Wie ein Lipper die Berliner Clubszene ins Rampenlicht rückt

Kreis Lippe/Berlin. Ausgerechnet Dörentrup als kleinste lippische Kommune wagt ein Tänzchen mit der Berliner Clubkultur, die seit 2024 als Immaterielles Kulturerbe gilt. Denn mit Fotograf Chris Noltekuhlmann setzt ein Lipper der Techno-Szene der Hauptstadt ein fotografisches Denkmal.

Noltekuhlmann, der inzwischen in Los Angeles und Berlin lebt und weltweit als Werbefotograf für Marken wie Google oder Mercedes unterwegs ist und bereits Gisele Bündchen und Ewan McGregor vor der Linse hatte, hat die Menschen fotografiert, nachdem sie in den Clubs der Hauptstadt gefeiert haben.

Mehr als schrille Outfits Was ursprünglich ein kleiner Versuch mit Freunden bleiben sollte, ist nun das Buch &bdquo;Berlin Night After Glow“ im Kehrer-Verlag geworden, das sogar von der renommierten Kunstzeitschrift &bdquo;Monopol“ besprochen wurde. Mehr als 350 Menschen hat Chris Noltekuhlmann, der in Dörentrup aufwuchs und in Lemgo auf die Gesamtschule ging, fotografiert. Mehr als 200 der Menschen in teils provokanten Party-Outfits haben es in den Fotoband geschafft.

Wichtig ist Noltekuhlmann dabei aber nicht der um Aufsehen kreischende Lack- oder Latex-Suite, sondern vielmehr der kulturelle Überbau. &bdquo;Die Clubs in Berlin sind ein Safe-Space für alle Subkulturen“, sagt der Fotograf. &bdquo;Das Spektrum ist sehr breit - vom Studenten über den Bankangestellten bis hin zum Wissenschaftler.“ Viele dieser Menschen glitten in den Clubs - anonym - durch die Nacht. &bdquo;Das macht Berlin so besonders“, sagt Noltekuhlmann.

Keine Schnappschüsse vor Clubs Apropos Save-Space: Der Wahl-Berliner hat seine &bdquo;Models“ nicht einfach vor den einschlägigen Clubs, dem Berghain, RSO oder KitKatClub, in denen Handys teils verboten sind und teils über der Kamera abgeklebt werden, abgefangen. Noltekuhlmann ließ vielmehr seine Netzwerke spielen und lud die Partygänger ins Studio. &bdquo;Viele kamen mit Freunden, sodass die Feier oft bei mir weiterging. Einige wollten gar nicht mehr gehen“, erinnert sich der Fotograf.

Fotografisch konzentrieren sich die Aufnahmen, ohne störendes Beiwerk und Hintergrund, auf die Menschen selbst. Die Spannung habe sich von selbst ergeben, zumal er mit Mittelformat-Film fotografiert habe: &bdquo;Das heißt: Jeweils gab es nur zehn Aufnahmen. So verhalten sich die Menschen vor einer normalen Kamera anders als vor einer digitalen.“

Fotografie als Jugendpassion In Berlin hat Noltekuhlmann seine Aufnahmen bereits bei einer Ausstellung gezeigt - auch einer Schau in Ostwestfalen-Lippe wäre er nicht abgeneigt. Und natürlich die USA ... seine zweite Heimat. &bdquo;Hier genießt die Berliner Clubszene sozusagen Legendenstatus“, weiß der Werbefotograf, auch weil es das nächtelange Clubbing wie in Deutschland dort aufgrund von Sperrstunden und kommerzielleren Ansätzen nicht gebe.

Ein wenig schließt sich für den gebürtigen Lipper mit seinem Berliner Projekt ein Kreis. Schon zu Schulzeiten war Noltekuhlmann als derjenige bekannt, der auf Partys und Abschlussbällen die Fotos macht. In der Skaterszene aktiv, fotografierte der Wahl-Berliner dann in Skaters Palace, Forum und Lokschuppen Bands auf ihren Tourneen. Sicher nicht ganz unschuldig daran: Noltekuhlmanns Auslandsjahr an einer Schule in Ohio, wo er Fotografie als Schulfach belegen konnte. &bdquo;Der Lehrer hat mir gezeigt: Es gibt mehr als Porträt- und Hochzeitsfotografie.“

&bdquo;Berlin Night After Glow“ ist als 208 Seiten starker Fotoband im Kehrer-Verlag erschienen. Enthalten sind zudem ein Essay und Interviews der Journalistin Cassidy George, die die Arbeiten kulturell einordnen und Einblick in eine Subkultur geben, die über ihr nächtliches Erscheinungsbild hinausreicht. ISBN: 978-3-96900-217-9. Preis: 58 Euro.

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