"Hollywood" zeigt auf Netflix die Goldenen Jahre in schrecklichem Glanz

Glitzer, Glamour, goldene Jahre: Hollywood ist und war der Anziehungspunkt schlechthin für aufstrebende Schauspieler und Drehbuchautoren. Kein Wunder also, dass Kriegsveteran Jack Castello versucht, mit seiner schwangeren Ehefrau ein Zuhause in Los Angeles zu finden. Doch auf seinem Weg zum Filmstar muss er einige Hürden in Kauf nehmen. Schon bald wird er vor eine harte Entscheidung gestellt: Ist er bereit, für seinen Traum seine Frau zu hintergehen und sich selbst zu prostituieren?

"Hollywood" ist die neueste Serie, die Produzent Ryan Murphy zusammen mit Ian Brenner aus der Taufe gehoben hat. Und es ist keine romantisch verklärte Sicht auf eine glorreiche Zeit - im Gegenteil. Das was aus Seriensicht im Hollywood der späten 40er gang und gäbe war, könnte Zuschauer in Angst und Schrecken versetzen. Oder sie zumindest einige Produktionen aus der Zeit noch einmal hinterfragen lassen. Schließlich erzählt die Serie zwar eine fiktive Geschichte, viele Figuren basieren aber durchaus auf realen Figuren. Dabei bleibt die Frage nach den wahren Begebenheiten offen.

Mit dem Codewort zur wilden Nacht "Nach Dreamland, bitte", haucht die Brünette aus dem Seitenfenster vom Rücksitz ihres aufpolierten Autos. Jack Castello (David Corenswet) zögert nur kurz, nimmt den Hut seiner Tankwartuniform ab und steigt zu der älteren Dame ins Auto. Das Codewort "Dreamland" kennt an der Tankstelle von Ernie West (Dylan McDermott) jeder. West führt sie schließlich schon seit Jahren als Prostitutionsring für ein elitäres Klientel. Er selbst ist mit seiner Schauspielerkarriere gescheitert, aber er glaubt, ein Gespür dafür zu haben, in wem wahres Talent schlummert. Das glaubt in Hollywood allerdings so ziemlich jeder.

Da ist etwa Manager Henry Willson (Jim Parsons), ein hartnäckiger Agent mit Verbindungen zur Mafia, der besondere Methoden hat, um das Talent seiner Klienten zu ertasten - vor allem das der männlichen Nachwuchsschauspieler... So wie Roy Fitzgerald (Jake Picking), der zwar mit dem Lernen von Texten und dem eigentlichen Schauspiel reichlich Startschwierigkeiten hat, dennoch aber das Interesse des Managers gewinnt.

Oder Jung-Regisseur Raymond Ainsley (Darren Criss), der es nicht erwarten kann, endlich einen eigenen Film zu drehen. Mit seiner Freundin Camille Washington (Laura Harrier) lebt der Halb-Filipino in einem kleinen Appartement in Hollywood. Camille selbst ist Schauspielerin, bekommt aber dank ihrer afro-amerikanischen Wurzeln nicht einmal ein Casting für eine Hauptrolle. Sie will das unbedingt ändern und setzt alles daran, ihr Talent sichtbar zu machen. Ähnlich geht es auch Archie Coleman (Jeremy Pope), ein Drehbuchautor, der nicht aufgrund seiner Hautfarbe in eine politisches Genre gesteckt werden will.

Harter Kampf um Ruhm und Überleben Jeder Charakter in "Hollywood" bringt eine so dichte Geschichte mit sich, so viel Emotionen und Tiefe, dass man als Zuschauer mit ihnen allen mitfiebern möchte. Keiner ist hier wirklich glatt, niemand ohne Fehler. Und eines wird schnell klar: die Filmstars dieser Zeit kämpfen hart für ihren Ruhm. Die Serienmacher legen dabei einen Spagat zwischen weich gezeichneten Bildern, tollen Kostümen, glänzenden Autos und spannenden FIlmproduktionen auf der einen und Prostitution, Mafiamethoden, Existenzängsten und Vertrauensverlust auf der anderen Seite hin. In gerade einmal sieben Folgen hat man schnell das Gefühl, selbst Teil dieser Welt zu sein.

Ein Kunststück, das Ryan Murphy als Executive Producer nicht zum ersten Mal zeigt. Der 54-Jährige zeichnet bereits verantwortlich für Produktionen wie die Musical-Serie "Glee", das Chirurgendrama "Nip'/Tuck" und die Horror-Anthologie " American Horror Story " sowie den Ableger "American Crime Story". Sechs Emmys, 28 weitere Nominierungen, zwei Tonys und drei Grammys sprechen Bände.

Die einzig schlechte Nachricht: "Hollywood" ist eine in sich geschlossene Miniserie. Eine Fortsetzung mit einer zweiten Staffel ist also mehr als unwahrscheinlich. Seit dem 1. Mai gibt es die sieben Folgen á 50 Minuten exklusiv bei Netflix zu sehen.

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