Leistruper Wald ist Auwaldzecken-Hotspot

Kreis Lippe. Sie mag es sonnig, doch sie ist auch in der kälteren Jahreszeit aktiv, eine Winterpause legt sie nicht ein Die Auwald- oder Dermacentor-Zecke macht seit einigen Jahren als &bdquo;Monsterzecke" Schlagzeilen. Die Buntzeckenart ist mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet – einen Hotspot gibt es inzwischen im Leistruper Wald, einem beliebten Wandergebiet bei Detmold-Diestelbruch .

Warum die Auwaldzecke für Hunde gefährlich ist, sich aber auch Menschen in Acht nehmen sollten, erläutert Verena Leporin , Dezernentin Immunologie des Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamtes OWL.

Die Auwaldzecke ist eher eine &bdquo;Wiesenzecke", sie mag es sonnig. Neben Wiesen gehören auch lichte Wälder, Waldlichtungen, Heideflächen sowie Wegränder und Brachland zu ihren bevorzugten Aufenthaltsorten. Der Gemeine Holzbock, Deutschlands häufigste Zeckenart, lauert dagegen hauptsächlich in Wäldern, Stadtparks und Gärten. Auffälligstes Merkmal ist ihr emailleartig gemustertes Rückenschild. Zudem ist sie etwas größer als die rötlich-braune Holzbockzecke.

Warum sie gefährlich für Hunde ist Die Gefahr für Hunde besteht hauptsächlich in der Übertragung des Blutparasiten Babesia canis . Dieser früher als &bdquo;Reisekrankheit" aus Südeuropa eingeschleppte Erreger kommt mittlerweile in Form von Naturherden auch in Deutschland vor. Und er kann mit Hilfe der Überträgerzecke Dermacentor reticulatus weiter verbreitet werden. Dabei spielen importierte Hunde aus dem Mittelmeerraum eine wichtige Rolle, da sie mitunter symptomlose Träger der Krankheit sind. Sticht eine Dermacentor-Zecke einen infizierten Hund und nimmt dabei Babesien auf, überträgt sie die Erreger auf ihre Nachkommen: ca. 500 infizierte Larven sind die Folge; ein neuer Naturherd kann entstehen.

Symptome einer Babesiose Der Stich einer Auwaldzecke hat in Deutschland zur Zeit glücklicherweise nur selten eine Babesieninfektion zur Folge; wenn es aber zur Übertragung des Blutparasiten kommt, ist der Verlauf hierzulande meistens akut: Nach fünf bis sieben Tagen fallen zunächst Fieber, Mattigkeit und Fressunlust auf. Als Folge der Zerstörung der roten Blutkörperchen kommen Blutarmut, Gelbsucht, rötlich-braun gefärbter Urin, Unterhautödeme und evtl. Schleimhautblutungen hinzu. Auch Krampfanfälle und Bewegungsstörungen sind möglich. Unbehandelt verläuft die Krankheit in der Regel tödlich. Im Mittelmeerraum, wo die Krankheit weiter verbreitet ist, haben viele Hunde Antikörper gegen die Babesien und erkranken nur mild. Auch chronische Verläufe mit Abmagerung und wechselndem Fieber, Blutarmut und Abmagerung sind möglich.

Welche Krankheiten die Auwald-Zecke noch überträgt Der Blutparasit Babesia canis ist für andere Tierarten nicht gefährlich. Die Auwaldzecke überträgt jedoch auch andere Krankheiten, z.B. die sog. Hasenpest (Tularämie), die Piroplasmose des Pferdes und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Die gute Nachricht: Dermacentor reticulatus bevorzugt Hunde, Menschen werden nur gelegentlich gestochen. Wenn es jedoch zu einem Stich kommt, kann eine Übertragung des FSME-Virus lebensbedrohlich sein oder bleibende Schäden verursachen. Wenn durch den Zeckenbiss der Erreger der Tularämie übertragen wird, kann es zu Geschwüren der Haut (Einstichstelle) oder der regionalen Lymphknoten kommen. Babesia canis verursacht jedoch bei Menschen keine Erkrankung.

Dermacentor reticulatus ist ganzjährig bis etwa 4 Grad Celsius aktiv. Es gibt keine Winterpause. Dagegen geht die Holzbockzecke erst ab ca. sieben Grad Celsius auf Wirtssuche.

Wie man den Hund vor einem Zeckenbiss schützt Der wichtigste Schutz ist das gründliche Absuchen des Hundes nach dem Spaziergang und das sofortige Entfernen der Zecken, denn nach dem Zeckenbiss dauert es noch etwa 12 bis 48 Stunden bis zur Übertragung der Babesien. Unterstützend ist es sinnvoll, äußerlich oder oral anzuwendende Wirkstoffe gegen Zecken einzusetzen. Das können Halsbänder oder Spot-ons , die man aufs Fell träufelt sein, oder auch Tabletten.

Die Hochschule bittet um Hinweise Die Auwaldzecke, auch Winterzecke, unterscheidet sich vom Holzbock durch ihr auffälliges Muster auf ihrem Panzer. Prof. Dr. Christina Strube von der Tierärztlichen Hochschule Hannover warnte im Januar in einem Fachartikel, dass sich die Auwaldzecke aufgrund der innerdeutschen Reiselust in der Corona-Pandemie noch schneller und weiter ausbreiten könnte.

Das wiederum könnte zu einer verstärkten regionalen Endemisierung der canilen Babesiose führen. Im Rahmen eines Monitorings rufen die Forscher in Hannover seit Anfang 2019 dazu auf, auffällige Buntzecken an ihr Institut zu schicken. Sie untersuchen auch die Winteraktivität der Tiere, um die Auswirkungen des Klimawandels zu erfassen.

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