Interview: Was Atze Schröder und Paul Panzer mit der roten Kugel in Detmold zu tun haben

Kreis Lippe. &bdquo;Das Beste kommt zum Schluss“. Unter dem Motto blicken die Comedygrößen Atze Schröder, Paul Panzer und Micky Beisenherz zum Jahresende auf 2025. Die Show des Trios ist auf zwei Abende begrenzt - einer davon lockt das Publikum am Dienstag, 16. Dezember, in die Phoenix Contact Arena nach Lemgo.

Weshalb die Comedians ausgerechnet Lippe für diesen exklusiven Einsatz ausgewählt haben, worauf sich die Zuschauerinnen und Zuschauer einstellen können und ob Atze und Paul tatsächlich etwas mit der rollenden Kugel in Detmold zu tun haben: All diese Fragen beantworten Atze Schröder und Paul Panzer vorab im Interview.

Schon am Telefon wird klar: Bei den beiden stimmt die Chemie. Paul moderiert Atze als &bdquo;Legende in Lemgo“ an, während Atze seinen Comedy-Partner als &bdquo;Guru“ und &bdquo;Highlander“ vorstellt. Es wird also groß in Lemgo.

Ihr wollt in Lemgo dabei sein, habt aber noch keine Tickets? Die LZ verlost 3x2 Karten für &bdquo;Das Beste kommt zum Schluss“ am 16. Dezember in der Phoenix-Contact-Arena (Start 20 Uhr). Wer mitmachen möchte, kann einfach das Formular unter LZ.de/verlosung ausfüllen. Die Gewinner/innen werden benachrichtigt.

Ihr macht als Trio einen exklusiven Jahresrückblick. Es gibt nur zwei Shows - eine davon ist Lemgo. Wie kommen wir hier in Lippe zu der Ehre?

Atze Schröder: Man geht ja nicht in Metropolen, wo das Niveau eh schon so niedrig ist. Man geht dahin, wo die Leute wohnen, die es draufhaben, die die Kohle für so eine Veranstaltung haben und eben auch den Intellekt. Man spricht ja nicht umsonst vom Marbella Nordrhein-Westfalens, also Lemgo, darum fangen wir da an.

Paul Panzer: Ja, es ist schon ein bisschen, wie Atze sagt. Wir spielen normalerweise deutschlandweit, aber man hat natürlich seine kleinen geheimen Schätzchen, wo man gerne ist, wo man weiß, da fühlt man sich zu Hause, einfach schon, weil das Publikum einen aufnimmt. Uns wären sicher noch ein paar andere Städte eingefallen, aber es ging auch darum, eine Schnittmenge zu finden - von Atze, Micky Beisenherz und mir. Da hat in Lemgo alles gepasst.

In der Konstellation sieht man Euch ja erstmalig. Wie habt Ihr zusammengefunden?

Atze Schröder: Die Idee hatte in erster Linie die Agentur. Die wussten aber, dass wir drei ganz gut miteinander können, das ist ja im Künstlerkreis nicht immer üblich, aber die wissen, dass wir uns auf der Bühne nicht die Augen ausstechen - und dass wir uns vor allen Dingen mögen.

Paul Panzer: Atze und ich kennen uns ja schon sehr lange, auch wenn man jetzt nicht jedes Wochenende zusammenhängt. Wir haben so eine Langzeitfernbeziehung, aber doch innig und auch so, dass man dem anderen die Butter auf dem Brot gönnt. Wir haben so viele Sachen zusammen erlebt, über die meisten können wir nicht sprechen.

Atze Schröder: Da müssten wir Dich töten. (lacht)

Paul Panzer: Atze hat mir gestern witzigerweise noch eine SMS geschickt von einem Interview mit Lemmy Kilmister (Anmerkung der Redaktion: verstorbener Sänger von Motörhead). Der hat 2008 gesagt, man soll nicht immer so viel Zeit mit Arschlöchern verbringen, gerade wenn man ein gewisses Alter erreicht hat und eine gewisse Reife. Und in diesem Sinne findet dieses Gipfeltreffen statt.

Atze Schröder: Ja, es könnte so auch an der Hotelbar stattfinden - da machen wir dann die Nachlese. Ich glaube, in der Comedyszene ist Paul mein bester Freund. Und treu nach Lemmys Motto, halte dich fern von Idioten, gebe ich mich lieber mit Paul ab. Der ist Bruder im Geiste - ich freue mich daher wahnsinnig drauf. Hätte die Agentur gesagt, wir machen Bodenturnen und Pilates, hätte ich das auch mit Paul gemacht.

Paul Panzer: Da hätte Micky aber abgesagt.

Atze Schröder: Ja, von uns dreien ist er der unsportlichste.

Ihr seid zwei Comedy-Größen, lebt Eure Figuren, während Micky Beisenherz als Comedy-Autor, Podcaster und Moderator eher auf anderer Ebene unterwegs ist. Welche Rolle nimmt er in Eurer Show ein?

Paul Panzer: Wir haben vor allem modisch an Micky gedacht. Man sollte ja immer was dabei haben, was gut aussieht und da hat Atze direkt an Micky gedacht. Die Kombination ist sowieso sehr interessant.

Atze Schröder: Unbedingt. Micky kommt ja eher von der Nachrichtenseite, hat einen erfolgreichen Newspodcast mit Apokalypse und Filterkaffee. Ich glaube, dass er auch für die entsprechende Fallhöhe sorgt. Wenn der uns ab und zu die Nachrichten auf den Elfer legt, dann können wir wunderbar den Strafstoß verwandeln. Gleichwohl ist Micky wahnsinnig schnell in der Birne und hat oft eine Gehirnwindung mehr als alle anderen. Der hat oft Ideen, da kommt man so nicht drauf.

Ihr setzt also vor allem auf Impro an dem Abend?

Atze Schröder: Mit Sicherheit ist auch Impro dabei, aber jeder von uns bringt in seinem kleinen mentalen Rucksack auch ein paar Themen mit, die ihn über das Jahr bewegt haben. Wir machen zwei Hälften - in der ersten machen wir Januar bis Juni, dann Juli bis Dezember. Das kennt ja jeder, auch jede Leserin und jeder Leser, dass es in jedem Monat ein Thema gab, das einen besonders berührt hat und die bringen wir auch mit.

Da wollen wir nicht vorgreifen - aber könnt Ihr ein kurzes Fazit für 2025 ziehen? War Euch überhaupt zum Lachen zumute?

Paul Panzer: Komödie und Tragödie liegen ja immer dicht beieinander und von daher ist es auch immer eine Betrachtungsweise. Es ist alles schwierig, es ist alles kompliziert, ja, aber mit der richtigen mentalen Einstellung oder Neudeutsch Mindset kann man das am Ende vielleicht auch in etwas Gutes umwandeln. Und das ist sowieso das, wofür Atze, Micky Beisenherz und alle anderen Kollegen kämpfen - mit Humor eben. Und Humor ist eine große universelle Sprache und der werden wir uns bedienen und Lemgo zum Lachen bringen.

Was wäre ein Thema, das in einem Jahresrückblick 2025 nicht fehlen darf?

Atze Schröder: Wie Paul schon sagte, Leben besteht aus Höhen und Tiefen. Unser aller Held Karl Valentin hat gesagt: Wenn es regnet, habe ich gute Laune, weil wenn ich schlechtere Laune habe, regnet es ja trotzdem. Einer meiner Höhepunkte war natürlich, dass die Mutter von Daniela Katzenberger sich die Arme hat operieren lassen, weil die doch ein bisschen speckig wurden. Das hat mich tagelang beschäftigt. Du siehst, ich habe letzten Sonntag Exclusiv geguckt, da kann man schön bei sich selbst feststellen, wie beim Zuschauen die ganzen Gehirnzellen absterben.

Das kann ja auch manchmal ganz wohltuend sein.

Paul Panzer: Also ich habe lange gezittert, bis endlich klar wurde: Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres 2025. Das war knapp. Ich muss mir dringend die Homepage reservieren. Du siehst, selten wird man so viele verschiedene Themen runtergebrochen auf einen Jahresrückblick erleben wie bei uns. Es wird sehr, sehr lustig.

Atze Schröder: Ich bin mir sicher, dass Micky auch die ein oder andere politische Sache im Gepäck haben wird - Friedrich Merz gibt ja ne Menge her. Stromberg - das Original.

Dieses Jahr wurde auch wieder viel über Humor und dessen Grenzen gesprochen. Seid Ihr die Debatte leid oder nehmt Ihr die noch an?

Paul Panzer: Mein Fazit ist: Sagt einfach und haltet aus, was dann passiert. Jede Aktion löst eine Reaktion aus. Wir sind alle denkende Menschen und wir haben immer noch Gott sei Dank das Recht auf freie Rede und das sollte sich niemand verbieten lassen. Das meine ich im Guten und im Schlechten. Man muss es dann auch aushalten. Ich sag das, was ich denke und was mich bewegt.

Atze Schröder: Ich habe auch das Gefühl, dass das Pendel ein bisschen in die andere Richtung schwingt. Natürlich muss man gewisse Sachen wie MeToo, die Sexismusdebatte, Gewalt gegen Frauen und Kinderschutz ernst nehmen. Ich glaube, Paul und ich, sind beide froh, dass Kinder jetzt besser behütet sind, als wir es früher waren.

Paul Panzer: Ja, ein Wunder, dass wir durchgekommen sind.

Atze Schröder: Wir mussten uns im Auto noch festhalten.

Paul Panzer: Ich erinnere an das Bild, wenn Hunderttausende kleine Schildkröten ausgebrütet werden und Richtung Meer rennen. Da sind nur ganz wenige, die es schaffen. Und so war es auch, was Atzes und meine Kindheit betrifft. Wir sind die kleinen geschlüpften Dinger, die durchgekommen sind.

Atze Schröder: Und auch, was die politische Korrektheit betrifft, die vermeintlich vorherrschen soll, gilt wieder Lemmys Zitat: Halte dich fern von Idioten.

Das wäre ein schönes Schlusswort, aber lasst uns noch mal auf die Highlights des Jahres blicken, die hier im Kreis Lippe passiert sind. Eine Skandalgeschichte war, dass die Stadt Bad Salzuflen Tretboote auf dem Kurparksee verboten hat. Was glaubt Ihr, ist da passiert?

Paul Panzer: Wahrscheinlich haben sich zu viele Leute beschwert, dass der Motor nicht anging.

Atze Schröder: Ich habe einen anderen Verdacht - ich bin ja gerade in Münster und hier gab es mal einen Schwan, der sich in ein Tretboot verliebt hat... Ich denke also, hier ist auch ein Schwan im Spiel.

Genau. Hier hat sich eine Schwanenfamilie von den Schwanenbooten bedroht gefühlt. Einer soll am Ende gar durchgedreht sein und die Boote angegriffen haben.

Atze Schröder: Letztes Jahr war noch die Meldung: Rentner von Kleinkind angeschwommen. Auch äußerst brutal.

Das Thema hat hier viele bewegt. Fast zum Aufstand wäre es dagegen in Detmold gekommen: Da hat der Begriff Hellerlecht völliges Entsetzen ausgelöst. Egal, ob im Rathaus, in der Stadt oder auf den Dörfern. Könnt ihr Euch vorstellen, weshalb?

Atze Schröder: Hellerlecht. Hm... Was soll das sein? Die letzten Worte von Goethe waren ja: Mehr Licht, mehr Licht, hat er gesagt. Und das schließt sich dann der Bogen zu Detmold...

Paul Panzer: Die letzten Worte von Mozart sollen ja gewesen sein: Schon wieder.

Atze Schröder : Meine letzten Worte werden sein: Betrag dankend erhalten.

Ok, das war schwer. Also Hellerlecht, Plattdeutsch für Tageslicht, ist der neue Name für das Freilichtmuseum in Detmold. Weil kaum wer was damit anfangen kann, gab es Protest. Würdet Ihr ein Museum mit diesem Namen besuchen?

Paul Panzer: Also der Name lässt auf jeden Fall Raum, um sich noch mal näher zu informieren. Aber das ist ja bei vielen Museen so. Unter Guggenheim kann man sich jetzt auch nichts vorstellen.

Atze Schröder: Könnte auch ein Name für den KitKat-Club (Anmerkung der Redaktion: Erotik-Club in Berlin) sein.

Stimmt, hat was Verruchtes. Eine andere Nachricht aus Detmold hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Es geht um eine rote Kugel. Ein Kunstobjekt mit 4,5 Metern Durchmesser und zwei Tonnen schwer.

Paul Panzer: Rote Kugel - da habe ich erst mal an Vox gedacht.

Atze Schröder: Und ich an Cindy aus Marzahn.

Ihr seid beide relativ kalt.

Atze Schröder: Sagen wir mal so, wenn Paul und ich hier in Detmold schon mal gespielt hätten, hätten wir auf jeden Fall versucht, die Kugel irgendwo anders hinzurollen.

Paul Panzer: Ist das nicht so was gewesen wie: Die war schon mal da, war schon mal weg und ist jetzt wieder da?

Stimmt. Erst hat sich die Kugel im April aus der Verankerung gelöst und im Mai hat sich dann wer dran zu schaffen gemacht - das Ding ist 50 Meter über die Straße gerollt, hat einen Laternenmast mitgenommen - und hat es bis ins ZDF geschafft.

Atze Schröder: Also ich kann nicht sagen, wo Paul und ich im Mai waren.

Paul Panzer: Ich weiß auch gar nicht, ob ich im Mai überhaupt war.

Atze Schröder: Deshalb bist du auch der Guru. Du stellst das Dasein an sich infrage.

Ihr seht, hier in Lippe ist einiges passiert, was die Menschen zum Nachdenken gebracht hat. Was geht Euch mit Blick auf 2026 durch den Kopf?

Paul Panzer : Ich habe aufgehört zu planen, es kommt ja eh alles anders. Wie sagt man so schön: Der Mensch plant und Gott lacht.

Atze Schröder: Ich bin auch in der Phase. Ich schaue mir alles amüsiert an und freue mich über Gottes Plan. Wir sind doch alle nur der Sterne Tennisbälle.

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