Kreis Lippe. Ob akut verstopfte Toilette oder überlaufende Dusche – ein Rohr-Notfall tritt meist plötzlich ein und erzeugt Stress. In dieser Notlage wittern betrügerische Anbieter ihre Chance.
„Sie geben sich online als Rohrreiniger aus, sind aber nur Scheinunternehmen, die mit einer dreisten Abzock-Masche täuschen. Viele der Webseiten sehen täuschend echt aus”, warnt Brigitte Dörhöfer, Leiterin der Verbraucherzentrale NRW in Detmold. „Doch wer genau hinschaut, kann unseriöse Anbieter entlarven.”
Online-Suchanzeigen kritisch prüfen
Die meisten Verbraucher nutzen bei plötzlich auftretenden Rohrproblemen das Internet zur Suche nach einem ortsansässigen Rohrreiniger – häufig gibt man Begriffen wie „Toilette verstopft, Notdienst Lippe“ oder „Klempner Detmold“ in die Suchmaske ein. Die ersten Treffer sind in den meisten Fällen aber bezahlte Anzeigen.
Diese erscheinen nach Angaben der Verbraucherzentrale zwar prominent, sind aber keine Garantie für Seriosität. „Denn auch Schein-Rohrreiniger kaufen sich gezielt auf diese Plätze ein. Selbst wenn ein bekannter Firmenname gesucht wird, können Anzeigen den passenden Namen vortäuschen und auf betrügerische Seiten führen. Daher lohnt es sich, Anzeigen kritisch zu betrachten und nicht vorschnell darauf zu klicken“, erklärt Dörhöfer.
Fehle auf der Webseite das Impressum oder sei dort ein anderer Name genannt als auf der Startseite, sei Vorsicht geboten. Professionelle Dienstleister sind gesetzlich verpflichtet, ein vollständiges Impressum zu führen – mit Adresse, Kontaktdaten und Firmennamen. Auch Mobilnummern oder 0800-Nummern ohne weitere Angaben bezeichnt die Verbraucherzentrale als ein Warnzeichen. Sie würden meist zu Vermittlern führen, die sich nicht als solche zu erkennen geben und die Anfrage möglicherweise an Betrüger weiterleiten. Eine Nachfrage zu Kosten oder Firmensitz werde dort oft geschickt umgangen oder falsch beantwortet.
Warnzeichen erkennen
Bei nur vermeintlichen Fachleuten häufen sich die Auffälligkeiten, wenn sie vor der Tür stehen. Brigitte Dörhöfer schildert: „Die Schein-Rohrreiniger verlangen gerne eine Bezahlung vor Ort in bar oder per Karte und dies nicht selten schon, bevor mit Arbeiten begonnen wird. Wer mit Karte bezahlt, sollte vor Eingabe der PIN den angezeigten Betrag auf dem Display des Kartenlesegeräts prüfen, um nicht von einem weit höheren Betrag überrascht zu werden. Es kommt vor, dass fachmännische Arbeiten durch geschäftiges Werkzeugklappern oder das Einfüllen von Flüssigkeiten, die angeblich eine halbe Stunde einwirken müssen, damit sich die Verstopfung löst, nur vorgetäuscht werden. Die Betrüger verabschieden sich oft, ohne dass das Problem gelöst wurde. Erst im Nachhinein merken die Betroffenen: Das Geld ist weg, der Schaden bleibt. Seriöse Handwerker erstellen eine vollumfängliche Rechnung über ihre Arbeitsleistung, die dann in Ruhe geprüft und bezahlt werden kann.“
Bei Verdacht Ruhe bewahren
Sollte ein mulmiges Gefühl oder der Verdacht aufkommen, dass absichtlich Druck ausgeübt wird, gelte es, ruhig zu bleiben. Wer unsicher ist, kann die Polizei einschalten – auch schon während der Arbeiten. Wer Opfer von Betrügern geworden ist, sollte im Nachgang unbedingt Strafanzeige stellen. So besteht die Chance, dass andere Verbraucher vor ähnlichen Maschen geschützt werden.
Für Notfälle lässt sich vorsorgen. Eine Liste mit lokalen seriösen Handwerkern hilft, im Ernstfall den Überblick zu behalten und nicht auf unseriöse Anbieter hereinzufallen. Empfehlenswert sind Adressdatenbanken anerkannter Fachbetriebe – etwa über die Sanitär-, Heizungs- und Klima-Innungen unter www.fachbetrieb-shk.de. So bleibt im Notfall genug Zeit, um bewusst zu entscheiden.