In Klapperkisten durch die Pampa: LZ-Volontär nimmt an Rallye durch Argentinien teil

Detmold/ Argentinien. Die einen liegen im Urlaub gerne am Strand, andere zieht es zum Wandern in die Berge. Und wieder andere nehmen an einer Rallye teil und fahren in einem fast 100 Jahre alten Auto auf Erdstraßen und Buckelpisten durch Argentinien. So wie LZ-Volontär Kyrill von Matuschka aus Detmold. Er erzählt, wie es dazu kam, was die größten Herausforderungen waren und welche Überraschungen während der Reise auf ihn warteten.

Und dann steht man da auf einmal. Mit Staub im Gesicht und ohne Handyempfang. Mitten im Nirgendwo, irgendwo im argentinischen Hinterland. Eigentlich sollten die Teilnehmer der &bdquo;Rallye de Baquets“ per App navigieren, um so genau das zu verhindern. Aber da weder Vater noch Sohn des lippischen Duos die App heruntergeladen haben, gucken sei jetzt blöd aus der Wäsche. Verfahren, mitten in der Pampa - und es wird nicht bei diesem einem Mal bleiben. &bdquo;Wir folgen einfach den Staubwolken des Vorfahrers“, hatte der Vater sich als Strategie im Vorfeld überlegt. Genial. Blöd nur, wenn da keine Staubwolke ist. Aber zurück zum Anfang.

100 Kilometer quer durch Argentinien Zugegeben, ein klassischer Urlaub ist das alles nicht. Aber wann gibt es schon die Möglichkeit, bei so einem Erlebnis teilzunehmen? Ende August eine Woche mit dem Vater durch die Pampa von Argentinien fahren, in einem Fahrzeug von 1927. Start in Paraná und als Ziel die Iguazú-Wasserfälle, gut 1700 Kilometer quer durchs Land, eine Erinnerung für die Ewigkeit. Da musste Kyrill von Matuschka nicht lange überlegen, als sein Vater Alexander ihm von der Idee erzählte.

Aufmerksam gemacht auf dieses Abenteuer hatte ihn ein Bekannter, der mit dem Veranstalter befreundet war und schon mehrmals an der Tour teilgenommen hatte. Gesagt getan. Veranstalter der Reise war die Organisation &bdquo; Fundación Roadbook“, die jedes Jahr eine solche &bdquo;Rallye de Baquets“ - (zu deutsch Badewannen- oder Eimer-Rallye) veranstaltet. &bdquo;Baquet“ ist der Name eben dieser Fahrzeuge, weil sie Badewannen ähneln. Schnickschnack wie Anschnallgurt, Airbag oder Servolenkung haben die Autos natürlich nicht. Wozu auch? Wird in einer Badewanne ja auch nicht benötigt.

In Paraná bekommt das Vater-Sohn-Gespann ihr Auto, das sie &bdquo;Paulo“ taufen. Ein Ford A von 1927, mit 40 PS und Vierzylinder-Motor. Und &bdquo;Paulo“ unterscheidet sich sehr von dem privaten Auto des Lippers: Erstens ist es ein Rechtslenker und zweitens sind die Pedale anders angeordnet: links die Kupplung, in der Mitte das Gas und ganz rechts die Bremse. Sich daran zu gewöhnen, ist bereits die erste Herausforderung.

Liegen bleiben ist Teil des Abenteuers Am nächsten Tag brechen die Rallye-Teilnehmer auf ins Abenteuer. Von nun an geht es jeden Tag 300 Kilometer über die Erdstraßen durch Argentinien. Mit Zwischenstopps in kleineren Städten und Übernachtungen in Hotels. Die Straßen sind holprig und mit Schlaglöchern übersäht. Für die Navigation - falls man sich doch nicht auf den Vordermann verlassen will - ist jeder selbst verantwortlich. Und es dauert nicht lange, da hat sich das lippische Duo gleich das erste Mal verfahren. Da stehen die zwei Lipper an einer Kreuzung mitten im argentinischen Nirgendwo und wissen nicht weiter.

Dass sie sich wohl verfahren haben, haben sie aber zum Glück halbwegs schnell bemerkt: Nach zehn Minuten des Wartens fuhr kein einziges Auto ihrer &bdquo;Sippe“ an ihnen vorbei. Also wieder zurück. Und schon kommt ihnen ein &bdquo;Baquet“ entgegen, es gibt wieder eine Staubwolke, der sie folgen können. Nach zwei Stunden gibt es einen kurzen Zwischenhalt. Doch nachdem die Pause vorbei ist, will &bdquo;Paulo“ partout nicht mehr anspringen. Um es vorwegzunehmen: In dieser einen Woche wird das Auto ganze acht Mal liegen bleiben. Von defekter Benzinpumpe, Problemen mit der Lichtmaschine oder einem losgelösten Rad war alles dabei. Die Argentinier, die schon seit mehreren Jahren teilnehmen, nennen das einen Teil des Abenteuers.

Zum Glück fahren Mechaniker immer am hinteren Ende der Kolonne mit. Einer hält an, bringt &bdquo;Paulo“ wieder zum Laufen und zieht im wahrsten Sinne des Wortes den Karren aus’m Dreck. Die Fahrt kann weitergehen. Die Mechaniker sind die Helden der Rallye und könnten wahrscheinlich jedes Auto wieder ins Laufen bringen.

Ein Land voller Kontraste Die folgenden Tage sind geprägt von schönen Landschaften, viel Staub und weiteren Pannen am Auto. Kilometer um Kilometer erkunden die Teilnehmer ein Stück mehr von Argentinien. Während Kyrill von Matuschka die Tour genießt und den Großteil der Zeit fährt, jammert der Vater meistens über Rückenschmerzen oder den zu rasanten Fahrstil des Sohnes. Zum Glück ist &bdquo;Paulos“ Motor aber so laut, dass er nicht alles versteht.

Doch eines ist während der Fahrt durch die Walachei immer wieder überraschend: wie abgeschieden manche Menschen leben. Mitten im Nirgendwo, wo nichts drumherum ist, taucht auf einmal eine Ziegelhütte mit Wellblechdach auf. Häufig kommen die Einheimischen herausgelaufen, haben der Kolonne alter Autos zugeschaut, während sie vorbeigefahren ist. Und trotz der Abgeschiedenheit haben auch sie alle ein Handy, mit dem sie das Spektakel filmen. Zur Halbzeit der Rallye gibt es einen Tag Pause in dem 600 Seelendorf Colonia Carlos Pellegrini. Dort gibt es viele exotische Tiere wie Capybaras, Krokodile und Kaimane, die der Tour-Trupp auf einer Bootstour bewundert.

Generell ist Argentinien ein Land voller Kontraste: Sobald man die Zivilisation einer Stadt verlässt, mutet die Landschaft zum Teil wie der Wilde Westen an - Pferde und Cowboyhüte inklusive. Ein Ereignis an einer Tankstelle bleibt dem Vater-Sohn-Gespann wohl in besonderer Erinnerung: Während des Tankens kommt eine Gruppe Gaucho-Kinder auf ihren Pferden vorbei geritten. Das Bild ist wohl eins der Schönsten der Reise, weil es eben diesen Kontrast widerspiegelt.

Per pedes ins Ziel Und dann ist er auch schon da, der letzte Tag, nur noch 100 Meter bis zum Ziel - und auf einmal der Motor von &bdquo;Paulo“ aus. Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz, oder? Nun ja, nicht lang schnacken, also wird &bdquo;Paulo“ kurzerhand durch Ziel geschoben. Geschafft, die Rallye ist vorbei.

Rückblickend wirkt alles etwas surreal. Die atemberaubend schönen Wasserfälle zum Abschluss der Reise sind definitiv ein Highlight. Und noch eine andere Sache weiß der Lipper nach so einer Rallye noch mehr zu schätzen: das Duschen am Ende des Tages. Trotz Overalls und Gesichtsbedeckung haben Staub sich und Schmutz immer einen Weg durch die Kleidung gebahnt. Und obwohl dieser Urlaub wenig mit Erholung zutun hatte, so war es doch einer der schönsten: voller Kontraste und atemberaubender Eindrücke.

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