„Schlafhygiene“: Experten geben Tipps für besseren Schlaf

Kreis Lippe. Wer schlecht schläft, sollte besser auf seine Hygiene achten. Damit ist nicht etwa die eigene Leistung beim abendlichen Zähneputzen oder am Waschbecken gemeint, sondern bestimmte Vorkehrungen, die es zu treffen gilt, um guten Schlaf zu fördern. Schlafmediziner sprechen in diesem Zusammenhang von &bdquo;Schlafhygiene". Zwei Experten erklären, worauf es ankommt.

Schlafhygiene

Wer sich nach dem Aufwachen munter und ausgeschlafen fühlt, hat laut Dr. Maik Brandes, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Klinikum Lippe, zunächst einmal alles richtig gemacht. Wer jedoch ausgelaugt und antriebslos aus dem Bett steigt, sollte an einigen Stellschrauben drehen. In solch einem Fall lohne es sich, einen Blick auf die eigene Schlafhygiene zu werfen: &bdquo;Für einen erholsamen Schlaf sollte man sich eine ruhige, bequeme Umgebung schaffen. Im Zimmer sollte es einem nicht zu warm und nicht zu kalt sein. Vor allem sollte man ungestört sein und auf die eigenen Vorlieben vertrauen." Die eine Musterlösung gebe es aber nicht: &bdquo;Das Thema Schlafhygiene ist sehr individuell", sagt der Mediziner.

Handy weg

Von der Nutzung von Smartphone und Laptop kurz vor dem Zubettgehen rät Brandes deutlich ab: &bdquo;Das Surfen am Handy ist ja nicht immer nur Spaß, sondern häufig auch konzentriertes Lesen. Durch die Nutzung zögert der Betroffene seinen Schlaf immer weiter hinaus."

Gedanken aufschreiben

Doch auch wenn am Abend einmal kein Auge zugehen will, müssen Betroffene nicht direkt verzweifeln. Gelegentliche Einschlaf- und Durchschlafstörungen seien ganz normal, so Brandes. &bdquo;Viele Menschen neigen auch zum Grübeln. Da hilft es, sich Zettel und Stift auf den Nachttisch zu legen und die Gedanken aufzuschreiben, damit sie aus dem Kopf sind." Hinderlich sei es, sich selbst unter Druck zu setzen und zum Schlafen zwingen zu wollen.

Keine Medikamente

Auch von einer voreiligen Einnahme von Medikamenten rät der Experte ab. &bdquo;Manchmal reicht es schon, den leuchtenden Radiowecker aus dem Zimmer zu verbannen." Die Ursachen von Einschlaf- und Durchschlafstörungen, auch Insomnie genannt, sind laut Brandes nicht alleine durch Tests im Schlaflabor messbar, sondern gehören vor allem verhaltenstherapeutisch behandelt.

Erkrankungen

Anders verhält es sich bei Menschen, die unter einer schlafbezogenen Atmungsstörung leiden. Dazu gehören zum Beispiel Schnarcher, die im Schlaf kurze Atemaussetzer haben. &bdquo;Betroffene verlieren dadurch Teile ihres Tiefschlafes", schildert Brandes. Zumeist seien es die Ehepartner, die diese Atemprobleme durch Zufall bei ihrer besseren Hälfte entdecken. Wer wegen Luftnot nachts aufwacht oder auch sonst mit den Symptomen des nicht erholsamen Schlafs zu kämpfen hat, solle einen Arzt aufsuchen, rät Brandes. Denn: Schlechter Schlaf könne zu einer Vielzahl von Erkrankungen führen. &bdquo;Man weiß, dass schlafbezogene Atmungsstörungen das Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko erhöhen und zu schlechteren Blutzucker- oder Blutdruckwerten führen können."

Ergonomisch gerade

&bdquo;Wie man sich bettet, so liegt man", sagt der Volksmund. Fachhändlerin Susanne Neulitz vom Bettengeschäft Betten Bruns weiß jedoch, dass Geschmäcker verschieden sind. So sei etwa die Frage nach der Matratzenhärte immer auch eine Frage des Empfindens: &bdquo;Schwergewichtige Personen können auf weicheren Matratzen zumeist besser schlafen. Ältere liegen dagegen gerne etwas fester, weil sie sich so leichter bewegen können." Es sei daher ein Trugschluss, beim Bettenkauf einfach auf ebenjenen Volksmund zu vertrauen. Entscheidend sei, dass der Schläfer ergonomisch gerade im Bett liegt. Wenn sie Kunden beim Kauf einer neuen Matratze berät, fragt Neulitz deshalb immer auch nach bekannten Krankheitsbildern wie etwa Versteifungen der Wirbelsäule oder einer künstlichen Hüfte.

Matratze und Lattenrost

Eine hochwertige Matratze lässt sich laut der Schlafberaterin vor allem an ihrem Raumgewicht erkennen. Das Raumgewicht spielt überwiegend bei Kaltschaum-, Viscoschaum-, Latex- und Gelmatratzen eine Rolle und gibt unter anderem Aufschluss über deren Rückstellfähigkeit, also wie schnell das Material nach Belastung wieder in seine Ursprungsform zurückkehren kann. &bdquo;Je höher das Raumgewicht einer Matratze ist, desto hochwertiger und haltbarer ist sie", erklärt Neulitz. Ohne die passende Unterfederung nütze auch eine gute Matratze nichts, findet Neulitz: &bdquo;Ein guter Lattenrost ist das Rückgrat für das eigene Bett. Er sollte genau auf den Körper eingestellt sein, dann liegt es sich tausend Mal besser."

Kissen

Auch bei den Kopfkissen liegen flexible Füllungen im Trend. Die sorgen für eine gleichmäßige Stützung der Halswirbelsäule. Durch entnehmbare Softschaum-Wechselplatten ist bei einigen Modellen sogar eine individuelle Höheneinstellung möglich. Feder- oder Daunenkissen werden bei uns fast gar nicht mehr nachgefragt." Der neueste Trend: Mit Zirbenflocken gefüllte Schlafkissen, die einen dezenten Nadelholzduft versprühen. Zirbenholz wird eine wohltuende und schlaffördernde Wirkung nachgesagt. Neulitz rät, sich beim Kauf des neuen Bettes unbedingt beraten zu lassen und dafür Zeit mitzubringen. Eine Stunde oder mehr sollte man ihrer Meinung nach für eine Beratung einplanen.

Frühjahrsmüdigkeit &bdquo;Der Grund für schwere Augenlider und Antriebslosigkeit im Frühling sind Hormonumstellungen im Körper", sagt Dr. Maik Brandes vom Klinikum Lippe. Im Frühjahr sei es tagsüber wieder länger hell und die Menschen verbrächten mehr Zeit an der frischen Luft. &bdquo;Die vermehrte Helligkeit und die gesteigerte Aktivität führt bei vielen Menschen dazu, dass sie sich müder fühlen." Fühlen sei dabei das entscheidende Stichwort: Frühjahrsmüdigkeit sei nämlich keine Erkrankung, sondern eine Empfindung. Brandes empfiehlt, mit gesundem Menschenverstand an das eigene Schlafbedürfnis heranzugehen und sich der Müdigkeit einfach hinzugeben.

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