata, die ich jemals operierte, brachte immerhin 420 Gramm auf die Waage, also das Zwanzigfache der normalen Größe", so Gunnemann. Bei einer solchen Vergrößerung sei natürlich eine Operation unumgänglich. Behandeln ließen sich gutartige Vergrößerungen im Anfangsstadium aber schon mit Medikamenten. Reiche das nicht mehr aus, könne die Prostata operativ abgetragen werden, indem Gewebe durch die Harnröhre entfernt werde.
Wenn die Krankheit unbemerkt fortschreite, drohe Prostatakrebs. „Er ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes. Er steht an der zweiten Stelle der Krebs-Todesursachen in den Industriestaaten", sagt Gunnemann. Die Ursachen seien hormonelle Veränderungen im Alter und genetische Ursachen: „Wenn schon der Vater Prostatakrebs hatte, lebt der Sohn mit einem doppelten Risiko, ebenfalls diese Erkrankung zu bekommen." Weitere Risikofaktoren seien Umwelteinflüsse und eine fettreiche Ernährung.
Das Hauptproblem des Prostatakrebses bestehe darin, dass er im Frühstadium keine Symptome zeige. „Gerade dann, wenn er am leichtesten zu bekämpfen wäre, spürt man ihn nicht", erklärt Urologe Hares Alam. Deshalb rät er dringend zu Vorsorgeuntersuchungen, die Männern ab 45 Jahren, bei familiären Vorerkrankungen ab dem 40. Lebensjahr, jährlich empfohlen werde. „Die frühe Diagnose ist entscheidend ", betont Alam. Die Männer bräuchten keine Angst haben, denn die Untersuchung sei nicht weiter aufwendig und kompliziert.