Versuchte Vergewaltigung: Täter-Duo fällt 1967 in Barntrup über 15-Jährige her

Barntrup/Detmold. Regenwolken ziehen am 16. Oktober 1967 über Lippe hinweg. Die Straßen sind an diesem ungemütlichen Herbsttag verwaist. Einsam geht ein Mädchen am Straßenrand ihres Weges. Einige Kilometer trennen sie noch von ihrem Zuhause nahe Extertal. Zwei Männer fahren in einem Auto vorbei und halten an. Sie sprechen die Fußgängerin an und laden sie ein, mitzufahren. Das Mädchen zögert - dann steigt sie zu den Fremden ins Auto. Ein großer Fehler.

Die 15-Jährige hatte sich alleine auf den Weg nach Goldbeck gemacht. Als sie von den Männern angesprochen wird, entgegnet sie forsch: "Kann ich das denn wagen?" Doch einer der Fremden gewinnt ihr Vertrauen, als er erzählt, dass er seit zehn Jahren verheiratet ist, selbst schon zwei Kinder hat und in der Nachbarschaft in Meierberg wohnt. Schließlich geht es zu dritt weiter. Es dauert nicht lange, bis dem Mädchen neue Bedenken kommen. Der Fahrer biegt in die falsche Richtung ab und lenkt den Wagen in Richtung Barntrup. "Man kann auch über Barntrup nach Meierberg fahren", will er sie beruhigen.

"Du kommst hier sowieso nicht raus!" Doch die Mitfahrerin ahnt, dass etwas nicht stimmt. Die Männer werden ihr unheimlich, der Geruch von Alkohol liegt in der Luft. Was haben die Fremden vor? Sie will nicht warten, um das herauszufinden. Als sie in Barntrup sind, versucht das Mädchen die Tür zu öffnen und aus dem fahrenden Wagen zu springen. Doch einer der Männer packt sie an den Armen und vereitelt den Fluchtversuch. "Du kommst hier sowieso nicht raus!", soll er gesagt haben, wie die 15-Jährige später in der LZ zitiert wird.

Kurz vor Sonneborn steuert der Fahrer den Wagen in einen Feldweg und hält an einer einsam gelegenen Stelle an. Während er das Auto verlässt, fällt der zweite Mann über das Mädchen her. Doch die junge Frau setzt sich energisch zur Wehr, will ihren Peiniger mit Bissen und Kratzern abwehren. Schließlich lässt er von ihr ab und verlässt das Fahrzeug. Doch damit ist der Albtraum noch nicht vorbei. Der Fahrer kehrt zurück und bedrängt nun selbst die 15-Jährige. Mit Tritten und Schlägen hält sie ihn auf Abstand. Der Mann holt mit der Faust aus und schlägt ihr ebenfalls ins Gesicht. Er beschimpft sie und fordert sie auf, das Auto zu verlassen. Das Mädchen zögert keine Sekunde. Sie steigt aus und rennt um ihr Leben. Wenige hundert Meter entfernt entdeckt sie zwei Bauernhöfe. Die Männer setzen ihr kurz nach, geben dann aber die Verfolgung auf. Sie steigen wieder in den Wagen und fahren davon.

Unfall führt Polizei zu Tätern Während sich die 15-Jährige in Sicherheit bringen kann, begehen die Täter einen folgenschweren Fehler. In einer Kurve kommt das Auto von der Straße ab und prallt gegen einen Baum. Die Männer werden nur leicht verletzt, am Wagen entsteht jedoch Totalschaden. Sie gehen zu Fuß in eine Wirtschaft und melden den Unfall ihrem Chef. Dann übernachten sie in einer Scheune.

Dass sich die Wege von Opfer und Tätern kreuzten, war Zufall. Die Männer waren an diesem Tag von ihrem Arbeitgeber mit Außenarbeiten beschäftigt worden, doch wegen des Regens hatten sie diese abbrechen müssen. Um die Wartezeit zu überbrücken, leerten sie zunächst im Firmenwagen eine Flasche Rum. Nach dem Besuch einer Gaststätte in der Mittagszeit trafen sie schließlich auf ihr späteres Opfer.

Das Mädchen erinnert sich an den Wagen. Der Unfall beweist vor Gericht, dass die beiden Männer in diesem unterwegs waren. Zu der Zeit und in der Nähe, wo die 15-Jährige das Opfer einer versuchten Vergewaltigung wurde. Das Mädchen kann die Täter kurz darauf identifizieren, die Männer werden festgenommen.

Keine Chance auf Bewährung für Wiederholungstäter Am 15. März 1968 werden die Angeklagten dem Richter vorgeführt. Beide zeigen sich geständig. Doch zumindest der Fahrer, der den Wagen zu dem abgelegenen Feldweg gesteuert hatte, pocht auf verminderte Schuldfähigkeit. Er habe in Volltrunkenheit gehandelt, gibt er an. Das nimmt das Gericht dem Angeklagten jedoch nicht ab.

Der Alkohol habe gewiss einige Hemmungen verschwinden lassen. Aber der Mann war bereits in der Vergangenheit wegen ähnlicher Verbrechen aufgefallen. Bereits am 21. Februar 1966 hatte ihn das Detmolder Landgericht wegen versuchter Notzucht zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Damals zeigte sich das Gericht gnädig und setzte die Strafe zur Bewährung aus.

Dieses Mal muss der Wiederholungstäter ins Gefängnis. Für zwei Jahre und zwei Monate. "Wegen versuchter Notzucht und Tateinheit mit Entführung sowie wegen fahrlässiger Gefährdung im Straßenverkehr und Unfallflucht", heißt es in der LZ vom 16. März 1968. Auch der zweite Mann wird am Landgericht Detmold verurteilt. Die Gefängnisstrafe von sechs Monaten wird für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

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15-Jährige läuft mitten in der Nacht bei Donop aus einem Feldweg vor ein Auto