
Kreis Lippe. Ein tropischer Virus ist für das derzeitige Amselsterben in Südwestdeutschland verantwortlich und hat möglicherweise auch Lippe erreicht. Beim Nabu Leopoldshöhe gehen laufend neue Hinweise ein.
Seit dem Aufruf in der LZ erhält Ewald Thies, Vorsitzender der Nabu Ortsgruppe Leopoldshöhe, eine Fülle von Informationen, Fundmeldungen und Hinweisen aus der Bevölkerung zum Thema Amselsterben. Wie berichtet, ist die Ursache für das rätselhafte Amselsterben der tropische Usutu-Virus. "Ich habe in letzter Zeit zwölf Meldungen über verendete Amseln erhalten", so Thies.

Nachdem vor etwa zwei Wochen tote Tiere in Bielefeld und später im direkten Umfeld der Gesamtschule Leopoldshöhe gefunden worden waren, kam ein weiterer Hinweis aus Detmold: Eine ungewöhnlich zutrauliche Amsel verharrte auf der Terrasse eines Hauses und wurde kurze Zeit später tot im Gebüsch gefunden. Auch in Leopoldshöhe, Bad Salzuflen, Detmold-Bentrup, Pivitsheide VH und Kalletal-Lüdenhausen wurden verhaltensauffällige oder verendete Amseln gesichtet.
Alle Fundmeldungen hatten eines gemeinsam: Die Tierkadaver zeigten keine äußerlichen Verletzungen. Ewald Thies wird die Meldungen nun zur Auswertung an den Nabu-Dachverband weiterleiten. Da es sich bei dem Usutu-Virus jedoch um einen Tiervirus handelt, gehe für den Menschen keine besondere Gefahr aus, wenn man gewisse Vorsichtsmaßnahmen beachte.
So sollten verendete Tiere nur mit Schutzhandschuhen angefasst werden. Für die Entsorgung seien weder der Kompost noch die grüne Tonne ein geeigneter Ort. Gartenbesitzern rät Thies, die Tierkadaver zu vergraben. Außerdem bittet er, derzeit von der Fütterung abzusehen. "Da an den Futterstellen regelmäßig viele Tieren zusammen kommen, ist das Seuchenrisiko dort höher", so Ewald Thies.
Auch beim Veterinäruntersuchungsamt (CVUA OWL) in Detmold ist das Amselsterben bereits Thema. Drei Tierkadaver seien untersucht worden, von denen ein Vogel an einem Parasitenbefall verendet sei. Da das Institut derzeit noch keine technischen Möglichkeit hat, das Usutu-Virus einwandfrei nachzuweisen, wurden die beiden übrigen Tierkörper ins Untersuchungsamt nach Freiburg geschickt. Ein abschließendes Ergebnis stehe noch aus, so Pathologe Dr. Wolfgang Thiel.