Lagenser Ehepaar misst für den Deutschen Wetterdienst

Lage-Hörste. Eine von drei ehrenamtlich betriebenen Niederschlagsstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) befindet sich im Garten von Ingrid Neese und ihrem Mann Andreas Kuhlmann. Und dort bereits seit dem Jahr 2005. Die Weitergabe von Daten war in den ersten Jahren mit etwas Aufwand verbunden, ist inzwischen aber deutlich einfacher geworden.

Das Ehepaar folgte damals einem Aufruf in einer Zeitung, in dem ein Nachfolger für die Wetterstation gesucht wurde. Die wollte der Deutsche Wetterdienst möglichst weiter in Hörste betreiben. Und zwar auf der Höhe von rund 111 Metern über dem Meeresspiegel. &bdquo;Ich fand das ganz interessant", erklärt Ingrid Neese. &bdquo;Wir haben uns vorher nicht groß ums Wetter gekümmert. Und es war uns nicht bewusst, dass wir das jeden Tag machen mussten. Für jeden Urlaub musste eine Vertretung gefunden werden." Die beiden hatten jedoch einen guten Nachbarn, der die Aufgabe in ihrer Abwesenheit sehr genau nahm und die Daten ablas.

Tag für Tag gefragt

Für das Messgerät, das ein Techniker aufbaute, musste zunächst ein Graben für ein Stromkabel ausgehoben werden. Der Standort wurde so gewählt, dass hohe Bäume, die die Daten beeinflussen könnten, etliche Meter weit weg sind. Ab dann lasen die Eheleute Tag für Tag die Niederschlagsmenge an Regen ab, Schnee musste vorher aufgetaut werden. Von Interesse war auch, um welche Art von Regen es sich handelte und ob der Boden nass war. Dies alles passierte zwischen 7.30 und 9 Uhr – ohne Ausnahme.

Die Wetterstation wurde im Laufe der Zeit moderner. Heute muss nur noch die Schneemenge weitergegeben werden. Dazu liegt auf dem Boden ein Neuschneegitter. Um die Höhe abmessen zu können, hat Ingrid Neese eine kleine Stange aufgestellt. Schnee? Ingrid Neese lacht und erzählt von einer Überschrift in der LZ, die einmal lautete: &bdquo;Der Winter fand an einem Donnerstag statt". In diesem Winter habe es bislang am 7., 8., 9. und 17. Januar in Hörste geschneit.

Ihr Ablesedienst für den Schnee beschränkt sich inzwischen auf die Monate Oktober bis April. Die Niederschlagsmenge an Regen wiegt die Anlage selbst und sendet die Daten an die Zentrale nach Offenbach. Davor musste das Gefäß von Hand geleert und die Daten eingegeben werden.

2 Euro erhalten Ingrid Neese und Andreas Kuhlmann vom Wetterdienst für ihren Aufwand, und zwar für 365 Tage im Jahr. Mittels Passwort loggen sie sich täglich ins Internet ein und geben die Schneehöhe ein, oder dass es eben nicht geschneit hat. Machen sie dies nicht, gibt es prompt einen Anruf vom Wetterdienst.

Großteil der Daten aus ehrenamtlichen Messungen Das Beobachtungsnetz des DWD reicht von Wetterwarten, die das volle Beobachtungsprogramm rund um die Uhr mit hauptamtlichem Fachpersonal durchführen, über automatische Stationen, bis hin zu Wetterstationen, an denen ehrenamtliche Beobachter Wetterdaten registrieren. An den ehrenamtlich betreuten Wetterstationen werden mittlerweile fast zwei Drittel aller Wetterdaten im Realzeitbetrieb täglich bereitgestellt. Insgesamt gibt es davon 1705.

Jedes Jahr erhalten die Eheleute vom DWD einen Jahresbericht. Der letzte verweist auf den unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen, ohne die die Leistungen nur eingeschränkt wahrgenommen werden könnten. Eine korrekte Vorhersage des Wetters und die Erstellung von Gutachten im Bereich von Wetterschäden für Gerichte und Versicherungen, im Rahmen von Bauunternehmen, für die Planung von Verkehrswegen und Siedlungen sowie im Einzelfall auch bei Unfällen im Luftverkehr, so heißt es, hänge maßgeblich auch von der kontinuierlichen Aufzeichnung der Wetterdaten ab.

DWD misst auch Radioaktivität in der Atmosphäre Der Deutsche Wetterdienst ist eine Bundesoberbehörde mit Sitz im hessischen Offenbach am Main. Es handelt sich um eine Anstalt des öffentlichen Rechts im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die Messungen des DWD gliedern sich in Boden- und Atmosphärenbeobachtung und die Überwachung der Radioaktivität in der Atmosphäre. Basierend auf den Vorgaben der Weltorganisation für Meteorologie betreibt der DWD das Bodenmessnetz. Dieses umfasst nach seinen Angaben alle Wetterwarten, Flugwetterwarten und Wetterstationen, unabhängig ob diese vollautomatisch betrieben werden, partiell oder 24-stündig mit Fachpersonal besetzt sind.

Derzeit betreibt der DWD in Lippe zwei hauptamtliche Wetterstationen: in Bad Salzuflen und in Lügde-Paenbruch. Zur Ermittlung der meteorologischen Daten setzt der DWD unterschiedliche Messsensorik und Messsysteme ein. Parameter sind unter anderem: Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Niederschlag, Schneehöhe und Strahlungshaushaltsgrößen. Die Daten bilden zum Beispiel die Grundlage für nummerische Wettervorhersagemodelle.

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