„Letzte Chance für politische Mitte - ein Kanzler Merz muss sofort liefern“

Kreis Lippe. Etwa 20 Prozent für die AfD, knapp 9 Prozent für die Linke, um die 5 Prozent für das BSW: Etwa jede dritte Stimme in Deutschland wandert an den linken oder extrem rechten Rand. Das Maß dieser Wähler ist voll, das Vertrauen, dass die Parteien der Mitte ihre Probleme lösen, aufgebraucht. Mehr noch. Die politischen Verhältnisse, auf die sich die Deutschen die vergangenen sieben Jahrzehnte verlassen haben, erodieren.

Klingt dramatisch und ist es auch: Die künftige Regierung hat vermutlich die letzte Chance, durch mutiges Handeln Vertrauen zurückzugewinnen und politisch Extreme zu stoppen. Wie diese Regierung aussieht? Schwierige Frage, das endgültige Wahlergebnis wird erst am Montag feststehen und Optionen offenbaren.

Lesen Sie auch: Die Bundestagswahl im Liveticker

Jede fünfte Stimme für rechts Fast jeder Fünfte wählte am Sonntag eine Partei, die in Teilen rechtsextrem ist. Kann man die AfD noch stoppen? Nicht, indem man sie beschimpft und abstempelt. Sondern indem man die, die sie wählen, zurückgewinnt. Die AfD findet ihre Anhänger laut einer Analyse der Uni Leipzig vor allem unter Menschen, die keinen Job haben oder Bildungsverlierer sind. Hier sollte Politik ansetzen. Eine gute Wirtschaftspolitik und eine Bildungsoffensive durch Bund und Länder entziehen Extremisten den Nährboden.

Wie geht es in Berlin weiter? Wenn es dem vermutlich neuen Kanzler Friedrich Merz von der Union gelingt, eine tragfähige Koalition zu bilden, bleibt ein Problem: die Sympathiewerte eben dieses Friedrich Merz. Die Skeptischen flüchten sich in die Hoffnung, sich in ihm getäuscht zu haben. Klar ist: Wird Merz Kanzler, muss er liefern. Sofort und mit einem Kabinett, das sich im Gegensatz zur Ampel-Regierung einig ist.

Innenpolitisch brennt der Baum, &bdquo;das Land ist in Unordnung“, wie es Sonntag richtig aus dem Adenauer-Haus hieß. Ja, die Migrationspolitik muss überdacht werden. Aber andere Zukunftsthemen gehören endlich in den Vordergrund und müssen ehrlich angegangen werden – vor allem die Stärkung der Wirtschaft, die Pflege alter Menschen, Maßnahmen zum Klimaschutz und Investitionen in die Infrastruktur.

Spiel der Antidemokraten Außenpolitisch sind die Herausforderungen weitaus existenzieller. Antidemokraten spielen mit dem Gedanken, sich die Welt aufzuteilen. Russland flirtet mit einem unberechenbaren US-Präsidenten. Die Drohung: Nimm Du dies, dann nehm’ ich das. Darauf gibt es nur eine Antwort: ein selbstbewusstes Europa.

Aber der Kontinent ist in einem schlechten Zustand, teils zerstritten und mit Blick auf die Verteidigungsfähigkeit nahezu wehrlos. Die neue deutsche Regierung wird sich daran messen lassen müssen, ob sie in Europa den Widerstand gegen Großmachtfantasien organisieren kann.

„Letzte Chance für politische Mitte - ein Kanzler Merz muss sofort liefern“

Mehrheit will Regierung ohne AfD, Linke bei Jungen vorn

Taktisch wählen bei der Bundestagswahl: Das gilt es zu beachten

CDU ringt um Abgrenzung zur AfD

Merz und Scholz im Fernduell - Werben um Wähler in NRW

Merz sagt AfD den Kampf an - und bleibt bei Stadtbild-Satz

Merz will als Kanzler nicht auf AfD-Stimmen setzen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus