Unfall, Beinbruch, OP: Im Klinikum behandelt der Schüler seinen ehemaligen Lehrer

Kreis Lippe. Anfang der 1990er Jahre, Ivo Blumenbach (heute 86) ist Lehrer an der Grundschule Hiddesen, unterrichtet "eigentlich alles, wie das an Grundschulen eben so war", sagt er rückblickend und lacht. Vornehmlich aber habe er Sport unterrichtet. Und Schwimmen. "Ich weiß nicht, wie vielen Kindern ich schwimmen beigebracht habe." Seine Augen glänzen bei der Erinnerung. Auch Philipp Guericke, heute 39 Jahre alt, sportelte bei Ivo Blumenbach im Unterricht. Rund 30 Jahre später treffen sich Schüler und Lehrer an ganz anderer Stelle wieder.

Oktober 2022, ein wolkenloser Tag. Ivo Blumenbach steht hinter seinem geparkten Auto, ahnt nichts böses. Als ein weiterer geparkter Wagen plötzlich los rollt und ihn zwischen den Autos einklemmt. "Stoßstange auf Stoßstange, da ist die Haxe durch", sagt er heute, knapp ein Jahr nach dem Unfall. Er wird als Notfall ins Klinikum Lippe in Detmold eingeliefert, sein linker Unterschenkel ist gebrochen, das Bein massiv gequetscht.

"Ich habe ihn sofort erkannt" Noch am selben Tag er wird operiert, bekommt eine schmale Platte mit zig Schrauben ins Bein eingesetzt. "Zudem haben wir einen seitlichen Entlastungsschnitt gemacht, um die Weichteile zu retten", erklärt Prof. Dr. Cyrus Klostermann (58), Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie. Denn bei so einem massiven Trauma, wie es Ivo Blumenbach erlebt habe, schwelle das Gewebe an und könne die Blutversorgung abdrücken. Klostermann und sein Team haben den 86-Jährigen betreut - mit dabei: Dr. Philipp Guericke.

"Ich habe ihn sofort erkannt", sagt er lächelnd und schaut seinen ehemaligen Lehrer an. Im Gegenteil zu dem 86-Jährigen, wie der - schelmisch grinsend - zugibt. Doch Philipp Guericke habe ihn aufgeklärt, als er sich auf der Station ein wenig erholt hatte. "Es ist schön zu sehen, was aus den Kindern von damals geworden ist. Wir entlassen die Schüler ja so früh. Das berührt einen dann schon."

Und er habe sich im Klinikum gut aufgehoben gefühlt, trotz Personalmangel, wie er betont. Sieben Wochen war Ivo Blumenbach dort, musste sechs oder sieben Operationen durchstehen. Denn der Bruch sei schon nicht ohne gewesen, wie Cyrus Klostermann sagt, "zudem war aber das Hautareal durch die massive Quetschung extrem geschädigt und musste entfernt werden". Ein Bild zeigt die offene Stelle des Unterschenkels. "Wir haben dann Haut seitlich vom Oberschenkel auf den Unterschenkel transplantiert." Und die sei gut angegangen, die Heilung sei sehr erfreulich verlaufen.

Nächste Schülergeneration wartet schon Die große Narbe erinnert deutlich an die Geschehnisse. Der 86-Jährige habe mit Gehhilfen das Laufen wieder lernen müssen, bekam Krankengymnastik und Lymphdrainage. Mittlerweile könne er schmerzfrei laufen, nur die Narbe zwacke ab und an noch mal, wie Ivo Blumenbach sagt. "Das war schon eine tolle Teamleistung", stellt Cyrus Klostermann nicht ohne Stolz fest - von der Notfallbehandlung in der Ambulanz über die Versorgung auf der Station bis zur Nachbehandlung.

Ob Philipp Guericke schon damals, als er noch Blumenbachs Schüler war, bereits Arzt werden wollte? "Nein, das hat sich erst im Abi und dem Zivildienst herausgestellt." Studiert habe er dann in Heidelberg, wollte dann aber zurück nach Lippe. Heute ist Philipp Guericke Assistenzarzt im letzten Weiterbildungsjahr, macht seine Facharzt in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Und ist selbst junger Vater. Und erzählt ganz beiläufig: "Mein Sohn wird in ein paar Jahren dann auch zur Grundschule Hiddesen gehen."

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