Tod eines Corona-Patienten: Detmolder Arzt erneut wegen Totschlags verurteilt

Detmold/Essen. Der Detmolder Arzt, der 2020 die Behandlung eines schwer kranken Corona-Patienten abgebrochen hat, ist wegen vollendeten Totschlags vor dem Landgericht Essen zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Der Intensivmediziner musste sich bereits zum zweiten Mal wegen des Todes des Patienten vor dem Gericht verantworten, weil der Bundesgerichtshof (BGH) die Verurteilung wegen Totschlags aufgehoben hatte. Ein weiteres Urteil wegen versuchten Totschlags in zwei anderen Fällen blieb hingegen bestehen.

Die Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten ergibt sich nach Angaben des Essener Gerichtssprechers Matthias Murawski aus drei Einzelstrafen, da in zwei Prozessen die Todesfälle von drei Patienten untersucht wurden. &bdquo;Verhängt wurden zwei Freiheitsstrafen von jeweils drei Jahren und drei Monaten und eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Daraus ist eine Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten entstanden.“

Das Landgericht Essen sah es in zwei Verfahren 2021 und 2022 als erwiesen an, dass der Arzt drei schwer kranken Corona-Patienten auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Essen Medikamente in tödlicher Dosierung verabreicht hatte, um sie zu erlösen. Die Behandlung der Patienten, eine 65-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 50 und 47 Jahren, war laut Gericht zuvor abgebrochen worden, sie lagen im Sterben. Der Tod des 47-jährigen Patienten wurde aufgrund des BGH-Beschlusses seit dem 13. August neu verhandelt und ist am 26. November zu Ende gegangen.

Gericht: Verurteilter hat den Tod des Patienten beschleunigt &bdquo;Die Kammer ist zu dem Schluss gelangt, dass der Angeklagte den Tod des Patienten durch den Abbruch der Behandlung und die Gabe von überdosierten Medikamenten beschleunigt hat“, erklärt Murawski. &bdquo;Ohne diese Handlungen wäre es zu diesem Zeitpunkt nicht zum Tod des Patienten gekommen.“ Gegen die erneute Verurteilung hat der Verteidiger des Detmolder Arztes, Harald Wostry, Revision eingelegt. &bdquo;Das Gericht ist der Auffassung, dass der Behandlungsabbruch nicht gerechtfertigt war. Das sehen wir anders, weil die Lunge des Patienten bereits so zerstört war, dass eine Heilung nicht mehr möglich war.“

Bei dem Patienten handelte es sich nach Angaben des Gerichts um einen 47 Jahre alten Niederländer, der aufgrund einer schweren Covid-19-Infektion im Herbst 2020 von Venlo nach Essen verlegt worden war, weil eine extrakorporale Membranoxygenierung, kurz ECMO, nötig war. Diese Technik kommt zum Einsatz, um das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff anzureichern, wenn ein Lungen- oder Herz-Kreislaufversagen mit anderen Mitteln nicht mehr aufgehalten werden kann.

Angeklagter ist überzeugt, im Patientensinne gehandelt zu haben &bdquo;Mein Mandant ist der festen Überzeugung im Sinne des Patienten und seiner Angehörigen gehandelt zu haben, als er die Behandlung abgebrochen hat“, erklärt Wostry. Der Wille des Patienten sei nicht bekannt gewesen. &bdquo;Die Angehörigen erklärten, dass sie sich nur sinnvolle Maßnahmen wünschen, damit sich der Patient nicht quälen muss. Doch er lag im Sterben. Einzig eine Lungentransplantation hätte geholfen, doch dafür kam der Patient nicht infrage.“ Diese Möglichkeit sei deshalb auch nie diskutiert worden, sagt Wostry. &bdquo;Das Gericht geht jedoch davon aus, dass es noch eine medizinische Indikation für eine Weiterbehandlung gab.“

Nach Angaben Wostrys muss der BGH nun prüfen, ob die Begründung des Gerichts für eine medizinische Indikation tragfähig ist. &bdquo;Ich hoffe, dass der BGH dieses Urteil für eine grundsätzliche Klärung nutzt, denn es fehlt an rechtssicheren Vorgaben für den Umgang mit Patienten am Lebensende.“ Nach Angaben des Rechtsanwalts nehmen Fälle zu, in denen sich Intensivmediziner nach Behandlungsabbrüchen bei todkranken Patienten vor Gericht verantworten müssen. &bdquo;Für die Organspende hat der Gesetzgeber auch klare Regeln geschaffen.“

Arzt verbüßt Freiheitsstrafe aus dem ersten Verfahren Seit Frühjahr dieses Jahres verbüßt der Detmolder Arzt nach Angaben Wostrys die Haftstrafe aus dem ersten Verfahren. &bdquo;Das Urteil wegen zweifachen versuchten Totschlags ist rechtskräftig.“ Vollständig verbüßen müsse der 49-Jährige die Strafe aufgrund der einjährigen Untersuchungshaft jedoch nicht. Laut Wostry war sein Mandant vor dem Haftantritt nicht mehr als Arzt tätig. Seine Approbation ruhe, weshalb er keine Heilberufe ausüben dürfe.

Tod eines Corona-Patienten: Detmolder Arzt erneut wegen Totschlags verurteilt

Urteil gegen Arzt wegen verbotener Sterbehilfe rechtskräftig

Wenn der Hausarzt vom Patienten ein Grundstück erbt

Maradona litt an Lungenödem und Herzmuskelerkrankung vor Tod

15 Jahre Haft für falsche Narkoseärztin

Tod eines Mädchens im Klinikum Lippe: Verurteilter Arzt geht in Berufung

Verbotene Sterbehilfe - Prozess gegen Arzt geplatzt

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €