Vom Baggerloch zum Naherholungsgebiet: Der Werresiek-See

Lage-Waddenhausen. Durch Auskiesungen entstehen tiefe Wunden in der Erdoberfläche. Doch die Natur heilt diese Wunden auf ihre ganz eigene Art und Weise. Der Werresiek-See in Waddenhausen ist dafür das beste Beispiel. Hier ist aus einem Baggerloch ein Naherholungsgebiet entstanden.

Still und idyllisch ist es rund um den See. Das war nicht immer so. Anfang der 2000er-Jahre artete die Nutzung für sommerliche Freizeitvergnügen dermaßen aus, dass die Stadt Lage sich gezwungen sah, das komplette Gebiet einzuzäunen und für fünf Jahre zu sperren.

Inzwischen ist der 13 Hektar große Teich längst wieder frei zugänglich, das Baden und Lagern allerdings strengstens untersagt. Beliebt ist der Baggersee immer noch. &bdquo;Als stilles Erholungsgebiet geprägt durch einen Wanderweg drum herum", wie es Margarete Wißmann von der Stadt Lage passend umschreibt. Sie weiß, dass besonders Spaziergänger hier die Ruhe genießen.

Renate Knüver-Weskamp wählt die Strecke regelmäßig gemeinsam mit Hündin Lara. &bdquo;Vom Stadtwald aus ist das ein tolles Ziel", schwärmt die Lagenserin. &bdquo;Von Lage aus einmal um den See rum, das sind ungefähr 4,5 Kilometer", hat Margarete Wißmann die Streckenlänge parat.

Sie weiß es so genau, da der Lippische Heimatbund in Kooperation mit der Stadt Lage im kommenden Jahr erstmalig eine Führung anbieten wird, die sich über acht Kilometer vom Steinbrinkweg über den Greimberg sowie den Waddenhauser Berg rund um den See erstreckt. &bdquo;Das Programmheft für den deutschen Wandertag 2018 ist gerade frisch gedruckt", freut sich Wißmann, dass Lage hier vertreten ist und mit der Werresiek-Runde sicher punkten kann.

Der Baggersee befindet sich in Privatbesitz und wird vom Polizeisportverein als Angelgewässer mit reichlich Fischbesatz genutzt. &bdquo;Selbst Nil-Gänse fühlen sich hier heimisch sowie eine Vielzahl Fledermausarten", weiß Margaret Wißmann. Vor 15 Jahren konnte der Heimatbund das ehemalige Umspannwerk am See für einen symbolischen Euro kaufen und zur Fledermausstation umfunktionieren.

Ein weiteres Zeichen für den guten Zustand der Natur rund um das Gewässer sei die Ansiedlung von Knabenkraut. &bdquo;Diese geschützte Orchideenart ist selten, da sie sehr anspruchsvoll ist", so die Umweltbeauftragte. Gut zwei Jahrzehnte hat es gedauert, bis dieses Naturparadies im wahrsten Wortsinn gewachsen ist.

Batnight am Werresiek Rechtzeitig vor dem Ende der Schulferien bietet der Heimatbund Lage für Jung und Alt eine Nachtwanderung am Werresiek an. Unter fachkundiger Leitung können Interessierte heimische Fledermäuse bei ihrer Futtersuche beobachten. Ein Fachmann führt zunächst in die Besonderheiten dieser Säugetiere, teilt der Heimatbund mit. Anschließend geht es dann an das Seeufer, um von hier aus nach den kleinen Flugtieren Ausschau zu halten.

Für das Auffinden der Nachtschwärmer stellt der Heimatbund den Teilnehmern sogenannte Bat-Detektoren zur Verfügung. Die Tour startet am Freitag, 25. August, um 20.45 Uhr an der Kreuzung Heerstraße/Breiter Winkel. Es ist wetterfeste Kleidung und geeignetes Schuhwerk erforderlich. Wer ein Fernglas besitzt, sollte es mitbringen, um die Flugkünste der Säugetiere auf dem See besser verfolgen zu können.

Schlupflöcher sind wichtig für Fledermäuse Die nachtaktiven Tiere mögen es warm und trocken. Sie benötigen Schlupflöcher, zum Beispiel unter dem Dach, wo sie sich auf Dachböden gern an Balken hängen. Hausbesitzer können an der Fassade Fledermauskästen anbringen.

Andere Fledermausarten verweilen in alten Spechthöhlen, die als Modelle auch käuflich zu erwerben sind. Essenziell ist, ein Nahrungsangebot durch die Pflanzung von Obstbäumen und blütenbildenden Stauden zu schaffen, das Insekten anlockt. &bdquo;Ein bisschen Wildnis zulassen", verdeutlicht Bernd Milde.

Wichtig: Auf Pflanzenschutzmittel sollte verzichtet werden. Die Tiere machen nichts kaputt, sondern hinterlassen nur winzige Kotpillen. Auch Bürger können eine Plakette erhalten, wenn sie etwa Fledermäuse als Untermieter haben oder ein Quartier schaffen möchten.

Paula erklärt's: "Mit der Zeit entsteht ein See" Rund um Lage gibt es in Waddenhausen, Müssen und Ottenhausen Baggerseen. Hier wird beziehungsweise wurde Kies abgebaut. Dabei handelt es sich um kleine, runde Steine, die zum Beispiel zum Bauen von Häusern verwendet werden.

Deshalb kommen Firmen mit großen Baggern, um den Kies abzubauen. Dabei graben sie oft so tief, dass sie auf Grundwasser stoßen. Das ist Wasser, das im Erdboden durch Spalten fließt oder sich in Hohlräumen sammelt. Mit der Zeit entsteht dann ein künstlicher See – eben ein Baggersee.

Ob in dem gebadet werden darf oder nicht, entscheiden die Gemeinden, zu denen er gehört. In Lage ist es verboten. Dafür darf in einigen Seen mit Genehmigung geangelt oder sogar getaucht werden. Vor 40 Jahren wurde an verschiedene Stellen entlang der Werre die Auskiesung erlaubt. Wenn die zu Ende ist, muss das Gelände der Natur überlassen werden.

Die Stadt Lage kümmert sich um den Werre-Weg. Aktuell wird ein Teilstück geschottert, damit hier weiterhin trockenen Fußes gewandert werden kann.

Kennen Sie noch weitere Badeseen? Dann einfach als Kommentar oder per Mail an online@lz.de .

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