Lipperinnen und Lipper zeigen unglaubliche Zivilcourage

Kreis Lippe. Manchmal reicht ein kurzer Augenblick aus, um Großes zu tun. Zwei Mädchen, gerade einmal drei und acht Jahre, wären Ende Juli fast in einem Horner Freibad ertrunken. Nur wenige Tage trennen die beiden Badeunfälle voneinander. Beide Kinder trieben regungslos im Wasser.

Nur weil drei Menschen die gefährliche Situation sofort erkannten, die Kinder aus dem Wasser zogen und den Bademeister hinzu holten, sind die Kinder nicht gestorben. "Es geht um Sekunden, die reichen, dass jemand nicht überlebt oder schwerste Behinderung davonträgt", sagt Kreis-Kämmerer Rainer Grabbe als Allgemeiner Vertreter des Landrats. "Ohne ihr Eingreifen hätte die Kinder nicht überlebt. Sie alle drei sind große Vorbilder für alle Lipper."

Phillip Berwanger aus Lügde (26), die Detmolderin Sarah Friedrich (29) sowie ihr Bruder Alexander Hoffstiepel (34) aus Bochum sind drei von 16 mutigen Menschen, die am Freitagnachmittag unter dem Motto "Lipper lassen keinen allein" von der Kreispolizeibehörde Lippe und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) geehrt werden. "Ich habe einen kleinen Neffen und eine Nichte genau in dem Alter der beiden Mädchen", sagt Alexander Hoffstiepel. "Der Gedanke, dass ihnen so etwas passiert, ist unerträglich. Ich würde von jedem erwarten, dass er genauso handelt." Der 34-Jährige wird selbst bald Vater.

Zivilcourage ist nicht selbstverständlich Doch selbstverständlich ist diese enorme Zivilcourage eben nicht, das hebt Rainer Grabbe am Freitagnachmittag immer wieder im Kreistagssitzungssaal des Kreishauses hervor. "Sie haben in teils gefährlichen Situationen großartig reagiert. Das ist nicht selbstverständlich. Ich möchte mich von Herzen für Ihren Mut bedanken", sagt er. Es sind zehn teils unglaubliche Geschichten, die der Allgemeine Vertreter für den krankheitsbedingt ausgefallenen Landrat vorträgt. Udo Ouisbrock (64) aus Lage rettet einen Senioren vor dem Kältetod, der im November 2021 völlig orientierungslos auf einer Wiese in Lage sitzt. Mit gerade einmal 18 Jahren übernimmt Lisa Marie Heitmann aus Rheda-Wiedenbrück am 17. September 2021 nach einem schweren Unfall auf der B1 in Horn-Bad Meinberg die Initiative und weicht der schwer verletzten, bewusstlosen Fahrerin nicht mehr von der Seite, bis die Rettungskräfte eintreffen.

"Was Sie in Ihrem jungen Alter dort geleistet haben, ist unglaublich", sagt Rainer Grabbe. Die junge Frau blickt schüchtern auf den Tisch und lächelt kurz. Die Szene trägt sich symbolisch durch die Gesichter aller Anwesenden: Keiner mag sich in den Vordergrund drängen, für alle scheint das, was sie getan haben, das Normalste der Welt zu sein. Alle handelten in einem Moment des Mutes. "Es ging einfach alles so schnell, es waren Sekunden", sagt Phillip Berwanger, der das dreijährige Mädchen aus dem Wasser zog. "Ich stand auf der Rutsche und habe gesehen, dass etwas nicht stimmt." Obwohl der 26-Jährige mit seinen Kumpels im Freibad ist, fällt ihm das Kind auf, das ständig mit dem Kopf unter Wasser geht.

Lipperinnen und Lipper sind füreinander da Beeindruckt von den vielen Heldentaten ist auch Ferdinand Josef Aßmuth, DRK-Vizepräsident im Kreisverband Lippe. "Wir bereiten uns auf diese außergewöhnlichen Situationen vor - anders als Sie. Spontan und unvorbereitet das Richtige zu tun, verdient den höchsten Respekt und Anerkennung", sagt Aßmuth. Vom DRK gibt es daher neben eines Präsentes noch Gutscheine für einen Erste-Hilfe-Kurs, damit die Ehrengäste ihre spontanen Impulse festigen können. Am Ende bleibt für Polizeioberrat Christian Peters, Direktionsleiter für Gefahrenabwehr/Einsatz und Stellvertreter des Polizeidirektors Alexander Fenske, nur noch, ein ehrlich zufriedenes Fazit zu ziehen. "Ich freu mich, dass der Kreis Lippe eine Region ist, in der Lipperinnen und Lipper füreinander da sind", sagt Peters. "Es gibt viele Möglichkeiten, um zu helfen und Sie haben gezeigt, wie man es richtig macht."

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