„Am Anfang hatten wir Panik“: Messerattacke versetzt Paderborner Kolleg in Ausnahmezustand

Paderborn. Der Mittwoch am Westfalen-Kolleg startet wie ein gewöhnlicher Tag, kurz nach 13 Uhr ist es vorbei mit dieser Normalität. Eine Messerattacke, bei der eine Schülerin lebensgefährlich verletzt wird , versetzt das Weiterbildungszentrum in einen Ausnahmezustand. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler sitzen stundenlang in den Räumen der Einrichtung fest, zunächst ist die Lage unklar.

Ausgangspunkt ist die Sporthalle des Kollegs. Hier soll ein 25-jähriger Paderborner die Schülerin mit einem Messer angegriffen haben. Dann flüchtet Tatverdächtige, der offenbar selbst Schüler des Westfalen-Kollegs ist. Die Polizei wird gegen 13.15 Uhr alarmiert, sie löst einen Großalarm aus. Anfangs ist von einer Amok-Lage die Rede.

Während draußen zahlreiche Einsatzkräfte an den Fürstenweg eilen, greift drinnen ein Notfallplan. Über die Lautsprecher-Anlagen wird die Schülerschaft informiert, dass eine ernste Situation vorliegt.

Schüler stapeln Tische vor die Klassentür

&bdquo;Der Alarm ging eine ganze Weile“, erzählt ein 24-jähriger Schüler später. Seine Klasse sei im ersten Moment noch alleine gewesen, da sie für die nächste Unterrichtsstunde auf den Lehrer wartete. &bdquo;Ohne den Lehrer hatten wir keinen Schlüssel zum Abschließen. Daher haben wir Tische wie Tetris vor die Tür gestapelt“, sagt der Schüler. &bdquo;Unsere erste Frage war: Ist das ein Probealarm oder Ernst?“ Ein anderer Lehrer habe die Klasse dann abgeholt und sie gemeinsam mit einem anderen Kurs eingeschlossen.

Das Warten beginnt. &bdquo;Am Anfang hatten wir Panik. Ich dachte, dass gleich jemand mit einer Pistole in den Raum kommt und schießt“, beschreibt ein anderer Schüler die Situation. &bdquo;Man hat sich über Whatsapp geschrieben“, berichtet eine 19-Jährige. Während sie und ihre Mitschüler drinnen ausharren, gibt die Polizei bekannt, dass es zu einem Messerangriff gekommen ist. Die Informationen dringen auch zu der Schülerschaft im Gebäude durch. &bdquo;Dass wirklich etwas Schlimmes passiert ist, war ein Schock für mich“, sagt ein 19-Jähriger.

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Für die Schülerschaft besteht zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr. Der Tatverdächtige hat sich mittlerweile selbst bei der Leitstelle der Polizei gemeldet und wird am Padersee festgenommen. Das Bild am Westfalen-Kolleg ist indes weiterhin von Dutzenden Polizisten – teils schwer bewaffnet – geprägt. Sondereinsatzkräfte durchsuchen das Gelände, um mögliche weitere Gefahren auszuschließen.

Notfallseelsorger betreuen die Schüler

Rund drei Stunden nach der Alarmierung rücken die ersten vermummten Einsatzkräfte nach und nach ab. Die Schüler dürfen sich wieder frei bewegen. In der Aula wird ihnen eine erste Notfallbetreuung angeboten. Wer möchte, kann mit Notfallseelsorgern sprechen. Auch Mitarbeitende der Schulpsychologischen Beratungsstelle stehen zur Verfügung – am Mittwoch, wie auch in den kommenden Tagen.

Die Klasse, die das Opfer besucht, werde intensiver begleitet, teilt die Bezirksregierung Detmold mit. Sie richtet auch den Dank der Schulleitung für &bdquo;die gute Zusammenarbeit mit den Notfallseelsorgern der Feuerwehr und der Schulpsychologische Beratungsstelle“ aus.

Mordkommission ermittelt

Währenddessen übernimmt eine Mordkommission des Polizeipräsidiums Bielefeld unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Stefan Esdar die Ermittlungen. Sie arbeitet mit ihren Kollegen aus Paderborn zusammen. Zeugen werden gebeten, Fotos und Videos, die im Zusammenhang mit der Tat stehen könnten, im Hinweisportal der Polizei NRW hochzuladen . Bis in den frühen Abend sichern Experten der Bielefelder Polizei Spuren am Tatort

Zu diesem Zeitpunkt äußert sich die Polizei noch nicht zu den Hintergründen und möglichen Motiven der Tat, die als versuchtes Tötungsdelikt eingeordnet wird. Auch wie es dem Opfer nach einer Not-Operation geht, ist noch unklar.

Unterricht geht am Donnerstag weiter

&bdquo;Die Schulgemeinde ist ebenso wie Familie und Freunde in Sorge um die verletzte Schülerin“, so die Bezirksregierung.

Das Weiterbildungszentrum, an dem rund 200 Schüler ihr Abitur oder Fachabitur nachholen, wird an diesem Donnerstag wieder öffnen. Im Mittelpunkt der Unterrichtsgestaltung sollen dann Gesprächsangebote stehen. Die Normalität kehrt noch nicht zurück ans Westfalen-Kolleg.

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