Detmold. Der Staatsanwaltschaft Detmold ist ein Schlag gegen eine international tätige Betrügerbande gelungen. In Zusammenarbeit mit mehreren Strafverfolgungsbehörden fanden am frühen Mittwochmorgen 17 Durchsuchungen in Deutschland, Estland und Lettland statt. Dabei wurden drei Personen verhaftet sowie Bargeld, Betäubungsmittel und eine scharfe Schusswaffe sichergestellt. Dies teilten Staatsanwaltschaft Detmold und die ebenfalls beteiligte Kreispolizeibehörde Mettman mit.
Die Beschuldigten sollen seit September 2020 mehr als 150.000 gefälschte Gerichtskostenrechnungen aus dem Raum Düsseldorf verschickt haben und dadurch bei mehreren Tausend Unternehmen und Vereinen einen Schaden von zusammen 2,5 Millionen Euro verursacht haben. Zur Ergreifung der Täter wurde unter Beteiligung von Eurojust - der Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen und Europol (Polizeibehörde der Europäischen Union) eine gemeinsame Ermittlungsgruppe gegründet, die von zwei Staatsanwälten aus Detmold und Estland geleitet wird.
Laut Angaben der Staatsanwaltschaft Detmold verfolgten die Behörden gemeinsam das überwiesene Geld durch ganz Europa, beteiligt waren auch Ermittler aus Lettland, Litauen, Ungarn, Malta, Bulgarien und Tschechien. Die Spur des Geldes führte schließlich nach Estland und von dort zurück zu dem möglichen Kopf der Bande in Düsseldorf.
Festnahmen in Estland, Lettland und im Rheinland
Bei den länderübergreifend zeitgleich durchgeführten Durchsuchungen und Verhaftungen waren insgesamt etwa 70 Polizeibeamte sowie ein Banknoten- und ein Rauschgiftspürhund im Einsatz. Detmolder Staatsanwälte begleiteten die Festnahmen in Estland und im Rheinland.
Gegen die in Estland und Lettland verhafteten Beschuldigten soll nach ihrer Auslieferung gemeinsam mit dem in Düsseldorf festgenommenen Beschuldigten und möglichen weiteren Mittätern vor dem Landgericht Detmold Anklage erhoben werden. Das Strafgesetzbuch sieht für jede der Taten eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren vor.
Das Sammelverfahren war Anfang Juli 2021 in der Sonderabteilung für Organisierte Kriminalität der Staatsanwaltschaft Detmold eingerichtet worden. Nachdem das Bundeskriminalamt das Verfahren nicht übernehmen konnte, beauftragte das Landeskriminalamt NRW die Kreispolizeibehörde Mettmann mit den polizeilichen Ermittlungen, weil die gefälschten Rechnungen in Langenfeld bei Düsseldorf zur Post gegeben worden waren. Auf estnischer Seite waren für die Staatsanwaltschaft des Bezirks Viru Ermittler der Steuer- und Zollbehörde im Einsatz.
Was Geschädigte wissen müssen
Erst nach Abschluss des Strafverfahrens können die gesicherten und gegebenenfalls durch das Gericht einzuziehenden Vermögenswerte in dem durch die Strafprozessordnung vorgesehenen Entschädigungsverfahren an die Geschädigten ausgekehrt werden, heißt es in der Mitteilung. Weitere Hinweise zur Anmeldung von Ansprüchen Geschädigter werden zu gegebener Zeit auf dieser Internetseite und im gerichtlichen Teil des elektronischen Bundesanzeigers (www.bundesanzeiger.de) veröffentlicht werden.
Die Staatsanwaltschaft bedankt sich zudem bei der Firma TradeMark Unlimited, Inc. in Clearwater, Florida, sowie bei der Lexmentis GmbH für die Unterstützung. TradeMark Unlimited habe die Domain www.amtsgericht.de unentgeltlich zur Veröffentlichung eines Warnhinweises zur Verfügung gestellt. Die Lexmentis GmbH habe die über ihre Internetseite www.schummelrechnungen.de eingehenden Meldungen aufmerksamer Rechnungsempfänger umgehend an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet. Beides habe es ermöglicht, zahlreiche Bankkonten frühzeitig zu sperren, Gelder zu sichern und weiteren Schaden zu verhindern.