Woher kommt meine Bratwurst?

Kreis Lippe . Politik und Handel wollen Kunden an der Supermarkttheke künftig mehr Informationen an die Hand geben. Wer einkauft, soll schnell erkennen können, woher Fleisch etwa stammt oder wie die Tiere gehalten wurden. Während die Bundesregierung noch an einer sogenannten &bdquo;Tierwohlkennzeichnung" arbeitet, ist der Handel bereits mit einem eigenen Label vorgeprescht. Wie gut sich Informationen zum Fleisch bereits jetzt heraus bekommen lassen und wo die Grenzen liegen, zeigt ein exemplarischer Selbstversuch im Marktkauf Barntrup.

Fleisch in Fertigprodukten Klein, aber dennoch gut lesbar findet sich ein Oval auf allen Fleischverpackungen. Das sogenannte &bdquo;Genusstauglichkeitskennzeichen" gibt Auskunft darüber, in welchem Betrieb Fleisch zuletzt verarbeitet wurde. Woher die Tiere stammen und wie sie gehalten wurden, lässt sich hier nicht ablesen. Auf manchen Verpackungen findet sich außerdem ein sogenannter QR-Code, der sich mit dem Smartphone scannen lässt. Auf diesem Weg gelangt der neugierige Kunde zu einer Internetseite auf der in der Regel Händler oder Hersteller Informationen zu dem jeweiligen Produkt liefern. Diese können sehr unterschiedlich in die Tiefe gehen.

Bei den pikanten Miniwürstchen eines namhaften Herstellers etwa lässt sich gerade einmal herausfinden, dass die dafür verarbeiteten Schweine aus der Europäischen Union stammen. Besser sieht es beim Würstchen einer Billigmarke aus – hier lässt sich zumindest schon einmal Deutschland als Ort bestimmen. Über die Haltungsform der Tiere gibt dieses Zeichen keinerlei Auskunft.

Regionale Produkte Kommt das Gehackte vom Schlachtbetrieb aus der Nachbarkommune, so erfährt der Kunde das in der Regel ganz direkt. &bdquo;Regional ist stark nachgefragt und immer ein gutes Verkaufsargument", erklärt Kaufmann Andi Wiele . Entsprechend prominent wird in seinem Markt auch darauf hingewiesen. Die kurzen Wege dieser Produkte führen dazu, dass der Kunde im Markt nahezu alles darüber erfahren kann. &bdquo;Unter welchen Bedingungen unsere regionalen Produkte entstanden sind, das können wir sehr genau sagen, schließlich stehen wir unmittelbar mit dem Erzeuger in Verbindung. Es wird allerdings äußerst selten nachgefragt", berichtet Wiele .

Bio-Fleisch Findet sich ein Bio-Siegel auf einer Fleischverpackung, so sind damit gewisse Mindeststandards verbrieft, unter denen die Tiere gehalten wurden. Das EU-Biosiegel etwa garantiert, dass einer Kuh mindestens sechs Quadratmeter Stallfläche zur Verfügung stehen. Ferner verbieten die Biosiegel sehr lange Tiertransporte. Beim EU-Siegel ist eine Obergrenze bei sechs Stunden Transportdauer gesetzt – strenger fasst es Demeter-Siegel, hier dürfen die Tiere maximal 200 Kilometer weit gefahren werden.

Transparenz für Verbraucher Ein Kommentar von Torben Gocke.

Ob für die eigene Gesundheit oder für das eigene Gewissen – wer etwas über das Fleisch im eigenen Einkaufskorb erfahren möchte, der muss sich damit auseinandersetzen . Ein flüchtiger Blick auf die Verpackung reicht dazu nicht aus. Handel und Politik wollen das jetzt ändern – eine grundsätzlich gute Idee.

Transparenz ist auch hier oberstes Gebot. Wer zu Grillwürstchen, Rinderhack oder zum Steak greift, der sollte alle relevanten Informationen dazu zügig sehen können. Wie die Tiere einmal gehalten wurden, das sollte selbstverständlich dazu gehören. Diese Information muss schnell und unkompliziert zu erfahren sein – bislang ist das leider nicht der Fall.

Die Bewertung des Ganzen darf dem Verbraucher jedoch nicht abgenommen werden. Was die großen deutschen Handelsketten bei ihrem Label &bdquo;Haltungsform" geritten hat, darüber darf an dieser Stelle nur gerätselt werden. Zwar fehlt die Farbe Gelb, ansonsten erinnert jedoch alles an ein Ampelsystem. Die schlechteste Kategorie, die &bdquo;Stallhaltung", wird Hersteller künftig dazu zwingen, einen roten Warnhinweis auf das eigene Produkt zu setzen – ähnlich den Schockbildern auf Zigarettenpackungen . Immerhin lässt &bdquo;Haltungsform" Auswege offen: Im Gegensatz zur Tabakindustrie können sich die Fleischerzeuger vom Makel der Stallhaltung befreien. Für gerade einmal zehn Prozent mehr Platz beim Schwein kann das hellblaue &bdquo;Stallhaltung Plus" als Logo erkauft werden.

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